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Bötschi fragt Kaya Yanar «Ich war überzeugt zu sterben, als ich den Abhang hinabstürzte»
Bruno Bötschi
22.3.2025

Kaya Yanar gehört zu den beliebtesten Komikern im deutschsprachigen Europa. Seit 2012 lebt er in der Nähe von Zürich. Ein Gespräch über seine Frau, zu schnelles Autofahren und ein traumatisches Nahtoderlebnis.

22.03.2025, 04:30
22.03.2025, 14:00
Bruno Bötschi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Kaya Yanar ist ein deutsch-türkischer Comedian. Der 51-Jährige lebt seit 2012 in der Nähe von Zürich und ist mit einer Schweizerin verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne.
- Bekannt wurde der 1973 in Frankfurt am Main geborene Komiker 2001 durch die Sat.1-Comedysendung «Was guckst du?!».
- «Meine Frau ist super humorvoll und versorgt mich regelmässig mit lustigen Geschichten. Und weisst du was, ihre Witze fliessen oft in meine Bühnenprogramme ein», so Yanar im Gespräch mit blue News.
- Das Interview mit Kaya Yanar fand im Rahmen seiner Botschafterrolle bei Mediamarkt im Einkaufszentrum Sihlcity in Zürich statt.
Kaya Yanar, ich stelle dir in den nächsten halben Stunde ganz viele Fragen. Und du antwortest bitte möglichst kurz und schnell. Wenn dir eine Frage nicht passt, dann kannst du auch einmal «weiter» sagen.
Weiter.
Fernsehen schauen lieber mit oder ohne Schuhe?
Ohne – es sei denn, ich stehe in einer Mediamarkt-Filiale vor einem TV-Gerät, dann wäre es doof ohne Schuhe.
Wow, bereits in der zweiten Antwort einen hübschen Werbeslogan platziert. Bravo. Lieber zum Coiffeur oder zur Dentalhygiene?
Zum Coiffeur.
Welches Lied hast du dir zuletzt angehört?
Auf dem Weg zu unserem Interview lief im Auto «Digital Love» von Daft Punk.
Warst du in diesem Winter schon auf der Skipiste?
Nein.
Dann ist das Bild von dir auf der Piste, das ich kürzlich auf Facebook entdeckt habe, Fake News?
So ist es. Ich habe schon Fake News produziert, bevor diese Art von Falschinformationen durch Donald Trump weltberühmt geworden sind (lacht). Aber weisst du was, das Bild von mir als Skifahrer ist fast 20 Jahre alt. Er wurde einst von einem Grafiker für meine TV-Show «Was guckst du?!» kreiert.
Du kannst demnach gar nicht Skifahren?
Ich kann Skifahren, aber nicht gut. Und ich war auch schon snowboarden. Aber das kann ich noch schlechter, umso lustiger finden es meine zwei Kinder.
Zum Autor: Bruno Bötschi

blue News-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. Er stellt ihnen ganz viele Fragen – immer direkt, oft lustig und manchmal auch tiefsinnig. Dabei bleibt bis zur allerletzten Frage immer offen, wo das rasante Pingpong hinführt.
Wie hast du es sonst mit Wintersport – gern im Schnee oder lieber in der Skihütte?
Am liebsten vor der Glotze ohne Schuhe (lacht).
Du lebst seit 2012 mit deiner Frau Janine und euren zwei Söhnen in der Nähe des Zürichsees: Hast du es auf Wasser schon einmal mit Ski probiert?
Ja – und davon gibt es auch Bilder, die kein Fake sind. Skifahren auf dem Wasser kann ich deutlich besser als auf dem Schnee. Das hat damit zu tun, dass ich auf dem Wasser weniger Angst vor einem Sturz habe, weil man sich dort nicht so schnell die Knochen bricht wie auf der Piste. Und auf dem See kommen dir, anders als im Skigebiet, nicht noch viele andere Anfänger entgegen.
Schwimmst du gern im See?
Sehr gern sogar – ausser im Walensee. Dort ist mir das Wasser auch im Sommer noch zu kalt.
Winterschwimmen warst du demnach noch nie?
