Die Tricks der TurboleserLesen im Eiltempo – kann man das lernen?
dpa
17.1.2019
Sie heissen «Speedreader» oder «Turboleser»: Menschen, die Texte in Rekordzeit lesen und verstehen können. Eine Fähigkeiten, die in vielen Berufen sinnvoll sein kann. Doch funktioniert das Schnell-Lesen wirklich? Und was muss man dafür tun?
Das Arbeitspapier in der Zigarettenpause erfassen oder das Vorlesungsskript des ganzen Semesters auf der Zugfahrt durcharbeiten – schnell lesen zu können, bringt vielen Menschen in Beruf und Ausbildung Vorteile.
Wichtig ist: Wer ein richtiger Turboleser werden möchte, muss immer darauf achten, dass das Textverständnis nicht auf der Strecke bleibt. Und das ist nicht immer einfach.
Schnelllesen kann man lernen
Peter Rösler, Autor des Buches «Grundlagen des Schnell-Lesens» hat grundsätzlich eine positive Nachricht: Schnell-Lesen kann man lernen. Das funktioniere aber nicht in zwei Tagen, sondern nur, wenn man sich genügend Zeit von mindestens zwei Wochen zum Erlernen nehme. Allerdings gilt: «Langdauernde Trainings wurden in der Wissenschaft praktisch noch nicht untersucht», so Rösler.
Sascha Schroeder, Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Göttingen, steht dem Thema Schnell-Lesen eher skeptisch gegenüber: «Es gibt zwar Trainings und die führen auch dazu, dass die Leute das Gefühl haben, dass sie schneller lesen. Aber es gibt eigentlich keine Studie, die zeigt, dass es wirklich funktioniert.» Auf gleichem Verständnisniveau könne man seine Lesegeschwindigkeit nur bedingt modifizieren. Das führt dem Wissenschaftler zufolge fast immer dazu, dass man oberflächlicher liest.
Immer erst den Titel lesen
Trotzdem könne es sinnvoll sein, die eigene Lesestrategie zu optimieren, so Schroeder, «weil ein Training auch das abdeckt, was wir als allgemeine Lesestrategien bezeichnen.» Also zum Beispiel, dass man erstmal den Titel eines Textes liest, den Text dann überfliegt und schliesslich entscheidet, ob man ihn tiefer lesen möchte.
Auch Prof. Ralph Radach beschäftigt sich an der Universität Wuppertal schwerpunktmässig mit dem Thema Leseforschung. Seine Meinung: «Viele Autoren schaden dem Ruf des Schnell-Lesens durch veraltete Ansichten zum Lesen, dubiose Behauptungen über Trainingsprozesse und nahezu sinnfreie Übungen.»
Die Bibliothek des Stifts Melk besteht seit dem 11. Jahrhundert. Der österreichische Benediktinerorden war bis 1926 im Besitz eines Erstdrucks der Gutenberg-Bibel. Die Sammlung umfasst mehr als 100'000 Handschriften.
Bild: Wikimedia
Besagte Gutenberg-Bibel befindet sich heute in der Beinecke Rare Book and Manuscript Library, die zur Yale Universität gehört und seltene und wertvolle Schriften beherbergt.
Bild: Getty Images
Die Stiftsbibliothek in St. Gallen ist als älteste Bibliothek der Schweiz im Besitz eines einmaligen Buchbestandes. Sie wurde im 8. Jahrhundert gegründet und besitzt als einzige Klosterbibliothek intakte Bestände aus der Zeit vor 1000.
Bild: Keystone
Die Bibliothek zählt zum UNESCO-Weltkutlurerbe.
Bild: Keystone
Der Salle Labrouste in der Nationalbibliothek Frankreichs in Paris. Die Bibliothek geht auf die königliche Bibliothek im Louvre zurück.
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Sie besteht heute aus einem Richelieu-Teil, der sich alten Beständen widmet, und einem modernen Mitterand-Teil.
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Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek im Deutschen Weimar ist für ihren prunkvollen Rokokosaal berühmt.
