SozialphobieTelefonangst – so lernen Sie, angstfrei bei Fremden anzurufen
Susanne Kupke, dpa
26.2.2020
Manche können fast alles – nur nicht gut telefonieren. Dabei macht auch hier Übung den Meister, sagen Experten. Und wer andere zum Telefonieren vorschickt, handelt alles andere als klug.
Schnell eine Pizza bestellen oder den Coiffeurtermin ausmachen – ein Telefon genügt. Keine grosse Sache, könnte man meinen. Für manche aber doch. Für Stephanie Cao zum Beispiel.
Sie ist jung, hübsch, sprachgewandt und hat auf Youtube mehr als 3000 Abonnenten. Die 23-jährige Studentin hat keine Hemmungen, im Internet ein mehrminütiges Video von sich einzustellen. Aber sie hat Angst, einen Arzttermin telefonisch zu vereinbaren.
Neue Ausprägung der Sozialphobie
Wie andere auch tippt sie lieber ins Smartphone oder nimmt lange Wege zur Terminvereinbarung auf sich. Hauptsache nicht telefonieren.
Telefonphobie nennt man das. Vieles spricht dafür, dass das Phänomen Zukunft hat.
Telefonphobie wird für sich alleine bislang klinisch nicht erfasst. Sie könnte aber durchaus zu einer neuen Ausprägung der Sozialphobie werden, meint Nadine D. Wolf, auf Phobien spezialisierte Oberärztin der psychiatrischen Klinik am Uni-Klinikum Heidelberg. Grund ist das veränderte Kommunikationsverhalten.
Philippe Wampfler, Medienpädagoge und Dozent an der Uni Zürich, beschreibt die Veränderung so: «Früher hatte man drei Möglichkeiten, wenn man sich den Rasenmäher des Nachbarn ausleihen wollte: telefonieren, einen Brief schreiben oder rübergehen. Heute schreibt man schnell eine WhatsApp. Das ist der Weg des geringsten Widerstands.»
Nach der
JIM-Studie 2018 – JIM steht für Jugend, Information Medien – tauschen sich 95 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren in Deutschland regelmässig allein über diese Kommunikationsplattform aus – im Schnitt erhalten sie 36 Nachrichten pro Tag. Nur jeder Fünfte nutzte täglich noch das Smartphone zum Telefonieren.
Hemmungen zu telefonieren
«Ich denke, Menschen hatten auch früher Hemmungen, jemanden anzurufen», meint Medienpädagoge Wampfler. «Aber nach der Schulzeit oder dem Studium und im Job haben sie gelernt, zu telefonieren. Einfach, weil sie es mussten. Das geht heute angenehmer.»
Wenn Telefonphobie zunimmt, liegt das nach seiner Meinung an der sogenannten Affordanz, dem Angebotscharakter der Medien. Das muss nicht zum Problem werden. Aber es kann. Das Internet ist voll von Berichten Betroffener, Blogs zum Thema und von guten Tipps gegen die Telefonangst.
Stephanie Caos Video, in dem sie beschreibt, warum sie Telefonieren hasst, spricht offenbar vielen aus dem Herzen: «OMG – Ich bin so erleichtert», schreibt eine junge Frau. Sie dachte, sie sei die einzige mit dem Problem. Selbst wenn ihr Freund mit ihr telefonieren will, vertröstet sie ihn und sagt, «dass es zurzeit nicht geht».
Und in «GLAMunity», einem Glamour-Forum für Frauen, berichtet eine Frau: «Schon vor der Aufnahme des Telefonhörers schlägt das Herz bis zum Hals.» Die Zeit, die sie über den nötigen Anruf nachgrübelt, dauert fast immer länger als der eigentliche Anruf. Eine andere, der es nach eigenem Bekunden genauso geht, erledigt alles per E-Mail oder schiebt es auf ihren Mann ab.
Angst vor Ablehnung
Auch eine Karlsruher Studentin, die ansonsten vor grossem Publikum problemlos Solos singt, bekennt: «Ich hatte eine Zeit lang so sehr
Angst vor dem Telefonieren, dass ich eine Freundin überredet habe, für mich irgendwo anzurufen. Mittlerweile geht es.» Sie ärgert sich, dass sie sich manchmal so in die Angst hineinsteigert: «Weil man weiss, dass es total bescheuert ist, dass man einfach nicht anrufen kann.»