Nein. Ich bin Südländer. Kälte ist nicht meins. Und ich stelle zudem fest: Je älter ich werde, desto kälteempfindlicher bin ich.
Als Kind besuchtest du regelmässig deinen Onkel, der damals im Kanton Aargau lebte. Welches ist deine allererste Erinnerung an die Schweiz?
Das ist eine sehr schöne Frage. Es gibt zwei Kindheitserinnerungen, die ich nicht vergessen werde. Ich war fünf Jahre alt, als unsere Familie mit dem Zug in die Schweiz fuhr. Während der Fahrt schaute ich zum Fenster hinaus und war begeistert von der Landschaft, die wie eine Märklin-Eisenbahn aussah. Später fuhren wir einmal mit unserem Onkel am Vierwaldstättersee entlang – also von Weggis über Vitznau nach Gersau. Die Erinnerung an diese Reise verblasste mit der Zeit. Doch als wir vor einigen Jahren eine Spezialsendung von «Was guckst du?!» am Vierwaldstättersee drehten, hatte ich plötzlich ein Flashback und erinnerte mich wieder daran.
Es heisst, in der Schweiz sei vieles von Kanton zu Kanton verschieden.
Du meinst den Kantönligeist, oder?
Genau. Welches sind deine Erfahrungen damit?
Bisher habe ich nur im Kanton Zürich Steuern gezahlt. Daher weiss ich nicht, wie es auf den Ämtern in anderen Kantonen funktioniert. Beruflich, also als Komiker, habe ich bisher kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen erkennen können. Das hat wahrscheinlich aber auch damit zu tun, dass ich in meinen Bühnenprogrammen nicht auf die Eigenarten von einzelnen Regionen eingehe, sondern eher schweizweite Phänomen zum Thema mache.
Wann hast du das letzte Mal das Gesetz gebrochen?
Sprichst du jetzt von Geschwindigkeitsüberschreitungen?
Zum Beispiel.
Die sind viel weniger geworden. Aber ich hatte auch 13 Jahre Zeit, mich daran zu gewöhnen, respektive wurde ich von den Schweizer Behörden daran gewöhnt – mit teils hohen Bussen. Aber ich gebe es zu: Kürzlich wurde ich doch wieder einmal in einer Gemeinde am Zürichsee geblitzt, als ich mit 30 Kilometer pro Stunde durch eine 20er-Zone gefahren bin.
Welcher Herausforderung hast du dich zuletzt gestellt?
Um ehrlich zu sein, die Herausforderung als Familienvater wächst tagtäglich – nicht zuletzt auch deshalb, weil sich meine Frau aktuell immer mehr vom Mutter- und Hausfrauen-Dasein entfernt hat und äusserst erfolgreich ihr eigenes Ding durchzieht. Konkret heisst das: Sie ist immer öfter im Büro und ich immer öfter daheim. Aber wie heisst es so schön: Der Mensch wächst mit seiner Aufgabe.

Hattest du je Todesangst?
Oh ja. Im Jahr 2012 hatte ich beim Joggen in der Nähe vom Petersberg bei Bonn einen ganz, ganz, ganz bösen Unfall. Das war ein traumatisches Erlebnis. Es war bereits dunkel, als ich stürzte und mehrere hunderte Meter einen Abhang hinunterrutschte. Während dem Rutschen war ich überzeugt, dass ich sterben werde. Und weisst du, warum? Irgendwann spürte ich, dass mein Vater, der damals bereits mehrere Jahre tot war, ganz nah bei mir war. Aber der Rest dieser Geschichte würde zu weit gehen …
Nein, überhaupt nicht. Erzähl ruhig weiter.
Mir kam es damals so vor, als wolle mich mein Vater begrüssen. Ich behaupte sogar, das war eine Nahtoderfahrung. Aber irgendwann kam ich zum Stillstand und lebte noch.
Warst du verletzt?
Ja. Ich hatte beide Arme gebrochen und viel Blut verloren. Blöderweise hatte ich kein Handy dabei, stattdessen irrte ich eine Zeitlang im Wald herum. Es war total crazy. Irgendwann kam ich zu einer Siedlung, wo ich es noch knapp schaffte, die Hausglocke zu betätigen. Die Familie leistete sofort erste Hilfe und rief einen Krankenwagen.
