Billiger womöglich besserDas hat es mit dem Rotweinkater auf sich
gbi
26.11.2023
Schon nach einem Glas Rotwein brummt der Kopf: Kann das sein? Ja, sagen amerikanische Forschende. Im Verdacht steht ein natürlicher Farbstoff, der in den roten Trauben steckt.
gbi
26.11.2023, 18:26
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Manche Menschen bekommen schon nach geringen Mengen Rotwein Kopfschmerzen, nicht aber von Bier oder Weisswein.
Warum das so ist, hat ein Forschungsteam aus dem US-Bundesstaat Kalifornien jetzt untersucht.
Ihr Verdacht: Ein Farbstoff, der in den roten Trauben natürlich vorkommt, könnte zum Schädelbrummen führen.
Beim Bier oder Weisswein mag es mehrere Gläser leiden. Beim Rotwein ist das anders: Schon nach einem Glas brummt der Schädel. Manchmal schon nach einer halben Stunde.
Woher dieser spezifische Rotweinkater kommt, haben Forschende der University of California nun untersucht. Ihr Hauptverdächtiger: Quercetin. Dieser natürliche Farbstoff kommt in den roten Trauben vor und kann wohl den Alkoholabbau im Körper stören, so die Vermutung.
Rote Trauben produzieren mehr Quercetin, je intensiver sie der Sonne ausgesetzt sind. Das bedeutet: Teurere Rotweine, wie beispielsweise Cabernets aus dem kalifornischen Napa Valley, können daher sogar zu schlimmeren Kopfschmerzen führen als billigere Sorten – das sagte einer der beteiligten Forscher, Andrew Waterhouse, der BBC.
«Die billigen Traubensorten werden an Rebstöcken mit sehr grossen Kronen und vielen Blättern angebaut, sodass sie nicht so viel Sonne abbekommen», führte Waterhouse aus. Die hochwertigen Trauben hingegen stammten von kleineren Rebstöcken mit weniger Blättern.
Querectin steckt auch in anderen Früchten
Ist das Rätsel um den fiesen Rotweinkater damit gelöst? Es ist nicht der erste Erklärungsversuch: Manche sehen hier die im Wein enthaltenen Sulfite am Werk, andere Histamin.
Und: Quercetin findet sich nicht nur in Trauben, sondern auch in vielen anderen Früchten und Gemüsesorten wie Kapern, Chilischoten oder Heidelbeeren. Es ist gar als Lebensmittelzusatz erhältlich und wird etwa für eine lindernde Wirkung bei Allergien gepriesen.
Die Forschenden aus Kalifornien gehen daher davon aus, dass Quercetin nur in Zusammenhang mit Alkohol zu einem Brummschädel führt.
Gelangt Quercetin in den Blutkreislauf, wandelt der Körper es in Quercetin-Glucuronid um. Weil in der Folge der Abbau von Alkohol verlangsamt werde, häufe sich Ethanal an, ein «Giftstoff», wird die Forscherin Apramita Devi, Hauptautorin der Studie, in einer Mitteilung zitiert. In hoher Konzentrationen führe Ethanal zu Kopfschmerzen, Übelkeit und dem klassischen Kater am nächsten Tag.
Bechern für die Forschung
Um ihre Theorie zu überprüfen, wollen die Forschenden jetzt klinische Tests mit Menschen durchführen, die zu solchen Rotwein-Kopfschmerzen neigen. Morris Levin, Experte für Neurologie und Direktor des Kopfschmerzzentrums der University of California, sagte der BBC: «Wir sind endlich auf gutem Weg, dieses jahrtausendealte Rätsel zu lösen.» Er hofft, dass schon in ein paar Monaten mit Versuchen gestartet werden kann.
Wer bis zum nächsten Anstossen nicht auf einen Durchbruch der Wissenschaft warten will, sollte auf Bier oder Weisswein umsteigen. Qurectin kommt auch in diesen alkoholischen Getränken vor, aber in geringerer Menge als beim Rotwein.
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