Michael Steiner kritisiert Schweizer Filmpreis «Sie gönnen sich nicht mal den Dreck unter den Fingernägeln»

Von Bruno Bötschi

30.1.2024

«An Steiner-Bashing innerhalb der Filmszene bin ich mich gewohnt»: Michael Steiner hat diese Woche aus Protest die Schweizer Filmakademie verlassen.
«An Steiner-Bashing innerhalb der Filmszene bin ich mich gewohnt»: Michael Steiner hat diese Woche aus Protest die Schweizer Filmakademie verlassen.
Bild: Sda

Regisseur Michael Steiner verlässt die Schweizer Filmakademie. Er protestiert damit gegen die Nominierungen zum Schweizer Filmpreis. Dieser solle abgeschafft und das Geld stattdessen in die Filmproduktion gesteckt werden.

Von Bruno Bötschi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Michael Steiner verlässt unter Protest die Schweizer Filmakademie.
  • Der 54-jährige Filmemacher kritisiert, dass der Preis zu einem «Prix Romandie» verkommen sei, da dieses Jahr hauptsächlich Filme aus der Westschweiz nominiert worden seien.
  • «An Steiner-Bashing innerhalb der Filmszene bin ich mich gewohnt», sagt Steiner im Interview mit blue News.

Michael Steiner, du hast die Schweizer Filmakademie unter Protest verlassen, weil dieses Jahr hauptsächlich Filme aus der Westschweiz nominiert worden sind. Kann es sein, dass du beleidigt bist, weil dein letzter Kinofilm «Early Birds» nicht für den Filmpreis nominiert ist?

Nein, dann hätte ich die Akademie schon verlassen, als «Wolkenbruch» den Filmpreis nicht erhielt und «Morgen seid ihr tot» nicht nominiert wurde. An Steiner-Bashing innerhalb der Filmszene bin ich mich gewohnt und mit Netflix als Ko-Produzent von «Early Birds» standen meine Chancen auf eine Nominierung dieses Jahr bei null. Der US-amerikanische Streamingdienst gilt in der Filmkulturszene als böser Produzent, da kommerziell.

Greift dein Vorwurf nicht zu kurz, dass die Romands lieber ihre eigenen Filme nominieren?

Es könnte auch sein, dass die Deutschschweizer lieber Filme aus der Romandie wählen, weil sie sich gegenseitig nicht einmal den Dreck unter den Fingernägeln gönnen. Aber daran glaube ich nicht. In der Akademie für den Filmpreis sind die Westschweizer in der Mehrheit und das spiegelt sich Jahr für Jahr in den Nominationen.

Könnte es nicht auch einfach sein, dass im vergangenen Jahr besonders viele starke Filme in der Westschweiz produziert worden sind?

Wie schon in den letzten Jahren? Dann freut es mich, dass so viele welsche Filme in Frankreich einen Verleiher fanden und in den Kinos liefen. Oder in Cannes, Venedig und Berlin vertreten waren. Das war jetzt ironisch, notabene.

Was muss sich ändern, dass du der Filmakademie wieder beitreten wirst?

Ich bin dafür, den Filmpreis abzuschaffen und das Geld für die Veranstaltung in die Produktion von Filmen zu stecken. Der Filmpreis hat medial keine Wirkung mehr, er ist nur noch ein staatlich finanzierter Anlass für die Filmkulturelite. Der Prix Walo hat ein höheres mediales Echo als der Schweizer Filmpreis, und das sagt doch schon einiges.


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