Die Freude am Verpassen Jomo oder warum meine Eltern plötzlich hip sind

Mara Ittig

24.7.2018

Sich einfach mal hängenlassen. Wer sich nicht ständig fragt, was er wohl gerade verpasst, hat die besseren Chancen auf Entspannung. 
Sich einfach mal hängenlassen. Wer sich nicht ständig fragt, was er wohl gerade verpasst, hat die besseren Chancen auf Entspannung. 
Getty Images

Kennen Sie Fomo? Die sogenannte «Fear Of Missing Out» beschreibt das Lebensgefühl der Millenials. Bloss nichts verpassen, immer online, stets erreichbar: Viele unter 30-Jährige kennen das Gefühl nur zu gut. Und nicht nur sie. Doch das Blatt wendet sich. 

Vor lauter Angst, etwas zu verpassen, verpasst man nicht selten das echte Leben. Und deswegen lautet das neue Lebensgefühl nun: Jomo, «Joy Of Missing Out» und beschreibt die Freude daran, etwas zu verpassen.

Weil wir eh nicht auf allen Hochzeiten tanzen können, entscheiden wir uns am besten für nur eine - und geniessen die dann richtig! Statt nur halbherzig dabei zu sein, weil man ständig checken muss, wo es vielleicht gerade noch besser ist, lebt man einfach im Moment. Lässt das Handy vielleicht sogar mal ausgeschaltet und konzentriert sich auf die Menschen und Dinge, die einen gerade umgeben. Und kann sie so besser geniessen. 

Dieses Besinnen auf das Hier und Jetzt ist nicht wirklich neu. Nur scheint unsere aktuelle Lebensweise das Bedürfnis danach zu verstärken. Digital-Detox-Ferien und Achtsamkeits-Magazine spriessen wie Pilze aus dem Boden.

Noch nie gab es so viele Möglichkeiten

Die Angst, etwas zu verpassen ist symptomatisch für unsere Zeit: Noch nie gab es so viele Informationen, Kommunikations- und Wahlmöglichkeiten. Dass das bislang überfordert und man vor lauter Auswahl blockiert ist, überrascht kaum.

Wer alle Möglichkeiten hat, hat eben auch die Qual der Wahl. Nur: Welche Option ist die beste? Mit ständigem Nachschauen, Checken, Versichern und Clicken suchen wir nach Orientierung. Die wir dann oftmals doch nicht finden. 

Da hilft es manchmal, sich dem Ganzen einfach zu entziehen. Jomo, eben. Was die New York Times gerade zum Lebensgefühl des Sommers ausrief, ist ja eigentlich nichts anderes, als was die Generation unserer Eltern schon immer macht. Geboren kurz nach dem 2. Weltkrieg, weit bevor Smartphones und Internet die Welt eroberten, kämen sie nie auf die Idee, sich während eines Abendessens mit Freunden ständig via Social Media und Chats zu erkunden, wo es denn gerade noch andere Gelegenheiten gäbe, sich zu unterhalten. Wo man stattdessen hinkönnte. Und sowieso: Ob es vielleicht nicht doch ein besseres Restaurant gegeben hätte für das Treffen. Oder via Instagram gleich allen anderen mitzuteilen, dass es eben keine bessere Wahl gegeben hätte und man eine tolle Zeit hat.

Nun ist es also hip, so zu sein wie unsere Eltern. Es wird sie wahrscheinlich nicht gross kümmern. 

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