«Butia da besch» Frauenpower – Schafwolle wird zum Touristenmagnet

Von Max Hugelshofer

28.3.2020

Der Schafladen «Butia da besch» im bündnerischen Ardez.
Der Schafladen «Butia da besch» im bündnerischen Ardez.
Bild: Max Hugelshofer und Yannick Andrea

Vor zehn Jahren half die Schweizer Berghilfe einer Gruppe von Frauen, in Ardez im Unterengadin die «Butia da besch» zu eröffnen. Dass es bei diesem Projekt um weit mehr als nur um einen Schafladen geht, zeigt ein Besuch vor Ort.

Auf dem grossen Arbeitstisch ist eine halbfertige Schafwolldecke ausgelegt. Konzentriert arbeitet Vreni Barbüda mit Nadel und grobem Faden daran. Durchschnittlich produziert sie eine Decke pro Woche. Teilweise zu Hause, aber wie heute, wenn sie Dienst als Verkäuferin hat, auch in der «Butia da besch».

Das Nähen vor Ort ist gut fürs Geschäft. «Die Kundinnen und Kunden interessieren sich sehr dafür, was ich da mache. Wir kommen ins Gespräch, und als Folge davon habe ich schon manche Decke verkauft», sagt sie.

Weil das Deckennähen viel Platz braucht, musste Vreni bisher immer erst den halben Verkaufsraum umstellen – und am Feierabend wieder alles zurückräumen.

Heute hat Vreni Barbüda mehr Platz zum Arbeiten.
Heute hat Vreni Barbüda mehr Platz zum Arbeiten.
Bild: Max Hugelshofer und Yannick Andrea

Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit Anfang Jahr gehört ein fixer Arbeitstisch zur Inneneinrichtung der Butia. Möglich wurde dies, weil die Butia-Frauen ihr Ladenlokal vergrössern konnten. Dort, direkt beim Dorfbrunnen von Ardez gelegen, gibt es jetzt nicht nur mehr Platz fürs Arbeiten. Es können auch zusätzliche Produkte ins Sortiment aufgenommen werden.

Erweiterung des Sortiments

«Wir öffnen uns in Richtung Kunsthandwerk, um auch unserer Stammkundschaft weiterhin etwas zum Entdecken bieten zu können», sagt Geschäftsführerin Claudia Janett.

Wichtig ist jedoch: «Alles muss thematisch mit unserer Region zu tun haben.» Eine erste Erweiterung des Sortiments sind «Morins», traditionelle Engadiner Ohrringe aus emailliertem Gold, die wahrscheinlich über Venedig mit den ausgewanderten Zuckerbäckern ins Engadin gelangt sind.

Grenzen überschritten hat die Butia auch in Richtung Slowenien. Dort entdeckte eine Bekannte von Claudia Janett einen der Butia sehr ähnlichen Schaf-Laden. «Die Frauen dort waren mit ihrem Laden noch mitten im Aufbau, und wir haben angeboten, unsere Erfahrungen mit ihnen zu teilen», so Claudia. Inzwischen ist daraus eine Freundschaft entstanden, die zu beidseitigen Besuchen und vielen neuen Ideen geführt hat.

Diese Reportage erschien zuerst in der «Echo», der Zeitung der Berghilfe.

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