Verschollene FlugpionierinNeue Expedition will das Rätsel um Amelia Earhart endlich lösen
Christian Thumshirn
2.11.2025
Verschollene Flugpionierin – Neue Expedition will das Rätsel um Amelia Earhart endlich lösen
Nach knapp 90 Jahren flammt die Hoffnung im Rätsel um Amelia Earhart wieder auf: Die Pilotin, die als erste Frau die Erde im Motorflug umrunden wollte, verschwand über dem Pazifik – nun startet eine Expedition, überzeugt, das Geheimnis zu knacken.
28.10.2025
Nach knapp 90 Jahren vergeblicher Suche flammt die Hoffnung im Rätsel um Amelia Earhart wieder auf: Die Pilotin, die als erste Frau die Erde im Motorflug umrunden wollte, verschwand über dem Pazifik – nun startet eine Expedition, überzeugt, das Geheimnis zu knacken.
Fast 90 Jahre nach ihrem Verschwinden sorgt Flugpionierin Amelia Earhart erneut für Schlagzeilen: US-Präsident Donald Trump kündigte am 26. September 2025 an, sämtliche Regierungsdokumente über die legendäre Flugpionierin zu deklassifizieren.
Die Forschenden hoffen, in den freigegebenen Akten endlich Funkprotokolle, geheime Regierungsdokumente und mögliche Augenzeugenberichte zu finden, die klären könnten, wo Earhart wirklich verschwand – und ob sie womöglich in japanische Gefangenschaft geriet.
Und nicht nur in Washington, D.C. kommt Bewegung in den Fall – aktuelle Hinweise und neue Funde im Südpazifik nähren die Hoffnung, das Rätsel um Earharts Verschwinden endlich zu lösen.
Amelia Earhart flog als erste Frau über den Atlantik
Amelia Earhart war eine Ikone ihrer Zeit, ein Symbol für Mut, Unabhängigkeit und technische Pionierleistung: Sie war die erste Frau, die 1932 allein über den Atlantik flog.
In den 1930er-Jahren ist sie nicht nur eine gefeierte Pilotin, sondern eine weltweite Berühmtheit – ein weiblicher Charles Lindbergh. Ein Idol einer Generation, die an die unbegrenzten Möglichkeiten der Moderne glaubte.
Im Sommer 1937 will Amelia Earhart ein letztes grosses Ziel erreichen: die erste Erdumrundung in einem Motorflugzeug – als erste Pilotin der Geschichte. Eine Reise über 47'000 Kilometer, mit 30 Zwischenstopps, quer über Kontinente und Ozeane.
Doch auf der letzten Etappe, zwischen Lae in Papua-Neuguinea, wo Earhart ihren letzten Zwischenstopp einlegt, und der winzigen Howland Island – einem kaum sichtbaren Atoll mitten im Pazifik, auf halbem Weg zwischen Australien und Hawaii – verschwindet sie spurlos.
Earhart letzter Funkspruch lautete: «We must be on you now, but cannot see you.»
Funkstille über dem Pazifik
Später stellt sich heraus: Technische Fehler und Missverständnisse im Funkverkehr dürften eine entscheidende Rolle gespielt haben.
Laut dem US-Funkspezialisten Captain Almon A. Gray hatte Earhart eine Funkfrequenz gewählt, auf der ihr Richtfunkgerät keine Peilung liefern konnte. Hinzu kam ein Antennenproblem – sie hörte die Küstenwache zwar nicht, wurde von dieser aber klar empfangen.
Tragisch: Vermutlich verfehlte Earhart Howland Island nur um wenige Dutzend Kilometer.
Die Nachricht ihres Verschwindens erschüttert die Welt. Die USA startet eine beispiellose Suchaktion – mehr als 60 Schiffe und Flugzeuge durchkämmen wochenlang den Pazifik.
Doch weder das Wrack des Flugzeugs noch Spuren von ihr oder ihrem Funker und Navigator, Fred Noonan, werden gefunden. Amelia Earhart wird zur Legende, ihr Verschwinden zum grössten ungelösten Rätsel der Luftfahrtgeschichte. Was mit ihr geschah, beschäftigt Historiker, Forscher und Abenteurer bis heute.
Rätselraten um Earhart – eine Spurensuche durch Jahrzehnte
Schon kurz nach der Katastrophe im Juli 1937 beginnen Spekulationen. Einige glauben an einen Absturz im offenen Meer, andere an eine Notlandung auf einem der abgelegenen Atolle. Später kursieren sogar Gerüchte über eine Gefangenschaft in Japan.
