ValentinstagDie zehn schönsten Liebespaare der Literaturgeschichte
Kerstin Degen
14.2.2019
Kitschig und anspruchslos sei er, der Liebesroman, so lautet ein gängiges Vorurteil. Dabei entsprangen gerade diesem Genre einige der stärksten, tragischsten und einfühlsamsten Charaktere der Weltliteratur. Liebespaare, die Geschichte schrieben.
Liebesromane werden gemeinhin der Trivialliteratur zugeordnet, denn sie folgen einem einfachen Rezept: zwei Menschen, eine schicksalhafte Begegnung, ein mehr oder minder glückliches Ende.
Aber es gibt auch die Liebesgeschichten, deren Protagonisten sich in den Herzen der Leser verankern. Schicksalhafte Begegnungen, die Generationen von Lesern berühren und von denen man einfach nicht genug bekommen kann.
Meine persönlichen Favoriten könnten unterschiedlicher nicht sein, kommen mal schwülstig und wortreich, mal melancholisch und einfühlsam, dann wieder mit einer Prise Humor daher. Die einen liest man wie nebenbei, andere fordern ein wenig Durchhaltevermögen. Aber alle sind mir, auf ihre eigene Art und Weise, in Erinnerung geblieben.
Liebespärchen aus der klassischen Weltliteratur
1. Romeo und Julia
Es gibt kaum eine tragischere Liebesgeschichte als jene von Romeo und seiner Julia. Knapp eine Woche dauert die Liebe der jüngsten Sprösslinge aus den zutiefst verfeindeten Familien Montague und Capulet, bis eine Verkettung unglücklicher Umstände sie am Ende in den Tod treibt. William Shakespeares historischer Liebesroman aus dem Jahr 1597 wurde bis heute mehrfach verfilmt und erfreut sich auch auf den Theaterbühnen weltweit anhaltender Popularität.
2. Mr. Darcy und Elizabeth Bennett
Die Bekanntschaft zwischen dem aristokratischen und wohlhabenden Mr. Darcy und der ebenso stolzen Elizabeth Bennett, die aber von niedriger Herkunft ist, ist von Krisen und Missverständnissen geprägt. Erst als beide ihre Unzulänglichkeiten einräumen, entdecken sie ihre Liebe füreinander. Mr. Darcy wurde zum Traumprinz unzähliger Generationen. Nicht zuletzt dank ihres Hauptdarstellers gehört Jane Austen's Gesellschaftsstudie Stolz & Vorurteil aus dem 19. Jahrhundert mit über 20 Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Büchern der Welt.
Leonce und Lena gehört zu den deutschen Literaturklassikern. Georg Büchners Lustspiel aus dem Jahre 1836 erzählt die Geschichte der beiden Adelskinder Leonce und Lena, deren königliche Väter ihre Heirat planen. Auf der Flucht vor der Zwangsehe begegnen sich die beiden und verlieben sich ineinander. Am Ende heiraten sie doch, ohne Wissen um die Herkunft des anderen.
4. Heathcliff und Cathy
Die Ziehgeschwister Heathcliff und Catherine sind Seelenverwandte, dennoch finden sie zeitlebens nicht zueinander. Beide kommen auf tragische Weise ums Leben. Sturmhöhe beschreibt auf einfühlsame Weise die Geschichte zweier Familien über drei Generationen. Der Roman von Emily Brontë, der zur Zeit seiner Erscheinung 1847 kaum Anerkennung fand, zählt heute zu den bekanntesten Klassikern der britischen Romanliteratur.
Vom Winde verweht stammt aus der Feder der Amerikanerin Margaret Mitchell. Die Saga um die verwöhnte Südstaatlerin Scarlett O'Hara wurde sofort nach Erscheinen im Jahre 1936 zum Bestseller. Scarlett widmet ihr Leben einer unerfüllten Liebe zu Ashley Wilkes. Doch in den turbulenten Zeiten des Bürgerkrieges begegnet sie einer anderen Person immer wieder: dem geächteten Draufgänger Rhett Butler. Die wohl stürmischste Liebesgeschichte der US-amerikanischen Literatur wurde 1939 mit Vivien Leigh und Clark Gable verfilmt und machte die beiden zu einem der bedeutendsten Liebespärchen der Filmgeschichte.
