Dehydrierte Regierungschefin Warum die deutsche Kanzlerin nicht als Vorbild taugt

Von Runa Reinecke

21.6.2019

Bleibt auch nach einem Zitteranfall standhaft: Bundeskanzlerin Angela Merkel. 
Bleibt auch nach einem Zitteranfall standhaft: Bundeskanzlerin Angela Merkel. 
Bild: DPA/Wolfgang Kumm

Spätestens nach Angela Merkels Zitterauftritt ist klar: Bei Hitze darf es ruhig einmal ein Glas Wasser mehr sein. «Bluewin» hat bei einem Arzt nachgefragt, wie sich ein Flüssigkeitsmangel bemerkbar machen kann – und wie man ihn verhindert. 

Kaum jemand dürfte noch davon in Unkenntnis sein: Der Antrittsbesuch des ukrainischen Präsidenten wurde für die sonst überaus standhafte Angela Merkel zur Zitterpartie – und ein paar Stunden und drei Gläser Wasser später erklärte die deutsche Kanzlerin selbst, warum sie unkontrolliert zappelte: Sie habe zu wenig getrunken.

Ein bebender Körper, weil es dem Organismus an Flüssigkeit fehlt? Stefan Trummler, Facharzt für allgemeine und innere Medizin an der Hirslanden-Klinik Beau-Site in Bern, hält das für wahrscheinlich: «Eine Dehydration führt zu einem niedrigeren Blutdruck – und die damit verbundenen Symptome können ganz unterschiedlich sein».

Ob Angela Merkel mit weiteren, für den Mangelzustand typischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit zu kämpfen hatte, bleibt wohl ihr Geheimnis.

Manchmal fehlt der Durst

Von einer Dehydration oder Dehydrierung spricht man, wenn es dem Körper an grösseren Mengen Flüssigkeit fehlt. Dieser Mangel entsteht etwa bei Durchfallerkrankungen oder wenn man über einen längeren Zeitraum stark schwitzt und die verloren gegangene Menge an Wasser nicht durch Trinken kompensiert wird. Wer grundsätzlich zu wenig Flüssigkeit zu sich nimmt, läuft aber auch ohne übermässige Schweissabsonderung Gefahr zu dehydrieren.

Aber wie kann es überhaupt so weit kommen? Meldet sich nicht unweigerlich der Durst, wenn wir zu wenig trinken? «Normalerweise wird der Flüssigkeitshaushalt autonom geregelt, und der Körper passt sich automatisch dem Flüssigkeitsbedarf an», bestätigt Trummler. Doch es gebe auch Ausnahmen: Dazu gehörten zum Beispiel ältere Menschen, bei denen die Wärmeregulation durch Krankheiten oder Medikamente gestört sei.

Auch Babys und Kleinkinder seien eher gefährdet, in einen Zustand des Flüssigkeitsmangels zu geraten: «Sie leiden öfters unter Durchfall und haben aufgrund ihres geringen Körpervolumens weniger Reserven als Erwachsene.»

Wasser und Salz

Kritisch sieht der Arzt nicht nur die Unterversorgung mit Flüssigkeit: «Wenn Flüssigkeitsmenge und Blutsalze in relevantem Masse aus dem Gleichgewicht geraten, kann das die Organfunktionen beeinträchtigen.» Um den Elektrolytehaushalt in Balance zu halten, wird auch bei Fastenkuren zu einer Tasse salziger Gemüse- oder Fleischbouillon pro Tag geraten.

Wie viel Flüssiges wir zu uns nehmen sollen, darüber ist sich auch die Fachwelt nicht einig. Eine Orientierung bietet die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung: Eine 70 Kilogramm schwere Person sollte täglich ungefähr zwei bis zweieinhalb Liter trinken. Zum Auffüllen des körpereigenen Flüssigkeitsspeichers eignen sich vor allem ungesüsste Getränke wie Tee oder Mineralwasser. Alkohol sollte man nur mit Bedacht geniessen: Er entzieht dem Körper Flüssigkeit.

Regelmässiges Trinken ist also wichtig, und damit der Körper nie in einen Flüssigkeitsnotstand gerät, empfiehlt Stefan Trummler «zuhause an verschiedenen Orten Gläser mit Wasser oder Tee» aufzustellen. So werde man stets daran erinnert, immer einmal wieder einen Schluck zu nehmen.

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