Grüner Daumen Kräuter und Moos – so bleibt der Garten im Herbst grün

Melanie Öhlenbach, dpa

15.9.2020

Rasen hat es in trockenen Jahren schwer. Wer auf eine grüne Fläche im Garten jedoch nicht verzichten will, dem bieten sich Alternativen, die auch aus ökologischer Sicht sinnvoll sind.

Eine grüne Fläche, sorgsam gehegt und gepflegt, darf in vielen Gärten nicht fehlen. «Viele Rasenbesitzer geniessen das den Augen wohltuende Grün in ihrem Garten.

Gleichzeitig ist der Rasen für sie auch das erweiterte Wohnzimmer, das für viele Aktivitäten aber auch nur zur Erholung genutzt werden kann», sagt Harald Nonn, Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft.

Doch wer einen Rasen hat, muss auch einiges dafür tun, damit er schön bleibt. Mähen, Düngen, Wässern nennt Nonn den «Dreikampf» – und der ist vielerorts zunehmend zur Herausforderung geworden. «In unseren Breiten ist die ausreichende Wasserversorgung von Rasenflächen – dies gilt aber generell für alle Grünflächen – aufgrund der klimatischen Veränderungen zunehmend schwieriger geworden.»

Kräutergrün statt Grasgrün

Auf eine grüne Fläche müssen Gartenbesitzer aber nicht verzichten – aber sie sollten vom reinen Grasgrün absehen. In den Hitzesommern der vergangenen Jahre haben einjährige Hirse, Horn-Sauerklee, Schafgarbe und andere Pflanzen, die mit Trockenheit wesentlich besser zurechtkommen, die Rasenflächen übernommen, berichtet Sven Görlitz, Gartenberater beim Verband Wohneigentum.

Moos wächst dort, wo sonst nichts wächst.
Moos wächst dort, wo sonst nichts wächst.
Bild: Getty Images

Will man der Natur nicht ihren Lauf lassen, kann man die Flächen auch bewusst mit anderen Pflanzen gestalten. Je nach Standort und Verwendung bieten sich Blumenwiesen, Kräuter-, Blumen-, Duft- oder Schotterrasen an.

Sicherlich: «Die Optik ist vielleicht für den Rasenliebhaber gewöhnungsbedürftig, die Blüten der Kräuter bieten jedoch vielen Insekten eine Nahrungsquelle und Lebensraum», sagt Rasenexperte Nonn. Er plädiert für ein Nebeneinander solch unterschiedlich gestalteter Flächen.

Blumenwiesen nur zweimal pro Jahr schneiden

Die wohl grösste Umstellung für Rasenbesitzer ist eine Blumenwiese – allein schon, weil sie nur zweimal im Jahr gemäht werden sollte. Ökologisch zwar wertvoll, ist sie aus Sicht von Görlitz aber nur bedingt für den Hausgarten geeignet: «Blumenwiesen erhalten sich durch Selbstaussaat und man benötigt daher viel Platz. Ausserdem sind die Flächen eigentlich nicht mehr nutzbar.»

Alternativ bietet sich eine Mischung aus Rasen und eher niedrig wachsenden, trittfesten Blumen und Kräutern an. Je nach Angebot enthalten solche Mischungen für Kräuter- oder Blumenrasen verschiedene Gräser und schnittverträgliche, blühende Pflanzen wie Gänseblümchen, Schafgarbe, Thymian, Wegerich, Günsel und Salbei.

Bestehenden Rasen durch Abmagerungskur umstellen

Eine Umstellung auf Kräuter- oder Blumenrasen kann Schritt für Schritt erfolgen. Für Görlitz ist sie aber nur die zweitbeste Wahl nach einer Neuanlage. Und: «Die Samen einfach in bestehende Rasenflächen säen, wird nicht funktionieren.» Stattdessen empfiehlt der Gartenexperte, den bestehenden Rasen abzumagern, weniger zu mähen und kahle Stellen mit den neuen Pflanzen einzusäen.

Die Fläche wird alle zwei bis drei Wochen gemäht. Ein Tipp von Görlitz: einen Teil des Rasens mähen und einige Bereiche höher wachsen lassen, damit mehr Pflanzenarten zum Zuge kommen.

Grün für den Stellplatz

Einen Blumenschotterrasen empfiehlt die Biologin und Buchautorin Ulrike Aufderheide für Wege, Plätze und Stellflächen für Autos. Sie werden entsprechend der notwendige Tragfähigkeit mit Schotter befestigt und anschliessend mit heimischen Wildpflanzen und -gräsern eingesät, die magere, trockene und heisse Standorte lieben.

Duftende Kräuter wie Thymian und Oregano können dort ebenfalls gedeihen. Aber: «Duftrasen eignen sich besonders für Flächen, wo ich mich länger aufhalte, also zum Beispiel für den Sonnenliegeplatz – Provence-Feeling garantiert», findet Aufderheide.

Mit und nicht gegen die Natur arbeiten: Dieses Prinzip ist ihrer Ansicht nach der Schlüssel für den Rasen in einem naturnahen Garten – auch weil es viel Arbeit spart. Ein Moosrasen ist daher eine Lösung für tiefschattige Stellen, an denen Rasen keine Chance hat. «Viele denken ja, Moos schade dem Rasen, es ist aber genau andersherum: Das Moos wächst, weil dort sonst nichts wächst», so Aufderheide.

Bibliografie: Rasen und Wiesen im naturnahen Garten: Neuanlage – Pflege – Gestaltungsideen, Ulrike Aufderheide, Pala-Verlag, 2016, 180 Seiten, ISBN-13: 978-3895662744

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