Aber weisst du, was das Verrückteste war: Der Unfall passierte an einem Samstagabend. Als ich bei der Familie läutete, schauten die gerade die TV-Show «Stars bei der Arbeit», in der Paul Panzer und ich als Prominente die schönsten und schlimmsten Berufe testeten. Du kannst dir sicher vorstellen, wie die geguckt haben, als ich plötzlich blutverschmiert vor der Türe stehe.
Gingst du später nochmals an den Ort zurück, an dem du gestürzt bist?
Ja, das habe ich getan. Boah, ich bekomme noch heute Hühnerhaut, wenn ich daran denke. Ich hatte damals wirklich riesiges Glück. Wäre ich nur wenige Zentimeter weiter rechts den Hang hinuntergerutscht, wäre ich einen Felsen hinuntergefallen – und würde heute wahrscheinlich nicht hier mit dir sitzen.
Warum ist Kaya Yanar lustig?
Ich glaube, da sind zwei Dinge, die das entscheidend beeinflusst haben. Erstens: Mir fallen Dinge auf, die anderen Menschen nicht auffallen, und ich nehme mich dazu nicht allzu ernst.
Und zweitens?
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der es nicht viel zu lachen gab. Ich hatte einen depressiven und gewalttätigen Vater und eine Mutter, die das Drama liebte. Als Kind versuchte ich immer wieder, meinen schlecht gelaunten Vater zum Lachen zu bringen. Ich wollte, dass er ein freundliches Gesicht macht. Das war meine Taktik, um mit der tragischen Situation in unserer Familie irgendwie klar zu kommen. Man könnte auch sagen, ich bin tragischerweise komisch geworden.
Konntest du dich irgendwann mit deinen Eltern versöhnen?
Mit meinem Vater blieb es bis zu seinem Tod schwierig. Meine Mutter lebt noch, genauso wie mein Bruder, aber die Verhältnisse sind nach wie vor kompliziert. Ich glaube, es ist mit einer der Gründe, warum ich auf der Bühne so oft über meine Familie spreche. Ich möchte so anderen Menschen Mut machen, die ebenfalls in einer dysfunktionalen Familie gross geworden sind und möglicherweise heute noch darunter leiden. All diesen Menschen will ich sagen: Hey, it's okay. Die perfekte Familie gibt es sowieso nicht und trotzdem können wir später ein glückliches Leben führen.
Was sagst du Menschen, die behaupten, Humor dürfe heute immer weniger?
Humor darf nach wie vor alles, die Reaktionen darauf wurden in den letzten Jahren einfach immer heftiger. Das heisst, ich als Komiker muss mir überlegen, welche Reaktionen meine Geschichten auslösen könnten – und ob ich damit klarkommen werde oder nicht.
Du erzählst auf der Bühne auch Geschichten über deine Frau. Hast du eine Carte blanche oder spielt deine Partnerin manchmal Zensurbehörde?
Ganz im Gegenteil. Meine Frau ist super humorvoll und versorgt mich regelmässig mit lustigen Geschichten. Und weisst du was, ihre Witze fliessen oft in meine Bühnenprogramme ein. Meine Frau leistet also einen erheblichen Beitrag an meine Programme. Es gibt zudem niemanden, der mich besser veräppeln kann als meine Frau. Sie kann mich perfekt imitieren und mein Verhalten spiegeln.
Was machst du für deine eigene gute Laune?
Ich bin zum Glück, also trotz schwieriger Kindheit, eine Frohnatur. Ich bin grundsätzlich immer gut gelaunt und muss dafür nicht irgendetwas Grossartiges unternehmen. Aber natürlich gibt es auch in meinem Leben Dinge, die ich besonders gerne mag. Meine Frau und unsere beiden Kinder stehen dabei an allererster Stelle, ganz wichtig sind mir meine Freunde – und ich bin gern in der Natur draussen.
In Magazin «Interview by Ringier» sagtest du 2024: «Meine Frau hat mir schon sehr früh gesagt, ich sei sehr schweizerisch.» Wie meinst du das konkret?