Liebespärchen der Moderne
1. Edward und Bella
Stephenie Meyer räumte mit ihrer Bis(s)-Serie von 2006 bis 2015 sämtliche Jugendliteraturpreise ab und konnte auch den einen oder anderen Erwachsenen für ihre Vampirromane begeistern. In Biss zum Morgengrauen verliebt sich die sterbliche Bella Swan unsterblich in den geheimnisvollen und äusserst attraktiven Edward Cullen. Doch Edward ist nicht von dieser Welt. Die vierteilige Romanserie erzählt die Geschichte einer verbotenen Liebe, einer Liebe gegen alle Hindernisse und jegliche Vernunft, die eigentlich im Horror-Genre angesiedelt werden müsste. Die unter dem Namen «Twilight» bekannten Bücher erlangten mit ihrer Verfilmung Kultstatus.
2. Emma und Dexter
Emma Morley und Dexter Mayhew begegnen sich am 15. Juli 1988 zum ersten Mal in Edinburgh und verbringen eine unvergleichliche Nacht zusammen. Doch schon am Morgen trennen sich ihre Wege. Über zwanzig Jahre hinweg treffen sie sich unzählige Male – und verpassen sich ebenso häufig. In Zwei an einem Tag beschreibt David Nicholls Jahr für Jahr jeden 15. Juli im Leben der beiden Protagonisten- Deren Liebe führt sie zwar am Ende zusammen, doch nimmt es ein tragisches Ende.
3. Léon und Louise
Der gebürtige Franzose Alex Capus lebt heute in Olten und zählt zu den beliebtesten Schweizer Autoren. Seine Romane sind humorvoll und einfühlsam und treffen den Leser mitten ins Herz. Léon und Louise erschien 2011 und erzählt die Geschichte zweier junger Menschen, die sich während des Ersten Weltkriegs in Frankreich treffen. Zwischen ihnen entwickelt sich ein zartes Band der Liebe, doch nur wenige Zeit später werden sie bei einem Fliegerangriff gewaltsam getrennt. Da sie den jeweils anderen für tot halten, gehen beide neue Wege. Als sie sich Jahre später wieder begegnen, flammt ihre Liebe wieder auf, doch Léon ist längst Familienvater. Ihr Treffen ist der Beginn einer aussergewöhnlichen Beziehung zwischen drei Menschen – gegen alle vorherrschenden Konventionen.
Mit Shades of Grey schaffte es erstmals eine erotische Roman-Trilogie aus der Schmuddelecke auf die internationalen Bestenlisten. Mit ihrer Geschichte der 21-jährigen Anastasia Steele und dem sechs Jahre älteren Milliardär Christian Grey brach E.L. James Rekorde. Eine Liebe zwischen Dominanz und Unterwerfung, die Fesselspiele und BDSM-Praktiken plötzlich zum salonfähigen Diskussionsstoff machte. Auch interessant: Die sehnlichst erwarteten Filme konnten an die Erfolge der Bücher nie anknüpfen.
5. Lou und Will
Mit ihrer quirligen und etwas schrägen Louise Clark schuf die Bestseller-Autorin Jojo Moyes einen ebenso liebenswerten wie komischen und bisweilen etwas tragischen Charakter. Louisa zieht das Unglück beinahe magisch an, tritt immer wieder in Fettnäpfchen, scheint nichts auf die Reihe zu kriegen. Eines Tages begegnet sie dem jungen Will Traynor. War jener einst voller Abenteuerlust, hat ein tragischer Unfall das Leben des jungen Mannes verändert. Ein Leben, das Will nicht mehr für lebenswert erachtet und aus dem er um jeden Preis scheiden will. Doch ihre Begegnung wird das Schicksal beider für immer verändern.
