Sommer-Rezept «Neue Rezepte» von Marcella Hazan: Dieser Sugo kocht sich von selbst

Lilly Anderegg

19.7.2017

Wer die authentische italienische Küche liebt, kommt an Marcella Hazan nicht vorbei. Wir verraten ihr Rezept für eine Pastasauce, die jetzt im Hochsommer am besten schmeckt.

Kein Kochbuch strahlt so viel Glaubwürdigkeit aus wie dieses. Was hier drin steht, muss einfach wertvoll und relevant sein. Ohne Schischi präsentiert die 1956 nach Amerika ausgewanderte Italienerin hier ihr gesamtes Rezeptrepertoire – sachlich, anschaulich und vor allem: nachkochbar.

So schrieb der Gastrokritiker Wolfram Siebeck 2002 in seiner «Zeit»-Kolumne über das vorliegende, erstmals 1999 auf Deutsch erschienene Kochbuch «Neue Rezepte»: «Man muss nur die drei Seiten lesen, die die Autorin den Tomaten widmet, um zu wissen, dass sie Tacheles redet und ihren Lesern nichts vormacht. Ihre sachliche und anschauliche Art prägt all ihre Rezepte, welche dadurch auf beglückende Weise nachkochbar sind. […] Da ist mehr gesunder Menschenverstand im Spiel, als Kochbücher im Allgemeinen vermitteln.»

Einblick ins Kochbuch geben wir in unserer Bildergalerie.

Akribisch Buch geführt über jede Zutat

Fern der Heimat zu einer Zeit, da man in den USA die mediterrane Küche als Spaghetti mit Ketchup interpretierte, kochte die studierte Biologin für ihren Mann wie sie es zuhause in der Emiglia Romana kennengelernt hatte. Auf ihr naturwissenschaftliches Studium ist es zurückzuführen, dass sie über jedes Gericht und jede Zutat akribisch Buch führte.

Sobald Marcella Hazan überzeugt war, dass ihre Rezepte auch bei anderen funktionieren würden, schrieb sie sie einzeln mit der Hand auf. Rund vier Jahre nach ihrem Tod hat der Basler Echtzeit-Verlag eine Neuauflage ihrer lang vergriffenen Rezeptsammlung «Neue Rezepte» (im Original: «Marcella Cucina») herausgegeben.

Nur einige wenige Illustrationen lockern die 352 Seiten auf. Hier zum Beispiel die Zubereitung von hausgemachter Pasta. Der Rest ist Kopfkino.
Nur einige wenige Illustrationen lockern die 352 Seiten auf. Hier zum Beispiel die Zubereitung von hausgemachter Pasta. Der Rest ist Kopfkino.
Bild: Echtzeit-Verlag

Diese Rezeptsammlung ist eine konsequente Weiterführung des bereits 2015 im selben Verlag erschienenen Buchs «Die klassische italienische Küche» von Marcella Hazan. So konsequent, dass «Neue Rezepte» nicht mit Seite 1 startet, sondern auf Seite 614 weiterführt, was bereits den ersten Band legendär machte.

Unprätentiöse, echte und vor allem unverschämt gute italienische Kochkunst, vom einfachen Tomaten-Mozarella-Salat bis zum komplizierten «Pollo ripieno al Vermut», zu Deutsch: Entbeintes Brathuhn, gefüllt mit Kalbsleber und Wurst. Aber selbst letzteres Rezept ist so gekonnt auf den Punkt gebracht und ohne viel Brimmborium erklärt, dass eigentlich nichts dagegen spricht, gleich hier und jetzt die benötigte Poularde zu entbeinen.

Wir sparen uns dieses mehrseitige Rezept für ein andermal auf und veröffentlichen hier viel lieber Marcella Hazans Anleitung für das ebenso wohlklingende wie wohlschmeckende «Sugo Ligure col pomodoro crudo, olive, capperi e acciughe» aus «Neue Rezepte», das für den Hochsommer wie gemacht ist.

Rezept für ligurische Sauce mit rohen Tomaten, Oliven, Kapern und Anchovis:

Diese Sauce ist ganz und gar roh, aber man könnte auch sagen, sie kocht sich selbst. Sie zeigt sehr schön, wie dynamisch Zutaten reagieren können, wenn man ihnen die Chance dazu gibt.

Das braucht's für 4 grosse oder 6 kleine Portionen:

  • 18 ganze, kleine schwarze Oliven

  • 8 ganze grüne Oliven, in Salzlake konserviert

  • 1 ½ EL Kapern

  • 5 bis 6 Anchovisfilets

  • 700 g frische, vollreife, fest Tomaten

  • 10 Basilikumblätter

  • 1 ½ TL Majoran oder ¾ TL Oregano

  • 2 Knoblauchzehen, geschält und sehr fein gehackt

  • Salz

  • Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

  • ½ TL Rotweinessig

  • 6 EL gutes Olivenöl

  • 450 g Pasta

Pasta-Empfehlung: Zu dieser Sauce passt eigentlich nur industriell hergestellte trockene Pasta. Besonders empfehlenswert sind Spaghettini.

  •      Schwarze und grüne Oliven entsteinen. In Essig eingelegte Kapern abtropfen lassen und mit kaltem Wasser abspülen. In Salz konservierte Kapern unter fliessendem kaltem Wasser abspülen und dann 30 Minuten in kaltem Wasser einlegen. Abgiessen und mit mehrfach gewechseltem kaltem Wasser abspülen.

  •      Entsteinte Oliven, Kapern und Anchovisfilets zusammen hacken. Sie können dazu auch eine Küchenmaschine verwenden. Hacken Sie die Zutaten aber nicht zu Brei. In einer kleinen Schüssel beiseite stellen.

  •      Die Tomaten roh mit einem Sparschäler schälen. Halbieren, die Kerne auskratzen und in 5 mm breite Streifen schneiden. In die Schüssel geben.

  •      Das Basilikum in sehr schmale Streifchen schneiden und zusammen mit Majoran oder Oregano, Knoblauch, Petersilie, einer grossen Prise Salz, schwarzem Pfeffer und Essig ebenfalls in die Schüssel geben. Ein- bis zweimal umwenden, dann das Olivenöl hinzufügen und nochmals gründlich umwenden. Die Sauce mindestens 1 Stunde ziehen lassen, dabei gelegentlich alle Zutaten wenden. Mit Salz und den anderen Gewürzen abschmecken. 

  •      Die Pasta al dente kochen. Abtropfen lassen und sofort mit dem Inhalt der Saucenschüssel wenden. Die Pastasträhnen mehrmals umwenden, um sie gründlich mit der Sauce zu überziehen. Sofort servieren.

Auf den Geschmack gekommen? Das Kochbuch «Neue Rezepte» ist im Handel für 48 Franken erhältlich und kann direkt beim Echtzeit-Verlag bestellt werden. Beide Bände von Marcella Hazan erhalten Sie für 95 statt 106 Franken.

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