Wow, du bist aber gut informiert. Irgendwann sagte ich einmal zu meiner Frau, dass mir in Interviews ständig die gleichen Fragen zum Thema «Migration» gestellt würden. Das sei ermüdend und ich wüsste oft nicht mehr, was ich noch darauf antworten sollte. Weisst du, was meine Frau darauf gesagt hat?
Nein.
Sie sagte, ich solle künftig auf diese Frage einfach antworten: Sorry, ich bin Schweizer. Und ehrlich gesagt, meine Frau hat recht. Ich bin ein Mensch, der sich privat nicht gern einmischt, der seinen Garten immer sauber hält, mich dem Frieden zuliebe zurücknimmt und lange Zeit sogar die Märkli von Coop und Migros gesammelt hat …
… Jesses, das ist wirklich sehr schweizerisch …
Und dann sagte meine Frau noch: Manchmal sei ich ein totaler Bünzli. Aber sie meinte es positiv.
Klingt wie eine Liebeserklärung.
Und was mir übrigens auch sehr gut gefällt in der Schweiz: die Ordnung, die Gelassenheit, die Freundlichkeit und die Ruhe. Denn was kann mir als Prominenter Besseres passieren, als dass ich in Ruhe gelassen werde, wenn ich einmal mit der Familie in der Stadt unterwegs bin.
Welche schweizerische Eigenart wirst du nie verstehen?
Ich habe es zweimal mit Jassen versucht, aber mir fehlt jegliches Gefühl dafür. Das mit dem Skifahren haben wir ja bereits besprochen …
Wenn du zu Hause etwas erzählst, merkst du manchmal, wie du automatisch in eine Comedy-Nummer hereinkommst?
Das merke ich nicht mehr.
Deine Kinder sagen also nie: Papi, hör auf, du stehst nicht auf der Bühne.
Nein, das sagen die nie – aber mein älterer Sohn, er ist fünf Jahre alt, guckt mich manchmal an und sagt: Papi, das ist nicht lustig.

Verrätst du mir, wie du und deine Frau die Hausarbeit aufgeteilt haben?
Ähmm … ich übernehme zu meinem Leidwesen immer mehr. Aber ich muss sagen, meine Frau macht das äusserst geschickt und immer schön schrittweise. Kürzlich fragte sie mich: Kannst du bitte noch schnell die Znüni-Boxen für die Kinder parat machen? Seither mache ich das jeden Tag.
Mehr Haushaltsarbeiten übernehmen heisst aber noch lange nicht, dass du sie auch zur Zufriedenheit von allen erledigst?
Nun denn, ich kann gut aufräumen und putzen, ich kann die Küche sauber machen und den Geschirrspüler ein- und ausräumen und Wäsche waschen kann ich auch. Kurz und gut: Ich rocke den Haushalt. Oft merke ich das aber erst am Abend, wenn ich feststelle: Statt einen Film zu gucken, putze ich nur noch die Zähne und gehe danach sofort ins Bett, weil ich so müde bin.
Wer ist bei euch daheim zuständig für die Haushaltsgeräte oder sonstige Gadgets?
Die Techniker. Meine Frau und ich sind in diesen Bereichen absolut unbegabt, was übrigens gleichbedeutend ist, dass auch immer wieder etwas kaputtgeht oder nicht richtig funktioniert (lacht).
Wie hat sich deine Sicht auf das Leben verändert, als du Vater geworden bist?
Meine Prioritäten haben sich seither komplett verändert. Davor war ich in einer glücklichen Partnerschaft und später einer Ehe mit meiner Frau. Seit die Kinder da sind, leben wir in einer WG (lacht). Heute ist mein Leben auf unsere Kinder ausgerichtet. Ich würde sagen, das nimmt 90 Prozent meiner Zeit und Gedankenwelt ein. Daneben habe ich noch neun Prozent für meine Frau und ein Prozent Zeit für mich übrig.
Reicht das?
Klar knirscht es ab und zu, aber so verrückt es auch klingen mag: Ich bin heute glücklicher und kreativer als früher und auch schneller im Schreiben. Ich weiss, dass andere Komiker, nachdem sie Vater geworden sind, mehr Mühe bekunden, neue Bühnenprogramme zu schreiben. Ich gebe zu, ich konnte mir das früher auch nicht vorstellen, dass es mir danach leichter fallen wird. Aber keine Angst, ich will die Situation nicht zu sehr romantisieren. Denn natürlich ist Vater sein teilweise auch verdammt anstrengend – physisch genauso wie psychisch.
