Teurer Spass Minipackungen sind auf dem Vormarsch

dpa/mi

28.3.2018

Weniger ist mehr? Mit abgepackten Lebensmitteln in immer kleineren Mengen wollen Supermärkte und Discounter neuen Essgewohnheiten der Verbraucher Rechnung tragen. Doch der Trend dürfte die Preise in die Höhe treiben - und ist nicht gerade umweltfreundlich.

Cola in der 0,15-Liter Dose, Nutella im Mini-Glas und Lachs in der 50-Gramm-Packung: Immer häufiger stossen Verbraucher in Supermärkten auf Lebensmittel in ungewohnt kleinen Portionen. Für Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung ist das allerdings nicht verwunderlich: «Es gibt einen Trend zur Kleinpackung», beobachtet der Handelsexperte.

Einer der Vorreiter des Trends ist der US-Getränkeriese Coca-Cola. Er hat in der Schweiz vor Kurzem neben der klassischen Getränkedose mit 330 Milliliter Cola eine neue Minidose auf den Markt gebracht- mit gerade einmal 150 Milliliter Inhalt. Ab Juni soll es auch Fanta in der Mini-Packung geben. «Aus Marktanalysen wissen wir, dass insbesondere der Wunsch der Verbraucher nach kleineren Verpackungen zunimmt», betont ein Unternehmenssprecher.

Für Gesundheitsbewusste: Kleine Menge, weniger Zucker

«Die Menschen sind mobiler geworden, sie konsumieren mehr unterwegs, die Haushalte werden kleiner. Manche achten zudem verstärkt auf Zucker und Kalorien», heisst es beim Getränkeriesen. All das befeuere das Interesse an kleineren Packungsgrössen.

Tatsächlich gilt der Minitrend nicht nur für Limonade. Auch süsser Brotaufstrich landet immer öfter in kleineren Verpackungen als den klassischen 250-Gramm-Gläsern im Einkaufswagen. «Wir beobachten aktuell ein starkes Wachstum der kleineren Verpackungsgrössen, wenn auch noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau», berichtet Nina Gemko, Expertin für Konsumententrends bei Nielsen in diesem Bereich. Gerade kleinere, höherpreisige Gebinde entwickelten sich sehr positiv.

Konfi und Nutella werden für den spezielle Gelegenheiten in kleinen Verpackungen gekauft.
Konfi und Nutella werden für den spezielle Gelegenheiten in kleinen Verpackungen gekauft.
dpa

Der Siegeszug der Mini-Packungen werde gleich von mehreren aktuellen Trends beflügelt, meint der Branchenkenner Adlwarth. Ein Grund dafür sei die wachsende Zahl von Single-Haushalten und von Senioren, für die die klassischen Packungsgrössen oft überdimensioniert seien. Ein anderer Wachstumstreiber sei der Trend zum Ausser-Haus-Essen. Wer mittags einen Kleinigkeit zwischendurch essen wolle, sei mit einer Portionspackung einfach besser bedient.

Auch für den Handel und die Hersteller seien die neuen Formate interessant, betont Adlwarth. Denn sie versprächen häufig höhere Gewinnspannen. Tatsache ist: Wer Kaffee in Kapseln kauft, zahlt für das Kilogramm Bohnen ein Mehrfaches des Preises von «normalem» Filterkaffee. Auch wer Cola in der neuen Minidose kauft, muss damit rechnen, deutlich mehr pro Liter zu zahlen, als beim Kauf eines grösseren Gebindes.

Der Müllberg wächst

Doch ist das nicht der einzige Nachteil der Mini-Packungen. Auch der Berg an Verpackungsmüll wächst und wächst. Nach Zahlen des Bundesamtes für Umwelt BAFU türmte er sich in der Schweiz im Jahr 2016 auf die Rekordmenge von 24 Millionen Tonnen. Knapp 6 Millionen davon entfielen auf die privaten Verbraucher - und die Zahlen steigen ständig. Fielen 1970 pro Jahr noch 309 kg Abfall pro Peson an, so waren es 2013 bereits 707 Kg, Tendenz steigend. Obwohl wir auch Weltmeister im Recycling sind, der angehäufte Müllberg ist enorm. Unser Wohlstand führt zu mehr Konsum und das wiederum gibt mehr Abfall.  Gesetzliche Möglichkeiten, diese Flut einzudämmen, sind schwierig. Vielmehr sind auch die Verbraucher gefragt, beim Einkauf überflüssige Verpackungen zu vermeiden und ganz allgemein bewusster zu kaufen. 


30 Tage keinen Abfall produzieren? Ein Selbstversuch

Fest steht, dass viele Kunden von vorportionierten Salaten, Gemüse in Kunststoffschalen und voluminösen Wurst-Packungen aus Plastik mit wenig Inhalt genervt sind. Das ergab kürzlich auch eine Umfrage der Verbraucherzentrale Hamburg, bei der sich viele Menschen über unnötige Verpackungen und versteckte Preiserhöhungen durch schrumpfende Füllmengen beschweren. Gegensteuern lasse sich aber mit einigen einfachen Tipps, sagt Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale: Mit dem eigenen Stoffbeutel ins Geschäft gehen und möglichst zu regionalen und losen Lebensmitteln oder Produkten in Mehrwegbehältern greifen, rät der Umweltexperte.

Bestes Vorbild ist für Jorde der Wochenmarkt: Auch dort haben es die Kunden selbst in der Hand, Obst, Gemüse und andere Produkte lose und in genau der Menge zu kaufen, die sie brauchen und sich in mitgebrachte Taschen und Körbe füllen zu lassen - ganz ohne weitere aufwendige Verpackung.


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