Fahrtest Mercedes GLB – die coole Version einer Familienkutsche

dpa/tafu

19.1.2020

Kombis oder Vans aus der Kompaktklasse sind praktisch und bisweilen preiswert, aber oft auch etwas langweilig. Dass man Kind und Kegel auch cool ans Ziel bringen kann, will Mercedes jetzt mit dem GLB beweisen.

Mercedes fischt ein neues Kürzel für die Kompaktklasse aus der Buchstabensuppe und stellt Autos wie der B-Klasse und dem GLA jetzt zum ersten Mal einen GLB zur Seite. Als geräumigste Alternative in der Modellfamilie ist er ab 45'500 Franken zu haben.

Innen will der GLB ein variables Raumwunder sein, das gegen Autos wie den VW Touran oder den 2er Grand Tourer von BMW antritt. Daher hat Mercedes durch die 4,63 Meter Länge und die 2,83 Meter Radstand zum ersten Mal in dieser Modellfamilie Platz für eine dritte Sitzreihe geschaffen, die man mit zwei Handgriffen aus dem Wagenboden falten kann.

Endlich genug Platz für alle

Die Bank in der zweiten Reihe lässt sich nicht nur in der Neigung verstellen, sondern auch um 14 Zentimeter verschieben. Und Mercedes hat den Kofferraum mit dem aufrechten Heck so gross gemacht, dass 570 bis 1'805 Liter Ladevolumen zur Verfügung stehen.

Klar, bei einem Familienvan ist der Platz das wichtigste Kaufkriterium. Doch oft haben solche Modelle in etwa so viel Charme wie ein Kreditantrag. Deshalb hat Mercedes das praktische Grossraumfahrzeug neu verpackt und es in eine trendige SUV-Karosse gesteckt. Mit bulliger Front und erhöhter Bodenfreiheit sieht der GLB ein bisschen aus wie der Luxus-Geländewagen GLS in Kleinformat.



Vertraut bei Ausstattung, Ambiente und Antrieb

Form und Format sind neu, doch für den Fahrer ist der GLB ein alter Bekannter. Denn bei Ambiente, Ausstattung und Antrieb gibt es kaum Unterschiede zum Rest der A-Klasse-Familie: Auch der jüngste Neuzugang fährt mit dem digitalen Cinemascope-Cockpit und lässt sich auf Fingerzeig oder mit Sprachkommandos bedienen. Es gibt eine automatische Abstandsregelung und eine aktive Spurführung. Und unter der Haube arbeiten die gleichen Drei- und Vierzylinder.

Bei den Selbstzündern reicht die Auswahl vom GLB 180d mit 85 kW/116 PS bis zum 140 kW/190 PS starken GLB 220d. Bei den Benzinern sind zunächst der GLB 200 mit 120 kW/163 PS und der GLB 250 mit 165 kW/224 PS im Angebot. Ausserdem hat sich auch AMG des grossen Kleinwagens angenommen und den GLB 35 mit 225 kW/306 PS aufgelegt.

Während die Einstiegsvarianten mit Frontantrieb auskommen müssen, gibt es die beiden stärkeren Diesel, den kräftigeren Benziner und den AMG auch mit Allrad. Denn wo G draufsteht, muss auch ein bisschen Geländewagen drin sein. Deshalb haben sie auch ein eigenes Fahrprofil für den Einsatz abseits der Strasse programmiert, bei dem der GLB weiter kommt, als sich die meisten Fahrer selbst zutrauen würden.

Seriös, aber nicht souverän

Komfortabel abgestimmt und gut zu kontrollieren – so macht der GLB auf der Strasse einen erwachsenen Eindruck und insbesondere mit dem stärksten Diesel ist man gut unterwegs. Schliesslich schiebt er die Fuhre mit bis zu 400 Nm voran, beschleunigt in 7,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h, erreicht 217 km/h Spitze und wehrt sich mit einem Normverbrauch von 5,3 Litern (CO₂-Ausstoss: 138 g/km) gegen die übliche SUV-Kritik. Ein normaler Van jedenfalls ist kaum sparsamer.

Doch so seriös der GLB auch im ersten Moment wirkt, seine Herkunft aus der Kompaktklasse und seine Bindung an die Frontantriebsplattform kann er nicht verhehlen. Daher lässt das A-Klasse-SUV das letzte Quäntchen Souveränität vermissen. Das ist auch der grösste Unterschied zum GLC, der nur zwei Zentimeter länger ist und bei einem Grundpreis von 46'237 Euro in einer Klasse darüber antritt. Der mag nicht so Platz bietend und anpassungsfähig sein, ist dafür aber mit Wandlerautomatik, der Option auf sechs Zylinder und einer auf Allrad getrimmten Heckenantriebsarchitektur das souveränere Auto. Aber ob einem das wirklich rund 10'000 Euro mehr Geld für weniger Auto wert ist?

Fazit: Trendige A-Klasse für Familien

Er ist geräumig und variabel wie ein Van, modisch wie ein SUV – und mit dem Verbrauch eines gewöhnlichen Kompakten gibt er sich auffällig sparsam. So wird der neue Mercedes GLB zum hippen Familienauto und könnte das meistverkaufte Modell der A-Klasse-Familie werden. Der Erfolg würde allerdings nicht nur zu Lasten der Konkurrenz gehen. Sondern auch B-Klasse und GLC dürften ein wenig an Reiz verlieren.

Die Klasse von 1990: Diese Autos gelten ab 2020 als Oldtimer

Zurück zur Startseite