Für die Heidelberger Psychiaterin Wolf gibt es eine Reihe von Gründen, warum jemand Hemmungen vor dem Telefonieren hat: «Angst, abgelehnt zu werden, Angst davor, sich am Telefon peinlich oder erniedrigend zu verhalten, oder einfach auch davor, dass man am Telefon ganz im Zentrum der Aufmerksamkeit steht und mit unbekannten Personen spricht.»
Sie sieht Telefonphobie als eine Art der Sozialphobien, die gerade bei jungen Menschen verbreitet sind: «Es gibt Hinweise, dass bis zu 17 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren darunter leiden.» Junge Frauen mehr als Männer. Von Erröten, Zittern, Stottern bis hin zur Angst vor Erbrechen oder Einnässen – die Symptome vor gefürchteten Situationen können nach Erfahrung der Medizinerin für Betroffene gravierend sein.
Das neue Verhaltensmuster sollte aus Sicht der Medizinerin nicht grundsätzlich pathologisiert werden. Ärztlichen Rat sollte man suchen, wenn die Angst so gross ist, dass es den Alltag einschränkt. «Dann sollte man unter therapeutischer Anleitung Telefonieren wieder neu lernen», sagt sie. Helfen könnten niedergelassene Psychiater oder Psychotherapeuten – und ergänzend Selbsthilfegruppen, in denen man sich mit Gleichgesinnten austauschen kann.
Telefonphobie kommt nach Beobachtung von Medienpädagoge Wampfler vor allem im beruflichen und administrativen Bereich oder bei Fremden vor. Doch was macht Telefonieren so schwer? «Hemmungen und Ängste in Bezug auf Telefonieren werden grösser, weil die Übung mit dem Umgang der Technik des Telefonierens verloren geht», vermutet er.
Vermeidungsstrategie überwinden
Hinzu kommt nach Angaben von Psychiaterin Wolf: «Bei der schriftlichen Kommunikation sind mehr als 90 Prozent der Kommunikationsmuster wie Mimik, Gestik oder Betonung von Aussagen ausgeblendet.» Man ist nicht sichtbar – und so weniger angreifbar. Beim Telefonat muss dagegen flexibel und spontan reagiert werden. «Das ist eng geknüpft an Sozialkompetenz.»
Ihr zufolge ist es zunächst wichtig, dass Betroffene den Teufelskreis durchbrechen, der durch eine ständige Vermeidungsstrategie entstehen kann. Sie empfiehlt, der Angst entgegenzutreten und das Telefonieren bewusst zu üben. «Dazu kann man sich zum Beispiel Stichwörter notieren oder sich einen einleitenden Satz aufschreiben. Und ganz wichtig: Lächeln hilft!»
Wer andere zum Telefonieren vorschickt, handelt nach Meinung der Experten nur auf kurze Sicht clever. Und eigentlich macht Telefonieren ja auch den jungen Leuten Spass: «Man will noch mit der Freundin quatschen», sagt Wampfler. «Nur technisch läuft das teils anders ab – über Videotelefonie oder stundenlang per Smartphone mit Kopfhörer.»
Youtuberin Stephanie Cao telefoniert nach wie vor nur, wenn es unbedingt sein muss. Möglichst morgens gleich nach dem Aufstehen. «Da bin ich noch sehr entspannt.»
Das sind die zwölf verrücktesten Pflanzen der Welt
Tödliches Gift: Der Wunderbaum (Ricinus communis) gilt mit seinen Früchten als giftigste Pflanze auf der Erde. Das Endosperm der Samen ist stark giftig, da es das toxische Eiweiss Rizin enthält. Rizin ist eines der potentesten natürlich vorkommenden Gifte überhaupt. Der Tod tritt unbehandelt durch Kreislaufversagen etwa 48 Stunden nach der Vergiftung ein. Der Wunderbaum ist in Ost- und Westafrika beheimatet, wird
Bild: iStock
Gross, grösser, am grössten: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Westen der USA ist das massivste beziehungsweise voluminöseste bekannte Lebewesen der Welt. Der immergrüne Baum kann bis zu 95 Meter hoch und einen Stammdurchmesser von 17 Meter haben.