Viele dieser Liebespaare haben den Sprung auf die Leinwand geschafft und erlangten erst durch ihre Darsteller aus Fleisch und Blut weltweite Berühmtheit. Andere wären wohl besser zwischen den Seiten geblieben. Denn die Welten und Bilder, die beim Lesen in unseren Köpfen entstehen, bleiben in der Regel unübertroffen.
Mal ein Gedenktag, von dem man sich inspirieren lassen sollte: In der Bildergalerie geht es zu den schönsten Lippenbekenntnissen auf Zelluloid - passend zum Valentinstag (14. Februar).
Bild: Metro-Goldwyn-Mayer / Sony / Universal / Twentieth Century Fox
Küssen muss nicht zwingend eine todernste Angelegenheit sein - es geht auch mit Humor. Vor allem wenn Komödienspezialist Billy Wilder wie «Das verflixte 7. Jahr» (1955) im Spiel ist. Dolores Rosedales und Tom Ewells passionierter Nahkampf im Sand ist eine Parodie auf eine andere berühmte Kussszene der Filmgeschichte: die aus dem Militärdrama «Verdammt in alle Ewigkeit» (1953).
Bild: Keystone/Getty Images
«Breathless» (1983), das US-Remake des Nouvelle-Vague-Klassikers «Ausser Atem» (1960) wäre wahrscheinlich längst in Vergessenheit geraten, hätten Richard Gere und Valerie Kaprisky nicht diese ebenso akrobatische wie anmutige Kussszene gedreht.
Bild: Keystone/Getty Images
Alfred Hitchcock verstand sich nicht nur auf Hochspannungsszenen, sondern auch auf die perfekte Inszenierung romantischer Zweisamkeit. In «Berüchtigt» (1946) fiel ihm das besonders leicht: Mit Cary Grant und Ingrid Bergman standen zwei der schönsten Leinwandstars ihrer Zeit vor seiner Kamera.
Bild: Hulton Archive/Getty Images
Spuckefäden und feuchte Zungenspiele in Nahaufnahme sind vielleicht nicht jedermanns Sache. Skandalregisseur Gaspar Noé wollte die Liebe aber eben unverkitscht und körperlich in Szene setzen. Das ist ihm in seinem Kunstporno «Love» (2015) auf beachtliche Weise gelungen.
Bild: AlamodeFilm
Im französischen Kritikerliebling «Blau ist eine warme Farbe» (2012) stürzen sich Adèle Exarchopoulos (links) und Léa Seydoux in eine Affäre ohne Hoffnung. Zärtlich, anrührend, leidenschaftlich und tragisch.
Bild: Alamode
Das letzte Rätsel der Menschheit ist seit Martin Brests Fantasy-Schmachtdrama «Rendezvous mit Joe Black» (1998) gelöst. Der Tod ist ein charmanter Mann mit blendend weissen Zähnen und den Gesichtszügen von Brad Pitt. Ungezählte Stossseufzer hallten durch die Kinos, als Claire Forlani die Lippen des verliebten Sensenmanns berührte. Übernatürlich romantisch!
Bild: Liaison
Zwei wunderschöne Menschen, selbstvergessen vor lauter Leidenschaft im Platzregen der Liebe: Natürlich wurden Hugh Jackman und Nicole Kidman am Ende von Baz Luhrmans Monumentalromanze «Australia» (2008) ein Paar. Und wie!
Bild: Fox
Im sonnendurchfluteten Thriller «Der Swimmingpool» (1969) spielten die Ex-Partner Alain Delon und Romy Schneider Szenen ihres vergangenen Liebesglücks nach. Knisternde Erotik in patschnassen Badetextilien. L'amour!