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Der Schwerpunkt der Bibliothek liegt auf deutscher Literatur. Im Bild zu sehen ist der Bücherkubus, der seit einem verheerenden Brand 2004 das Forschungszentrum beheimatet.
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Wunderbar nach neuen Trouvaillen stöbern kann man bei Daunt Books im Londoner Stadtteil Marylebone. Die gut sortierte Buchhandlung befindet sich in einem edwardianischen Gebäude.
Bild: Daunt Books
Bei Galignani an den Pariser Tulierien gibt es englischsprachige und französische Literatur – und Sachbücher zum Schmökern.
Bild: Galignani
Felix Jud in Hamurg ist Buchhandlung, Antiquariat und Kunsthandel in einem: ein Paradies für Bibliophile.
Bild: Felix Jud
Die Livraria Lello in Porto verzeichnet – ihrem pittoresken Aussehen sei Dank – einen enormen Besucheransturm: Ohne Ticket gibt's keinen Einlass, in Ruhe schmökern könnte schwierig werden.
Bild: Wikipedia
Seit 2006 gibt es in der jahrhundertealten Dominikanerkirche in Maastricht Bücher zu kaufen. Im ehemaligen Priesterchor kann man zu einem Cappuccino in literarischen Leckerbissen blättern und die besondere Atmosphäre geniessen.
Bild: besuchemaastricht.de
In der Schloss- und Klosteranlage San Lorenzo de El Escorial nahe der Spanischen Hauptstadt Madrid befinden sich über 40'000 Schriften. Kurios: Die Bücher stehen alle mit dem Rücken nach hinten in den Regalen.
Bild: Wikipedia
Keine Aufzählung schöner Bücherorte ohne die Bibliothek des Trinity College in Dublin: Es handelt sich dabei um die Universitätsbibliothek des 1592 gegründeten renommierten Trinity College. Sie beherbergt an die fünf Millionen Schriften, darunter das berühmte «Book of Kells».
Bild: Getty Images
Die Österreichische Nationalbibliothek befindet sich unter anderem in der Wiener Hofburg. Neben einer Kartensammlung verwahrt die Bibliothek auch rund 700 Globen und astronomische Instrumente.
Bild: Getty Images
Die tschechische Nationalbibliothek befindet sich im ehemaligen Jesuitenkolleg Klementinum in Prag. Aufgrund seiner Lage nahe der Moldau und der bestehenden Hochwassergefahr gibt es Pläne, die Bibliothek zu verlegen.
Bild: Klementinum
Die New York Public Library ist mit 51 Millionen Medien eine der grössten Bibliotheken der Welt. Das Hauptgebäude befindet sich an der Fith Avenue. Im Besitz der Bibliothek befindet sich unter anderem eine Gutenberg-Bibel. Ausserdem ist sie Kulisse zahlreicher Filmproduktionen.
Bild: Getty Images
Die Oxford Union Society Library gehört zur Englischen Oxford University. Bei der Oxford Union Society handelt es sich um einen Debattierclub. Der Viktorianische Gebäudekomplex diente einst als Debattierraum.
Bild: Oxford Union Society
Die Vatikainische Apostolische Bibliothek beherbergt die Sammlung des heiligen Stuhls. Ihre Bestände zählen zu den wertvollsten der Welt. Sie befindet sich im Apostolischen Palast.
Bild: Vatikanische Apostolische Bibliothek
Die George Peabody Library befindet sich in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland und gehört zur Johns Hopkins Universität. Die Bibliothek kann für Events, etwa Hochzeiten, gemietet werden.
Bild: Wikipedia
Die John Rylands Bibliothek im englischen Manchester wurde von Enriqueta Augustina Rylands in Erinnerung an ihren verstorbenen Gatten gegründet. Die viktorianische Gotik des Gebäudes erinnert an eine Kathedrale.
