Kolumne Pulverschnee macht glücklich

Von Caroline Fink

29.1.2022

Ein perfekter Tag im Tiefschnee in der Nähe von Andermatt.
Ein perfekter Tag im Tiefschnee in der Nähe von Andermatt.
Bild: Caroline Fink

Zum Jahresauftakt wünschen wir einander Glück. Was genau wir damit meinen, bleibt oft unklar. Hier aber kommt ein Vorschlag für garantierte Glücksgefühle. Zumindest für all jene, die gern Skifahren.

Von Caroline Fink

29.1.2022

Wie viele Wünsche für «Glück im 2022» hast du jüngst erhalten? Fünf, zehn, hundert?

Wie viele auch immer – hier kommt ein weiterer: Auch ich wünsche dir Glück im neuen Jahr.

Wobei ich nicht dieses vage Glück meine, das sich vielleicht im Lauf des Jahres einstellen mag – oder auch nicht. Nein, ich wünsche dir handfestes Glück. Glück mit Garantie sozusagen. Zumindest für all jene, die des Skifahrens mächtig sind.

Die Zauberformel dafür? Sie lautet Tiefschneefahren. Oder auf Neudeutsch: Freeriden. Was nichts anderes heisst, als auf Ski durch frischen Pulverschnee zu schwingen.

Eine der dekadentesten Wintersportarten

Ein Gefühl, das so unschlagbar genial ist, dass sich daraus auch eine der dekadentesten Wintersportarten überhaupt entwickelt hat: das Heliskiing.

Zur Autorin: Caroline Fink
Bild: Gaudenz Danuser

Caroline Fink ist Fotografin, Autorin und Filmemacherin. Selbst Bergsteigerin mit einem Flair für Reisen abseits üblicher Pfade, greift sie in ihren Arbeiten Themen auf, die ihr während Streifzügen in den Alpen, den Bergen der Welt und auf Reisen begegnen. Denn von einem ist sie überzeugt: Nur was einen selbst bewegt, hat die Kraft, andere zu inspirieren.

Anstatt aus eigener Kraft auf einen Berg zu steigen, lassen sich Leute dabei per Helikopter auf einen Gipfel fliegen, um dann im Pulverschnee talwärts zu fahren.

Insgeheim bin ich froh, noch nie vor die Wahl gestellt worden zu sein, zwecks Freeriden in einen Heli zu steigen. Denn verlockend wäre es, ganz ohne Kraftaufwand das beste Skigefühl der Welt zu erleben.

Doch aus Gründen sportlicher, ökologischer und ethischer Art kommt es für mich nicht infrage. Zumindest in den Alpen nicht. Warum? Weil wir Skigebiete haben und davon nicht wenige! In Kanada oder Russland musst du teils Tage oder Wochen marschieren, um in gewisse Gebiete zu gelangen. In der Schweiz hingegen fährst du per Zug und Postauto in die Berge, steigst in eine Gondel und fliegst – voilà! – Minuten später durch den Tiefschnee.

Du wirst Glücksgefühle erleben

An dieser Stelle ein Disclaimer: Wer nicht über vertiefte alpine Kenntnisse und jahrelange Erfahrung im Lawinengelände verfügt, nimmt sich fürs Freeriden eine Bergführerin oder einen ortskundigen Skilehrer. Immer. Unbedingt. Allem voran wegen der Sicherheit, aber auch um jene Hänge zu finden, wo der beste Powder liegt.

Und ist der einmal gefunden, versprech ich dir: Wird die Welt in Ordnung sein. Voll in Ordnung.

Egal, welcher Mist dich die Tage zuvor beschäftigt hat, er wird belanglos werden. Wohnungskündigung? Die Chance auf Veränderung. Parkbussen? Eine Bagatelle. Humorlose Nachbarn? Nicht der Rede wert. Die Pandem... war da was?



Stattdessen wirst du während Stunden nur noch eines erleben: Glücksgefühle. So jedenfalls ging es einer Freundin und mir vorletzte Woche, als wir hinter Davos durch Tiefschnee kurvten, der so leicht wie Styropor war und bei jedem Schwung hoch bis zur Hüfte stiebte.

Drum mein verspäteter Neujahrswunsch für alle Skifahrenden: Vergesst Glückskekse, Kleeblätter und Hufeisen.

Organisiert euch einen Tag im Tiefschnee! Wie? Ganz einfach: Findet ein Skigebiet in der Gegend mit der besten Schneeprognose, wählt den ersten oder zweiten Tag mit gutem Wetter nach dem Neuschneefall und bucht bei der Skischule oder dem Bergführerbüro einen lokalen Profi.

Was auch immer das Jahr 2022 bringen wird – ich wünsche dir zum Auftakt ein paar Tage im Tiefschnee. Glück garantiert.

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