Neue Erkenntnisse Inkubationszeit bei Covid-19 länger als bisher angenommen?

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17.8.2020

Fieber gehört zu den häufigsten Symptomen einer Covid-19-Erkrankung. 
Fieber gehört zu den häufigsten Symptomen einer Covid-19-Erkrankung. 
Bild: Getty Images

Bis sich nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 erste Symptome zeigen, vergehen im Schnitt etwa fünf Tage. Glaubt man einer von der amerikanischen Gesundheitsbehörde in Auftrag gegebenen Studie, könnte diese Phase länger dauern.

Wer aus einem Land in die Schweiz einreist, das zu den Risikogebieten für SARS-CoV-2 gilt, muss nach der Rückreise sofort in eine zehntägige Quarantäne. In anderen Ländern ist man verpflichtet, sich über 14 Tage ohne physischen Kontakt zur Aussenwelt zurückzuziehen.

Das geschieht aus gutem Grund, denn ob man sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hat, zeigt sich erst einige Tage, nachdem man mit dem Virus in Kontakt kam: Die Zeitspanne zwischen der Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome nennt man Inkubationszeit.

Nach bisherigen Schätzungen dauert diese Phase – je nach Studie – im Schnitt zwischen vier und sechs Tage, das Bundesamt für Gesundheit (BAG) geht von fünf Tagen aus.

In Anbetracht der dünnen Datenlage, die bei der noch relativ neuen Krankheit Covid-19 besteht, wollte es die US-amerikanische Gesundheitsbehörde, das National Institute of Health (NIH), genauer wissen: In ihrem Auftrag untersuchten Forscher, wie lange die Inkubationsphase im Mittel bei Covid-19 andauert.

Annäherung mittels Wahrscheinlichkeitsrechnung

Für ihre in «Science Advances» veröffentlichte Studie analysierten die Wissenschaftler Daten von 1084 bestätigten Covid-19-Fällen, bei denen es sich um Reisende aus der chinesischen Stadt Wuhan handelte. Die Informationen stammten aus unterschiedlichen Datenbanken der chinesischen Gesundheitskommission, aber auch von Gesundheitsministerien anderer Länder.

Zu den Angaben gehörten – neben dem Geschlecht – auch das Alter, das Datum, während dessen erste Symptome auftraten, der Zeitpunkt der Diagnose, der Reiseweg und das Abreisedatum aus Wuhan.

Die Forscher bedienten sich für ihre Arbeit unter anderem des mathematischen Ansatzes der Erneuerungstheorie, eines Spezialgebiets der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Sie half den Forschenden dabei, mögliche Verzerrungen in der Erinnerung der Probanden betreffend angegebener Daten anzunähern.

Längere Inkubationsphase

Die mathematische Modellstudie basierte auf einer Reihe von Annahmen: Die Wissenschaftler gingen bei ihren Berechnungen davon aus, dass sich die in die Studie einbezogenen Personen in Wuhan oder auf dem Weg von Wuhan zu ihrer Reisedestination infiziert hatten.

Ihre Analyse zeigte, dass die Inkubationszeit im Durchschnitt 7,76 Tage betrug. Bei einigen Probanden war diese Phase sogar deutlich länger. Bei 10 Prozent aller untersuchten Fälle zeigten sich erst zwei Wochen nach der Infektion erste Symptome. Bereits im März dieses Jahres berichtete das Fachjournal «Annals of Internal Medicine» von einer Studie, nach der sich diese bei 101 von 10'000 Personen erst nach zwei Wochen bemerkbar machen.

Die Autoren der aktuellen Studie halten es aber für möglich, dass sich einige Personen erst während der Abreise aus Wuhan infiziert hatten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Inkubationszeit länger als zwei Wochen dauert, schätzen die Forscher auf 5 bis 10 Prozent.

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