Bild: John Rylands Library
Verstehendes Lesen sei vom Überfliegen, bei dem es nur darum gehe, sich einen Eindruck des Inhalts zu verschaffen, zu unterscheiden. Leseprozesse bräuchten Zeit, «aber man kann das Lesen tatsächlich durch gezieltes Üben beschleunigen. Realistisch ist es, bei gleichem Verständnisniveau eineinhalb bis zweimal schneller zu werden», so Radach.
Schnell lesen und alles verstehen
Experten unterscheiden zwei Formen des Schnell-Lesens: das kleine und das grosse Schnell-Lesen. Normalerweise wird das Lese-Tempo durch das innerliche Mitsprechen des Textes limitiert. Ein durchschnittlicher Leser schafft etwa 250 Wörter pro Minute.
Beim «kleinen Schnell-Lesen» trainieren die Leseschüler etappenweise, ihren inneren Mitsprecher zu beschleunigen. «Das Trainingsgrundprinzip ist simpel. Es lautet: Lies so schnell wie möglich, aber du musst noch alles verstehen», erklärt Peter Rösler. Mit einem Training über mehrere Wochen könne man es schaffen, das innere Mitsprechen auf bis zu 600 Wörter pro Minute hochzutrainieren.
Ein gutes Lese-Training zeichnet sich Radach zufolge dadurch aus, dass es eine gute Planung und Nachbereitung vermittelt. Das Lesen solle schrittweise schneller werden und sich statt auf einzelne Wörter mehr und mehr auf ganze Sinneinheiten beziehen.
Gleichzeitig sollten zeitraubende Lesegewohnheiten, etwa häufige Rücksprünge, vermieden werden. Mittlerweile könne man auch Apps nutzen, um einen Eindruck vom Schnell-Lesen zu bekommen. Das erfordert aber viel Disziplin und Durchhaltevermögen.
Schnell lesen heisst nicht schnell denken
Anders als das «kleine Schnell-Lesen» verfolgt das «grosse» oder «optische Schnell-Lesen» das Ziel, die Sprachzentren im Kopf nicht zu trainieren, sondern sie zu umgehen. Bei dieser Form des Schnell-Lesens muss der innere Mitsprecher ausgeschaltet, der Sinn des Textes aber dennoch erfasst werden. Flächiges Sehen und eine slalomartige Blickführung sind dafür grundlegend. «Es dauert Monate, bis es klappt, und es funktioniert durchschnittlich nur bei jedem Zweiten, der es versucht», gibt Peter Rösler zu bedenken.
Manche Menschen beherrschen diese Form des Schnell-Lesens schon von Kindestagen an. Sie werden als «natürliche Schnell-Leser» bezeichnet. Das ist laut Rösler ungefähr einer aus 500. Wer das optische Lesen beherrscht, könne mehr als 1500 Wörter in der Minute, in manchen Fällen bis zu 6000 Wörter pro Minute, lesen.
«Bei einer Untersuchung in unserem Labor hat ein optischer Leser 1000 Wörter pro Minute erreicht, bei nach wie vor gutem Verständnis. Hier liegt eine Expertise vor, wie im Leistungssport oder bei Schachmeistern, die sehr hohe Motivation und viel Training erfordert», berichtet Radach. Als normaler Leser solle man sich lieber realistische Ziele setzen, etwa eine Verdopplung der eigenen Lesegeschwindigkeit.
Schnell-Leser ist nicht gleich Schnell-Denker
Egal, ob Speed-Reader oder nicht: Der Lese-Turbo bringt einen im Beruf oder an der Uni nicht automatisch weiter. «Schnell-Leser werden dadurch, dass sie schneller lesen können, ja nicht zu Schnell-Denkern», sagt Rösler.
Einen komplexen Text, etwa für die Uni, wird man daher erstmal im Nachdenktempo lesen müssen. Rekapituliert man das Ganze dann, könne man dagegen im höchsten Tempo lesen, das man beherrscht. «Bei weiteren Lesedurchgängen kann das Schnell-Lesen also definitiv eingesetzt werden», so der Autor.
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