Ab den 1980er-Jahren verlagert sich die Suche zunehmend auf die Insel Nikumaroro, ein Südsee-Atoll, das heute zum Inselstaat Kiribati gehört.
Der Grund: Mehrere Funksignale, die in den Tagen nach Earharts Verschwinden empfangen wurden, deuten darauf hin, dass sie und ihr Navigator Fred Noonan möglicherweise dort gestrandet waren.
Neue Spuren sollen zum Wrack von Abenteurerin Amelia Earhart führen
Amelia Earhart verkörperte Mut und Abenteuerlust – sie war die erste Frau, die allein über den Atlantik flog und für Generationen zum Symbol grenzenloser Freiheit wurde. Aufnahme vom 26. Juni 1928.
Bild: AP
Im Juni 1937 steht die Flugpionierin Amelia Earhart mit ihrem Funker und Navigator Fred Noonan vor ihrer zweimotorigen Lockheed Electra in Los Angeles – kurz vor dem Aufbruch zu ihrem historischen Versuch, als erste Frau die Erde zu umfliegen.
Bild: KEYSTONE
Titelseite der «Los Angeles Times» vom 3. Juli 1937 – an diesem Tag verschwand Amelia Earhart spurlos über dem Pazifik.
Bild: IMAGO/GRANGER Historical Picture Archive
Undatiertes Foto der US National Archives, aufgenommen auf den Marshallinseln: Es zeigt Personen am Hafen, von denen einige glauben, es könnten Amelia Earhart und ihr Navigator Fred Noonan sein. Das Bild befeuerte die Theorie, dass die Fliegerin nach ihrem Verschwinden 1937 von japanischen Truppen gefangen genommen worden sein könnte.
Bild: EPA
Detailvergrösserung des vorherigen Fotos: Sie zeigt eine sitzende Frau mit lockigem Haar, die Amelia Earhart ähneln soll, sowie eine Gestalt, die ihr Navigator Fred Noonan sein könnte. Am rechten Bildrand ist ein unscharfes Objekt zu erkennen, das manche als Wrackteil ihrer Lockheed Electra deuten.
Bild: History Channel
Die plausiblere Theorie besagt, dass Amelia Earhart und ihr Funker nach einer Notwasserung nahe einer abgelegenen Insel strandeten. Die Luftaufnahme zeigt das Nikumaroro-Atoll im Südpazifik – genauer den sogenannten Seven Site, wo Forschende immer wieder Funde machten, die darauf hindeuten könnten, dass die Flugpionierin dort als Schiffbrüchige ums Leben kam.
Bild: KEYSTONE
Proben von Flugzeugaluminium, die auf dem Nikumaroro-Atoll gefunden wurden – mögliche Überreste von Amelia Earharts verschollener Maschine. Die Stücke wurden im Oktober 1991 entdeckt.
Bild: Tighar
Wie die Luftaufnahme zwei Bilder davor zeigt dieses Satellitenbild erneut das Nikumaroro-Atoll im Südpazifik – diesmal mit Fokus auf das sogenannte Taraia-Objekt. Die rätselhafte Anomalie, erkennbar auf Satelliten- und Drohnenbildern, steht im Zentrum neuer Spekulationen um Earharts Schicksal und wird auch Ziel der für November 2025 geplanten Expedition sein.
Bild: Archaeologychannel.org
Neue Spuren sollen zum Wrack von Abenteurerin Amelia Earhart führen
Amelia Earhart verkörperte Mut und Abenteuerlust – sie war die erste Frau, die allein über den Atlantik flog und für Generationen zum Symbol grenzenloser Freiheit wurde. Aufnahme vom 26. Juni 1928.
Bild: AP
Im Juni 1937 steht die Flugpionierin Amelia Earhart mit ihrem Funker und Navigator Fred Noonan vor ihrer zweimotorigen Lockheed Electra in Los Angeles – kurz vor dem Aufbruch zu ihrem historischen Versuch, als erste Frau die Erde zu umfliegen.
Bild: KEYSTONE
Titelseite der «Los Angeles Times» vom 3. Juli 1937 – an diesem Tag verschwand Amelia Earhart spurlos über dem Pazifik.
