Kolumne am Mittag Angelo Kelly verlässt die Family – und bleibt doch auf der Bühne

Von Tobias Bühlmann

18.5.2020

Angelo Kelly im Jahr 1996 – da war er gerade mal 15 Jahre alt.
Angelo Kelly im Jahr 1996 – da war er gerade mal 15 Jahre alt.
Bild Getty

Angelo Kelly wurde im Alter von nur zwölf Jahren mitten ins Star-Dasein hineinkatapultiert: Damals sang er mit «An Angel» den Song, der der Kelly Family zum Durchbruch verhalf. Doch nun bricht er mit der Familie.

Die Ballade «An Angel» verschaffte der Kelly Family und vor allem ihrem Jüngsten, Angelo, über lange Zeit Dauerpräsenz in der «Bravo», damals noch Zentralorgan der deutschen Jugendpopkultur. Und Konzerte, für die sich die verbissensten Fans gern auch mal etliche Tage vorher anstellten.

Die Bewunderung der meist weiblichen und oft sehr jungen Fans galt Paddy und vor allem eben dem jungen Angelo, der mit seinen blonden, gewellten Haaren tatsächlich wie ein Engel (oder besser: unserer Vorstellung davon) aussah.

«An Angel» stellte damals hohe Ansprüche an die Stimmbänder des jungen Angelo – zu hohe, fanden nicht wenige. Hart war auch die Begleiterscheinungen des Ruhms: Die Kelly Family und insbesondere Angelo konnten sich danach erst einmal eine ganze Weile nur noch mit Beschützern bewegen, so gross war der Aufruhr, der sie überall hinbegleitete.

Hype und Häme

Und mit dem Erfolg kamen auch die riesige Gruppe jener, die sich vor allem über die Ablehnung der Band definierten – und zu denen auch ich damals gehörte, wie ich heute etwas betrübt einräumen muss.

Rückblickend kann man wohl von Glück sprechen, dass es damals noch keine Social-Media-Plattformen gab, keine Web-Foren oder ähnliche Orte, an denen sich die Hater gegenseitig hochschaukeln konnte, wie das später beispielsweise bei einem Justin Bieber der Fall gewesen ist.

Im Juli 1996, auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs, spielte die Kelly Family im Zürcher Letzigrund – und Zehntausende kamen. Ich war auch als Helfer mit dabei und sah mit einer Mischung aus Erstaunen und Faszination, wie sich am Eingang die kindlichen Fans Stunden vor Öffnung beinahe gegenseitig zerdrückten. Die Gage für den Einsatz war hart verdient, fand ich damals: Mit der Musik der Kelly Family bin ich nie warm geworden. Meine damals zur Schau getragene Abneigung hat sich inzwischen allerdings doch in Milde verwandelt.

Es folgte der wohlbekannte Abstieg einer Band, die einmal hoch in der Publikumsgunst stand. Die Fans wurden älter und wandten sich anderem zu, nur die Boulevardpresse und die Behörden blieben noch eine Weile. Letzteren war ein Dorn im Auge, dass Angelo vom eigenen Vater unterrichtet wurde, anstatt eine reguläre Schule zu besuchen. Irgendwann Anfang der Nullerjahre wurde es dann ruhig um die Band.

Ein Neuanfang

Am letzten Freitag dann tauchte der Name Angelo Kelly plötzlich wieder überall auf: Drei Jahre nach der Wiedervereinigung der Kelly Family gab er seinen endgültigen Ausstieg aus der Band bekannt: Es sei ihm einfach zu viel geworden mit der Arbeit, die ihm abverlangt werde, verkündete er auf Facebook.



Das Ende ist es trotzdem nicht: Bereits wird öffentlich verhandelt, wer Angelo Kelly in der Family ersetzen könnte.

Und zugleich ist der frühere Benjamin der Sippe längst selber zum Patriarchen aufgestiegen: Der heute 38-Jährige macht schon eine Weile mit seiner Frau und den gemeinsamen fünf Kindern Musik. Verzichten wird man also nicht müssen auf Angelo Kelly.

Regelmässig gibt es werktags um 11.30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

«Meine Mutter ist für mich gestorben» – Angelo Kelly

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