In Kontaktanzeigen wird oft ein humorvoller Mann gesucht, aber nur selten eine humorvolle Frau. Deine Erklärung dafür?
Wie schon gesagt: Meine Frau ist total humorvoll. Mir ist Humor in einer Beziehung extrem wichtig. Humorvolle Menschen sind attraktiver und auch intelligenter. Fakt ist aber auch, dass Frauen in der Vergangenheit in den ihnen zugedachten Rollen oft nicht viel zu lachen hatten. Zum Glück wandelt sich das schon seit Längerem zum Besseren. Ich bin zudem der festen Überzeugung, dass sich damit auch das Bild der Frau in der Gesellschaft verändern wird. Dass also Attribute wie Schönheit je länger, desto mehr in den Hintergrund rücken werden.
Wärst du gern mit dir selber liiert?
Nein.
Was ist dein Problem?
Ich brauche in einer Partnerschaft einen Ruhepol als Gegenüber – und das ist definitiv meine Frau. Es funktioniert ein bisschen so wie bei manchen Komikerduos: Einer ist der ruhigere Part, der andere umso bekloppter. Ein Klassiker in dieser Beziehung waren die US-amerikanischen Komiker Dean Martin und Jerry Lewis.
Was ist dein schönster Charakterzug?
Humor.
War dein Aussehen für deine Bühnenkarriere hinderlich oder förderlich?
Förderlich – und zwar insbesondere wegen meiner Wandlungsfähigkeit. Am Anfang meiner Karriere als Komiker gab es TV-Zuschauer, die nicht realisiert haben, dass alle Figuren in meiner Show «Was guckst du?!» von mir selber gespielt worden sind. Viele meinten, Hakan und Ranjid würden von zwei verschiedenen Schauspielern verkörpert. Was auch damit zu tun hatte, dass die beiden Figuren teilweise gleichzeitig im Bild zu sehen waren. Eine Technik, die damals noch nicht so verbreitet war.
Du trägst oft Hut.
Ja, weisst du, da oben wächst nicht mehr so wahnsinnig viel (Kaya Yanar lacht, hebt seinen Hut und zeigt auf sein leicht schütteres Haar). Schuld an meinem Hut ist übrigens Michael Mittermeier, von dem ich schon immer grosser Fan war. Ich behaupte sogar, er hat mit seiner Mischung aus Comedy und Stand-up die deutsche Comedy-Szene amerikanisiert. Davor gab es vor allem viel Blödelei und Kabarett. Michaels Erkennungszeichen war anfangs ein blaues Shirt, eine schwarze Hose und ein umgedrehtes Basecap. Also habe ich gedacht: Ich brauche auch Markenzeichen – und so wurde ich zum Mützen- und Hut-Träger. Damals hatte ich aber noch Haare, die sind erst mit den Jahren weniger geworden.
Wegen der fehlenden Haare könnte dir eine Reise nach Istanbul helfen.
Wie meinst du das?
Die Türkei ist doch das Mekka für Haartransplantationen.
(Lacht) Du glaubst nicht, wie viele solcher Angebote ich schon bekommen habe.
Aber du fährst nicht?
Meine Frau lacht sich immer weg, wenn ich mit ihr über dieses Thema sprechen will. Ich habe ihr schon gesagt: Schatz, wenn dich mein schütteres Haar stört, dann fahre ich sofort nach Istanbul. Aber leider störte es sie genauso wenig wie mich und deshalb gab es bisher keinen Grund, eine Reise in die Türkei zu unternehmen. Denn um mir dort Haare transplantieren zu lassen, bräuchte ich meine Frau als Ausrede.
Wieso das?
Ich könnte dann in der Öffentlichkeit sagen: Ich war zufrieden mit meinen wenigen Haaren, aber meine Frau sagte, ohne Haare gebe es keinen Sex mehr (lacht).

Nochmals zurück zu deinem Hut: Hüte beschatten auf der Bühne das Gesicht unschön, wenn das Licht von oben kommt.