Bild: IMAGO/GRANGER Historical Picture Archive
Undatiertes Foto der US National Archives, aufgenommen auf den Marshallinseln: Es zeigt Personen am Hafen, von denen einige glauben, es könnten Amelia Earhart und ihr Navigator Fred Noonan sein. Das Bild befeuerte die Theorie, dass die Fliegerin nach ihrem Verschwinden 1937 von japanischen Truppen gefangen genommen worden sein könnte.
Bild: EPA
Detailvergrösserung des vorherigen Fotos: Sie zeigt eine sitzende Frau mit lockigem Haar, die Amelia Earhart ähneln soll, sowie eine Gestalt, die ihr Navigator Fred Noonan sein könnte. Am rechten Bildrand ist ein unscharfes Objekt zu erkennen, das manche als Wrackteil ihrer Lockheed Electra deuten.
Bild: History Channel
Die plausiblere Theorie besagt, dass Amelia Earhart und ihr Funker nach einer Notwasserung nahe einer abgelegenen Insel strandeten. Die Luftaufnahme zeigt das Nikumaroro-Atoll im Südpazifik – genauer den sogenannten Seven Site, wo Forschende immer wieder Funde machten, die darauf hindeuten könnten, dass die Flugpionierin dort als Schiffbrüchige ums Leben kam.
Bild: KEYSTONE
Proben von Flugzeugaluminium, die auf dem Nikumaroro-Atoll gefunden wurden – mögliche Überreste von Amelia Earharts verschollener Maschine. Die Stücke wurden im Oktober 1991 entdeckt.
Bild: Tighar
Wie die Luftaufnahme zwei Bilder davor zeigt dieses Satellitenbild erneut das Nikumaroro-Atoll im Südpazifik – diesmal mit Fokus auf das sogenannte Taraia-Objekt. Die rätselhafte Anomalie, erkennbar auf Satelliten- und Drohnenbildern, steht im Zentrum neuer Spekulationen um Earharts Schicksal und wird auch Ziel der für November 2025 geplanten Expedition sein.
Bild: Archaeologychannel.org
Kolonialbeamte berichten zudem von menschlichen Knochen, Frauenschuhen und Metallteilen auf der Insel – Hinweise, die Forscher als mögliche Spuren der Flugpionierin deuteten.
Die Organisation TIGHAR(The International Group for Historic Aircraft Recovery) verdichtete diese Hinweise zu einer plausiblen Hypothese: Amelia Earhart sei auf Nikumaroro notgelandet, dort gestrandet und schliesslich gestorben.
Bei Expeditionen zwischen 1989 und 2019 entdeckt TIGHAR Aluminiumfragmente, Kosmetikfläschchen, Werkzeugteile und Überreste von Lagerfeuern – alles Indizien, aber keine Beweise.
Doch selbst der berühmte Meeresforscher Robert Ballard, Entdecker der Titanic, findet 2019 in einer gross angelegten Tiefseemission keine weiteren Spuren des Flugzeugs. Doch die Faszination für den Fall bleibt ungebrochen.
Neue Hoffnung im Earhart-Rätsel
Erst 2023 kommt neue Bewegung in die Suche: Die US-Firma Deep Sea Vision veröffentlicht ein Sonarbild aus rund 4800 Metern Tiefe, das den Rumpf von Amelia Earharts Lockheed Electra 10E zeigen könnte.
Das Sonarbild zeigt eine ähnliche Form wie das Flugzeug von Amelia Earhart.
Deep Sea Vision / PR
Deep Sea Vision-Gründer Tony Romeo finanziert die hunderttägige Expedition selbst, setzt ein autonomes Unterwasserfahrzeug mit modernster Sonartechnik ein – und sorgt mit der goldfarbenen Aufnahme für weltweite Schlagzeilen.
Doch die Echtheit des Bilder ist bis heute unbestätigt: Eigentlich wollte das Team 2025 mit einer Unterwasser-Kamera zurückkehren, um das Objekt erneut zu untersuchen.
Die Taraia-Expedition – Neue Spuren von Amelia Earhart
Während die Entdeckung von Deep Sea Vision bis heute auf eine Bestätigung wartet, verfolgt die US-amerikanische Purdue University gemeinsam mit dem amerikanischen Archaeological Legacy Institute (ALI) und der Organisation TIGHAR eine zweite, wissenschaftlich dokumentierte Spur: das sogenannte Taraia-Objekt in der Lagune des Südsee-Atolls Nikumaroro.
