Kolumne am Mittag Der grosse Fitzgerald

Von Lukas Meyer

24.9.2021

Vom Whiskey zum Wein und zurück: Francis Scott Fitzgerald.
Vom Whiskey zum Wein und zurück: Francis Scott Fitzgerald.
Bild: Keystone

Seine Romane machten Francis Scott Fitzgerald berühmt. Trotz seiner ständigen Geldsorgen lebte er an der Seite seiner Frau Zelda ein Glamour-Leben. Heute vor 125 Jahren wurde er geboren.

Von Lukas Meyer

24.9.2021

In seinem Text «Eine kurze Autobiographie», 1929 im Magazin «The New Yorker» erschienen, erzählt Francis Scott Fitzgerald sein Leben anhand von Erfahrungen mit Alkohol.

Von den «vier trotzigen Canadian Club Whiskeys» mit 17 über diverse Champagner und Weine kommt er 16 Jahre später zur Erkenntnis: «Ein Gefühl, dass aller Alkohol getrunken worden ist und man alles schon erfahren hat» – und bestellt gleich eine Flasche besten Chablis.

Vor genau 125 Jahren wurde Francis Scott Key Fitzgerald geboren – benannt wurde er nach seinem Grossonkel, der die Nationalhymne der USA gedichtet hatte. Sein Studium an der Elite-Uni Princeton schloss er nicht ab. Das Militär zog ihn als Offizier ein, doch der Erste Weltkrieg war vorbei, bevor er zum Einsatz kam.

Francis Scott und Zelda Fitzgerald auf einer Spritzfahrt im Juli 1920.
Francis Scott und Zelda Fitzgerald auf einer Spritzfahrt im Juli 1920.
Bild: Motor Magazine, Frühling 1924, Princeton Library Archives, Gemeinfrei, Wikimedia

Er fing an zu schreiben und wurde schnell berühmt damit. In den 1920er-Jahren lebte Fitzgerald mit seiner Frau Zelda – ebenfalls Autorin – zwischen Europa und den USA, führte in Paris und an der Côte d'Azur in Glamour, umgeben von Kolleg*innen wie Ernest Hemingway oder Gertrude Stein. Das Paar wurde in Leben und Werk zu Symbolfiguren der «Roaring Twenties» und der «Lost Generation».

Das bekannteste Werk von Fitzgerald ist der Roman «The Great Gatsby» von 1925 über einen Superreichen, der seiner Jugendliebe nachjagt und dabei rauschende Feste feiert. 2013 kam eine bildgewaltige Verfilmung mit Leonardo DiCaprio ins Kino.

Schweizer Klinik für reiche Leute

Aus Schweizer Sicht interessant ist auch der Roman «Tender Is the Night» von 1934, der zum Teil in Zürich – «manchen amerikanischen Städten gar nicht unähnlich» – spielt. Hier forscht der junge US-amerikanische Psychiater Richard «Dick» Diver, hier lernt in einer psychiatrischen Klinik eine Patientin kennen: «Das Leben war eine Senkrechte, die zu einem Postkartenhimmel hinaufführte.»

Carey Mulligan als Daisy Buchanan und Leonardo DiCaprio als Jay Gatsby in der Fitzgerald-Verfilmung von 2013.
Carey Mulligan als Daisy Buchanan und Leonardo DiCaprio als Jay Gatsby in der Fitzgerald-Verfilmung von 2013.
Bild: Keystone

Die Aufgaben für den Psychiater sind klar, auch wenn er der Ansicht ist, dass sich ein Patient eine Neurose nur einbildet und eine Behandlung darum unsinnig sei. «Aber wir sind eine Klinik für reiche Leute – das Wort ‹Unsinn› gibt es bei uns nicht», klärt ihn ein Kollege auf.

Fitzgerald war selber nie in der Deutschschweiz. Seine Frau Zelda hielt sich allerdings lange in Kliniken am Genfersee auf. Denn einfach hatten es das Paar in seinem glamourösen Leben nicht immer. Zelda verbrachte wegen psychischer Probleme immer mehr Zeit in Behandlung, Francis trank immer mehr.



Fitzgerald verdingte sich in den 1930er-Jahren als Drehbuchautor in Hollywood, um seine chronischen Geldsorgen loszuwerden. Sein Alkoholproblem verschärfte sich hier nochmals – 1939 soll teils bis zu 40 Bier an einem Tag getrunken haben. Obwohl er in der Folge einen Entzug machte und nüchtern lebte, starb er im Jahr darauf an den Folgen eines Herzinfarktes.


Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.