Kolumne Bud Spencer und der Frauenstreik

Von Anja Knabenhans

7.6.2019

Bereits am ersten landesweiten Frauenstreik 1991 machten sch Frauen für Lohngleichheit stark.
Bereits am ersten landesweiten Frauenstreik 1991 machten sch Frauen für Lohngleichheit stark.
Bild: Keystone

Am Frauenstreik nächste Woche geht es auch um Lohngleichheit. Das Vorbild dafür ist ein Mann, findet die Kolumnistin.

Wollen wir Frauen wirklich mehr Geld? Ich weiss nicht, ob das was Erstrebenswertes ist. Es heisst doch: Geld verdirbt den Charakter. Wie wahr das ist, sieht man ja präzise an den Männern, die sich gegen Lohngleichheit stemmen. Es heisst auch: Gier macht blind. Das erklärt, weshalb ebendiese Besserverdienenden behaupten, Gleichstellung sei längst erreicht.

Aber von diesen charakterschwachen und realitätsfernen Beispielen sollten wir uns nicht abschrecken lassen. Drum: Her mit den Kohlen!

Viel Arbeit, null Geld

Ich hoffe, dass am 14. Juni viele Frauen ihre Arbeit niederlegen und zeigen, wie gross ihr Anteil daran ist, dass der Laden läuft – nicht nur im Berufsleben. Im Privaten leisten Frauen immer noch einen Grossteil der Haus- und Betreuungsarbeit. Auch in theoretisch gleichgestellten Partnerschaften. Diese Arbeiten verschlingen viel Energie, im Gegenzug gibt es wenig Anerkennung und null Geld. Moll, echt attraktiv. Auf so einen Jobbeschrieb würden sich sicher viele Interessierte melden.

Lohngleichheit bedeutet deshalb: Auch unbezahlte Arbeit muss angerechnet werden ans Arbeitspensum eines Menschen. Wenn Frau und Mann mal quantifizieren, wie viel sie tatsächlich leisten, führt das nämlich oft zu Erstaunen. Danach meist zu Streit. Weil die Zahlen zeigen: Es braucht eine Anpassung. Und weil Veränderungen mühsam sind. Genau drum vermeiden wir solche Diskussionen gern: Weil sie Anstrengung bedeuten. Und wir sind doch schon jetzt so kaputt und müde.

Deshalb finde ich Tage wie den Frauenstreik wichtig. Weil sie nicht nur ein Signal nach aussen sind. Sondern auch eine Bestärkung nach innen. Anderen geht es genauso. Sie wollen dasselbe. Haben auch manchmal kaum Energie. Raffen sich dann doch auf.

Vorbild Bud Spencer

Neben dem eintägigen Streiken und Aufschreien braucht es aber tagtägliche Beharrlichkeit. Also nehme ich mir Bud Spencer zum Vorbild:

Quelle: YouTube

Und wie sieht es aus mit dem Honorar? Bekomme ich gleich viel wie mein männlicher Arbeitskollege? Wird diese Extraleistung auch extra vergütet? Kriege ich beim Jahresendgespräch nur viel Lob oder auch mehr Lohn? Nachfragen, bohren, drängen – bei jeder Gelegenheit. Be like Bud.

An jedem Freitagmorgen gibt es hier eine Autoren-Kolumne – abwechselnd zu den Themen Mode, Digitales Leben, Essen und Muttersein. Heute: Muttersein.

Anja Knabenhans ist Mutter von zwei Buben. Sie ist Chefin der Schreibmaschinerie (www.schreibmaschinerie.ch)  und Chief Content Officer der Eltern-Plattform Any Working Mom (www.anyworkingmom.com).

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