Das ist vollkommen richtig. Es ist aber nur dann ein Problem, wenn du keinen guten Lichttechniker hast.
Torsten Sträter hat mir gesagt: «Mit Hut würde ich auf der Bühne deshalb meistens dem Wrestler The Undertaker ähnlich sehen. Ich sage nur: nicht gut.»
Weisst du was, viele Hüte, die ich trage, wurden mir von Torsten Stärter empfohlen. Er ist nicht nur einer der besten Geschichtenerzähler in Deutschland, sondern hat als gelernter Herrenschneider auch grosse Ahnung von Mode. Aber unter uns gesagt: Ich finde, Torsten sähe auf der Bühne noch besser aus, wenn er statt seiner Beanie-Mütze ebenfalls einen Hut tragen würde.
Wo ist die Schweiz am allerschönsten?
Wie gesagt: Ich mag die Natur sehr. Städte sagen mir immer weniger – vielleicht auch, weil ich in einer aufgewachsen bin und oft dort arbeite.
Ich bin etwas enttäuscht über deine Antwort.
Wieso das?
Ich hatte erwartet, dass du mindestens einen Namen eines schönen Gipfels in der Schweiz erwähnst.
Okay, mein Hausberg ist die Rigi.
Dein Vorname Kaya heisst auf Deutsch übersetzt doch «Fels».
Richtig.
Also da muss doch noch mehr kommen.
Ich könnte dir jetzt erzählen, auf welchen Schweizer Gipfel ich schon oben war. Ich war auf dem Pilatus bei Luzern, ich war auf dem Rothorn und habe auf die Lenzerheide geguckt …
… warst du schon einmal auf einem richtigen Berg, zum Beispiel auf dem Matterhorn?
Das wäre aber deutlich mehr als ein Spaziergang. Machst du sowas?
Nein, ich leide an Höhenangst. Aber ich dachte, weil dein Name Fels ist, würde das noch gut passen …
… mein Name ist nur Fels und nicht Matterhorn (lacht). Aber du hast schon recht, ich fühle mich in den Bergen meist wohler als am Strand, obwohl ich Südländer bin. Ich war übrigens auch schon in Neuseeland auf einigen Gipfeln und in Kanada ebenfalls.
Du hast türkische Wurzeln, bist in Deutschland aufgewachsen, lebst heute in der Schweiz. Was bedeutet dir Heimat?
Ich hatte lange ein Problem mit dem Begriff «Heimat», weil meine Eltern bei mir immer wieder das Gefühl erzeugt haben, dass Deutschland, weil sie aus der Türkei migriert sind, nicht unsere Heimat sei. Heimat war für mich lange von Erinnerungen geprägt – wo habe ich zum ersten Mal ein Mädchen geküsst, wo mich zum ersten Mal geprügelt. Das alles ist in der Region von Frankfurt am Main passiert. Mit dem Älterwerden veränderte sich bei mir das Heimatgefühl immer mehr. Heute sage ich, meine Heimat ist dort, wo meine Frau und meine Kinder leben. Und wenn sie morgen sagen würden, wir wollen unbedingt nach Südafrika, würde ich mitreisen und meine Heimat mitnehmen. Heimat hat nicht nur mit Geografie, sondern auch mit Psychologie zu tun.
Du wolltest doch den Schweizer Pass beantragen. Hat das geklappt?
Die Beantragung hat geklappt, aber noch bin ich es nicht. Ich wurde aber bereits von der Gemeinde zum Gespräch eingeladen und bekam danach einen positiven Bescheid. Nun liegt die Sache beim Kanton. Es könnte also noch etwas dauern.
Hast du noch Lust auf ein fulminantes Schlusswort?
Ich fühle mich wohl in der Schweiz und hoffe, dass das Land auch in den nächsten Jahren stabil bleibt. Mühe habe ich mit den rechtsextremen Tendenzen in einigen westlichen Ländern und die zunehmende Kriegstreiberei macht mir grosse Sorgen.
Das Interview mit Kaya Yanar fand im Rahmen seiner Botschafterrolle bei Mediamarkt im Einkaufszentrum Sihlcity in Zürich statt.