Bild: Concorde
Mystery mit Mundkontakt: Laura Harring (links) verführt in «Mulholland Drive» (2001) als rätselhafte Fremde erst Naomi Watts und knutscht später wild enthemmt mit Melissa George (rechts). Die Inszenierung ist wie immer bei David Lynch hochgradig voyeuristisch. Und hochgradig wirkungsvoll!
Bild: Concorde
Nanu, wer küsst denn da Charlton Heston? Es ist Kim Hunter, die im Schimpansenfell als Dr. Zira in «Planet der Affen» Kontakt zur menschlichen Spezies aufnimmt. Affig? Nein, episch!
Bild: teleschau / Archiv
Wenn die Liebe kopfsteht: Tobey Maguire und Kirsten Dunst liessen die Romantikfans im ersten «Spider-Man»-Film (2002) von Sam Raimi nicht hängen. Hinreissend schön anzuschauen, eine Tortur beim Dreh: Hauptdarsteller Maguire lief fortwährend der Regen in die Nase.
Bild: Sony Pictures
Küss mich, Cowboy! Jake Gyllenhaal (links) und Heath Ledger zeigten in Ang Lees Oscarerfolg «Brokeback Mountain» (2005), was Männerliebe wörtlich bedeutet. Ein grosser Tabubruch und ein grosses, ergreifendes Drama.
Bild: Tobis
Cary Grant bezeichnete Grace Kelly einst als seine Lieblingsdarstellerin. «Sie verfügte über Gelassenheit», sagte er über seine Drehpartnerin aus Hitchcocks «Über den Dächern von Nizza» (1955). Das wirkte sich offenbar sehr vorteilhaft auf einen der schönsten Filmküsse aller Zeiten aus.
Bild: Paramount
Fraglos einer der intimsten bilabialen Momente auf Zelluloid und gewiss kein gefakter «Filmkuss». Als Nicole Kidman und Tom Cruise in «Eyes Wide Shut» (1999) den Körperkontakt suchten, waren die beiden verheiratet - und einzig Regisseur Stanley Kubrick war beim Dreh im Raum.
Bild: Getty Images
«Ich schau' Dir in die Augen, Kleines» - selten waren Liebende so cool wie Humphrey Bogart als Rick und Ingrid Bergman als Ilsa in «Casablanca» (1942). Die berühmte Kussszene ist trotzdem - oder gerade deswegen - zum Dahinschmelzen.
Bild: Getty Images
Am Ende des turbulenten Klassikers «Frühstück bei Tiffany» (1961) liegen sich George Peppard und Audrey Hepburn doch noch in den Armen. Dazu auch hier ein sehr beliebtes Knutschambiente: prasselnder Regen.
Bild: Paramount
Es gibt nie eine zweite Chance für die erste Liebe: Millionen zumeist erwachsener Kinobesucher brach die Erkenntnis das Herz. Anna Chlumsky und «Kevin allein zu Haus»-Darsteller Macaulay Culkin transportierten sie in «My Girl» (1991) auch einfach zu herzig.
Bild: Sony
Wollte man den idealen Filmkuss in Bronze giessen, so sähe er wahrscheinlich aus: Clark Gable und Vivien Leigh in «Vom Winde verweht» (1939) gelten eben nicht von ungefähr als Leinwandtraumpaar schlechthin.
Bild: Metro-Goldwyn-Mayer
Ein Wunder, dass der Eisberg, welcher der «Titanic» zum Verhängnis wurde, nicht geschmolzen ist im Angesicht dieser Liebenden: Kate Winslet und Leonardo DiCaprio knutschten sich 1997 wechselseitig in eine Weltkarriere.
Bild: Twentieth Century Fox
Zum Ende ein Abschiedskuss: Als der knuffige Ausserirdische «E.T.» (1982) in die Heimat zurück will, drückt Drew Barrymore ihm einen Schmatzer auf die Aliennase - und jedem, der kein Herz aus Stein hat, kräftig auf die Tränendrüse. Für uns der schönste Filmkuss aller Zeiten!
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