Kolumne Grossvaters Pilzwissen – es fehlt so

Von Charoline Bauer

4.10.2019

Die Autorin dieser Kolumne erinnert sich gerne an die Zeit, als sie mit ihrem Grossvater im Wald Pilze sammeln ging. (Symbolbild)
Die Autorin dieser Kolumne erinnert sich gerne an die Zeit, als sie mit ihrem Grossvater im Wald Pilze sammeln ging. (Symbolbild)
Bild: iStock

Gut, dass es diese Pilz-Experten gibt, sonst hätte ich mich und meine Familie mit meinen Pilzpfannen schon längst ins Jenseits befördert, schreibt die Autorin dieser Kolumne.

Der Herbst ist da. Das merkt man nicht nur an den fallenden Blättern, dem Atemluftwölkchen vor dem Mund und den Handschuhen, die man jetzt noch nicht an hat, sich aber beim Velofahren auf dem Weg zur Arbeit sehnlichst wünscht, sondern auch an den vielen kulinarischen Leckereien, die es nur im Herbst gibt: frische Maronen, süsser Sauser, Kürbisse und natürlich Pilze.

Als Kind bin ich immer mit meinem Grossvater in den Wald zum Pilze sammeln gegangen. Am Ende des Morgens – Pilze sammelt man am besten am frühen Morgen –, kamen wir mit einem grossen Korb voller Eierschwämme, Steinpilzen und Krauser Glucke nach Hause, und meine Grossmutter hat uns die beste Pilzpfanne der Welt gezaubert.

Die restlichen Pilze wurden getrocknet oder eingelegt und verfeinerten den ganzen Winter über Sossen, Aufläufe und Pfannengerichte.

Keine so guten Pilze mehr gegessen

Tatsächlich habe ich seit meiner Kindheit keine so guten Pilze mehr gegessen. Wir fahren zwar öfters in den Wald, um Pilze zu sammeln, aber entweder kenne ich nicht die richtigen Stellen oder andere Pilzsammler waren schon vor uns da.

Ausserdem fehlt mir Grossvaters Pilzwissen – hätte ich als Kind doch nur besser aufgepasst. Da ich deshalb – wie übrigens von allen Pilz-Experten empfohlen – ausschliesslich die Pilze sammle, die ich eindeutig identifizieren kann, bleibt die Ausbeute in meinem Körbchen meist recht überschaubar.



Wenn ich beim Pilze sammeln doch mal etwas mutiger zugreife, bringe ich meine Ernte danach immer zu einer offiziellen Pilzkontrollstelle, wo man seine Pilze checken lassen kann. Und was soll ich sagen? Gut, dass es diese Experten gibt, sonst hätte ich mich und meine Familie mit meinen Pilzpfannen schon längst ins Jenseits befördert – oder zumindest mit Bauchschmerzen zum Arzt.

Klare Vorschriften

Übrigens darf man nicht einfach in den Wald stiefeln und wahllos alle Pilze sammeln, die man findet. Fürs Pilzesammeln gibt es klare Vorschriften: Erstens sollte man an guten Fundorten immer ein paar Pilze stehen lassen, damit dort im nächsten Jahr wieder welche wachsen – und zweitens gibt es auch fürs Pilzesammeln ein paar Vorschriften.

So darf man nicht in Natur- und Pflanzenschutzgebieten sammeln, sich nicht zu grossen Sammelgruppen zusammenschliessen und in den Kantonen Zürich, Graubünden oder Glarus gibt es vom ersten bis zehnten jeden Monats ein generelles Sammelverbot für Pilze.



Okay, wenn schon nicht sammeln, dann eben kaufen. Im Supermarkt und auf dem Markt gibt es zurzeit ja reichlich Pilze im Angebot. Das ist zwar definitiv sicherer als selber sammeln, aber auch deutlich teurer. Was soll’s, es ist ja nur einmal im Jahr Herbst!

Und meine Lieblingspilze, sind neben herbstlichen Eierschwämmen praktischerweise Austernpilze. Dabei handelt es sich um einen Zuchtpilz, sodass ich ihn das ganze Jahr geniessen kann und immer weiss, wo ich ihn sammeln kann: im Supermarkt!

Hier gibt es an jedem Freitagmorgen eine Autoren-Kolumne – abwechselnd zu den Themen Mode, Digitales Leben, Essen und Muttersein. Heute: Essen.

Charoline Bauer ist Autorin und Ernährungscoach aus Berlin. Sie schreibt für verschiedene Verlage zu allen Themen, die das Leben lebenswert machen. Als Ghostwriterin realisierte sie in den letzten Jahren mehrere Bücher in Zusammenarbeit mit bekannten Social-Media-Stars. Mit ihrer Schwester betreibt sie ausserdem einen eigenen Fitness- und Ernährungsblog.

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