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Kletternder Parasit: Mit einem Durchmesser von über einem Meter bildet die Riesenrafflesie (Rafflesia amoldi) die grösste Einzelblüte. Allerdings existiert die gigantische Blüte der Kletterpflanze nur wenige Tage, dann zerfällt das rote, nach Aas riechende Organ. Zurück bleibt ein Haufen schwarzen Schleims.
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Blüte mit Heizung: Naht die Blütezeit, macht die Titanwurz eine erstaunliche Verwandlung durch: Bis zu zehn Zentimeter am Tag schiesst ihr gigantischer Blütenstand nach oben. Und um Insekten für die Befruchtung anzulocken, verströmt das Fortpflanzungsorgan einen Aasgeruch und heizt sich auf 36 Grad Celsius auf.
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Königin der Anden: Die Riesenbromelie (Puya raimondii) ist die weltweit grösste Bromelie, mit mehr als zehn Metern Höhe. Sie hat auch eine der grössten Blütenstände aller Pflanzen und ist eine vom Aussterben bedrohte Art, die in den Anden in Peru und Bolivien beheimatet ist.
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Ganz schön alt: Der Riesen-Eukalyptus (Eucalyptus regnans) wächst als immergrüner Baum, der ein Alter von etwa 400 Jahren erreichen kann. An bevorzugten Standorten kann er Wuchshöhen von 65 Metern in 50 Jahren erreichen. Er gilt als der höchste Laubbaum der Welt, möglicherweise sogar als der höchste Baum überhaupt. Bei einem 1872 gefällten Exemplar wurden 132 Meter an Höhe gemessen.
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Königlich stark: De Riesenseerose Victoria ist wohl eine der eindrucksvollsten Pflanzen auf dem blauen Planeten überhaupt. Mit bis zu drei Metern hat sie den grössten Blattdurchmesser. 1840 entdeckt vom Botaniker Richard Schomburgh, wurde sie benannt nach Queen Victoria. Viele Botanische Gärten bauten in der Folge eigene Victoria Häuser.
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Gefiederte Blätter: Die Raphia-Palme ist vorwiegend im tropischen Afrika beheimatet. Ihre Blätter gelten mit bis zu 25 Meter Länge als die grössten im Pflanzenreich. Sie sind nicht nur sehr gross, sondern auch gefiedert und bleiben nach dem Absterben an der Pflanze.
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Schweres Früchten: Der Jackfruchtbaum (Artocarpus heterophyllus) ist in Indien beheimatet. Er bekommt, wenn man von Zuchterfolgen wie Riesenkürbisse und dergleichen einmal absieht, die schwersten Früchte. Sie können mehr als 30 Kilogramm wiegen.
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Über 4000 Jahre alt: Im Patriarch Grove in den White Mountains in Kalifornien stehen 17 Exemplare der Langlebigen Kiefer (Pinus longaeva), die über 4000 Jahre alt sind. Ein Baum, dessen Alter von 4700 Jahren durch Auszählung der Jahresringe in einem kleinen Bohrkern bestimmt wurde, trägt den Namen «Methuselah». (Archivbild)
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Fast 10'000 Jahre alt: Über die älteste individuellen Lebewesen wird, je nach Definition, gestritten. Aber eine Pflanze ist es auf jeden Fall: Eine Gemeine Fichte (Picea abies) in Schweden, deren Stamm viel jünger ist, konkurriert mit den Langlebigen Kiefern. Sie geht aus Wurzelwerk hervor, das seit etwa 9600 Jahren existieren soll.
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Affen-Gesicht: Wer die Dracula simia ansieht, wundert sich wahrscheinlich nicht, warum sie den Beinamen Affen-Orchidee trägt. Viel Fantasie um das Gesicht eines Primaten zu erkennen, braucht es nicht. Die Pflanze wächst in 300 bis 600 Meter Höhe in Peru und Ecuador und duftet nach Orange.
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Klein, aber hübsch: Die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) gilt als kleinste Blütenpflanze über- überhaupt. Ihre Blüten sind für das menschliche Auge unsichtbar. Der Pflanzenkörper selbst ist maximal 1,5 Millimeter lang. Und übrigens: Sie ist als Aronstabgewächs mit der Titanwurz recht eng verwandt.
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