Kolumne am Mittag Dietmar Hopp kaufen? Vergiss es, Trump

Von Markus Wanderl

16.3.2020

Alles für Amerika: Donald Trump.
Alles für Amerika: Donald Trump.
Bild:  Keystone

Selbst wenn es um die Entwicklung eines Impfstoffs geht, setzt Donald Trump auf: America First. Aber für das Milliardenangebot, deutsche Forscher in die USA locken, hat er sich eine Abfuhr eingeholt wie sonst nur von Melania vor dem Zubettgehen.

Obwohl Sie das heute Mittag während all dieses Tohuwabohus eventuell überhaupt gar nicht wissen wollen, will ich zu Beginn dieser KaM, dieser Kolumne am Mittag, doch gleich einmal klarstellen, dass Dietmar Hopp Anfang März im Weissen Haus nicht mit von der Partie gewesen ist.

Dietmar wer?

Jetzt bitte ich Sie aber. Als die «Bluewin»-Sportredaktion Hopp vor zwei Wochen in ihrer Berichterstattung exponierte, weil dieser in den deutschen Bundesligastadien einmal mehr aufs Übelste beschimpft wurde, sogar auf Plakaten sogenannter Fans ins Fadenkreuz gerückt wurde, da gehörten jene Artikel zu den «Meistgelesenen»; die Texte gingen also ab wie Nachbars Lumpi.

Führte den Dorfklub Hoffenheim mit vielen Millionen Euro bis in die Bundesliga und wird deshalb in vielen Stadien angefeindet: Dietmar Hopp.
Führte den Dorfklub Hoffenheim mit vielen Millionen Euro bis in die Bundesliga und wird deshalb in vielen Stadien angefeindet: Dietmar Hopp.
Bild: Getty Images

Aber ob damals jede(r) auf Anhieb gewusst hat, dass es sich bei Hopp um einen 79-jährigen sehr, sehr reichen Mann aus Heidelberg handelt, der gefühlt im Tertiär die sehr, sehr grosse Softwarefirma SAP gegründet hat, und Besitzer des sehr, sehr oft als Dorfklub gebrandmarkten Fussballbundesligaklubs TSG Hoffenheim ist?

Milliarden für die Biotechnologie

Zurück ins Weisse Haus, Anfang März: Eben jener Hopp investiert seit Langem auch einen sehr, sehr erheblichen Teil seines Vermögens in Biotechnologie-Unternehmen, und so kam es, dass in jener, wie berichtet wird, devoten (Männer-)Runde auch ein Manager des Tübinger Biotechunternehmens Curevac sass. Hinter Curavec, Sie ahnen es vielleicht, sitzt wiederum: Dietmar Hopp. Im Fachjargon: Hopp ist Mehrheitsgesellschafter von Curevac mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent über seine Beteiligungsgesellschaft Dievini.

Jedenfalls hat jener Curevac-Manager diesen Satz vom Blatt abgelesen: «Wir glauben, dass wir einen Impfstoff gegen Covid-19 sehr, sehr schnell entwickeln können.»

Impfstoff für alle!

Und Trump wird die Ohren gespitzt und die Augen weit aufgerissen haben, und überhaupt wird sein Hirn zu arbeiten angefangen haben, und dann ist es ihm wieder in den Sinn geschossen: America First!

So erklärt es sich, dass am Wochenende die Meldung die Runde machte, der amerikanische Präsident, der die Coranavirus-Gefahren öffentlich lange heruntergespielt hat, wolle die deutschen Curevac-Forscher mit sehr, sehr vielen Millionen (1'000!) nach Amerika locken, damit diese einen Impfstoff nur für die US-Amerikaner kreierten.



Aber Trump erhielt eine Abfuhr, wie er sie sonst nur von Melania vor dem Zubettgehen erhält. «Wir wollen einen Impfstoff für die ganze Welt entwickeln und nicht für einzelne Staaten» – so zitiert der «Mannheimer Morgen» den Dievini-Geschäftsführer Christof Hettich.

Oder anders: Ein Dietmar Hopp lässt sich nicht kaufen.

Und wenn jetzt eine der Firmen Hopps tatsächlich den Impfstoff für die ganze Welt findet, dann dürfen die Hasser gern auf dieses oder jenes Dietmar-Hopp-Denkmal starren: vor den Fussballstadien.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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