Diese Satellitenaufnahme zeigt das sogenannte Taraia-Objekt in der Lagune von Nikumaroro, bei dem es sich um die Überreste von Earharts Flugzeug handeln könnte.
Bild:archaeologychannel.org
Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre es eine wissenschaftliche Sensation: Denn die Satelliten-Aufnahmen könnten die Überreste von Amelia Earharts Flugzeug zeigen.
Das Rätsel taucht auf – und verschwindet wieder
Auf das Objekt aufmerksam wurde der Forscher Michael Ashmore, der es 2020 erstmals auf einem Apple-Maps-Satellitenbild entdeckte. Daraufhin beschaffte das Archaeological Legacy Institute, finanziert durch private Spender, 26 weitere Satellitenaufnahmen aus den Jahren 2009 bis 2021 sowie drei zusätzliche Google-Earth-Bilder aus dem Zeitraum von 2022 bis 2024.
Auf diesen Aufnahmen wird das Objekt am 27. April 2015 erstmals sichtbar – und zwar kurz nach dem verheerenden Tropensturm Pam, der im März 2015 die Region traf. Bei Pam soll es ich um einen der stärksten jemals registrierten Wirbelstürme im Südpazifik gehandelt haben. Die Sturmflut riss auf Nikumaroro Bäume aus und schwemmte Sediment in die Lagune.
Vermutlich wurde dabei das Taraia-Objekt, das bis dahin unter Sand verborgen lag, freigelegt. In den Jahren 2015 und 2016 war die Struktur am deutlichsten zu erkennen; ab 2020 wurde sie wieder unschärfer und scheint seither erneut von einer dünnen Sedimentschicht überzogen zu sein.
Erste visuelle Hinweise gab es schon 1938
Neben den Satellitenbildern identifizierten Forscher das Objekt auch auf Drohnenaufnahmen von Juli 2017. Zudem zeigten schon Luftbilder des neuseeländischen Militärs von 1938 an derselben Stelle eine auffällige Form unter Wasser. Besonders bemerkenswert:
In einem TIGHAR-Helikoptervideo von 2001 ist an exakt dieser Position ein heller Sonnenreflex zu sehen – offenbar eine Spiegelung von einem metallischen Objekt auf dem Grund der Lagune.
Los Angeles, 3. Juli 1937: Die Titelseite der Los Angeles Times meldet das Verschwinden von Amelia Earhart. Die Skizze zeigt ihre letzte Flugetappe.
IMAGO/GRANGER Historical Picture Archive
Diese Beobachtungen stützen die These, dass es sich bei dem Taraia-Objekt tatsächlich um Überreste von Amelia Earharts Lockheed Electra 10E handeln könnte.
Grösse und Form passen zum Rumpf und Heck des Flugzeugs, das stark reflektierende Material deutet auf eine metallische Oberfläche hin.
Das Objekt liegt zudem an einer Stelle, wo Strömung und Wind laut Meereskundlern tatsächlich ein treibendes Wrack von der Tatiman-Passage her in die Lagune gespült haben könnten.
2025: Expedition mit 90-Prozent-Chance auf Erfolg
Nun wollen die Forschenden Gewissheit. Am 4. November 2025 startet Archäologe Richard Pettigrew mit einem 14-köpfigen Expertenteam zur entlegenen Insel Nikumaroro. Er ist überzeugt, dass Earhart und ihr Navigator Fred Noonan dort nach einer Notlandung gestrandet sind – 400 Meilen von ihrem eigentlichen Ziel, Howland Island, entfernt.
Pettigrew spricht von einer 90-Prozent-Chance, endlich das Wrack der legendären Maschine zu finden. «Wir haben viele Beweise – aber wir werden es erst wissen, wenn wir dort sind und es uns ansehen», sagte er der Baltimore Sun.
Die Expedition soll fünf Tage dauern. Mit modernster Sensor- und Fototechnik wollen die Forschenden das Taraia-Objekt dokumentieren und prüfen, ob es tatsächlich Earharts Lockheed Electra 10E ist.
Bestätigen sich die Vermutungen, soll im Anschluss eine zweite Mission zur Bergung folgen.
Trotz zahlreicher Skeptiker hält Pettigrew an seiner Überzeugung fest:
Das Rätsel um Amelia Earhart, eines der grössten Mysterien der Luftfahrtgeschichte, könnte innerhalb der nächsten Wochen gelöst werden.
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