Besuch beim Traditionsbäcker Wie man kleine, feine Osterhasen aus Schoggi herstellt – und wie um Gottes Willen nicht

Philipp Dahm

19.4.2025

Wie man kleine, feine Osterhasen aus Schoggi herstellt – und wie um Gottes Willen nicht

Wie man kleine, feine Osterhasen aus Schoggi herstellt – und wie um Gottes Willen nicht

Ernst Hotz hat eine herrlich anachronistische Vorstellung von Café-Kultur: Auch die Oster-Schokoladenhasen stellt sein Traditionsunternehmen selbst her. Ein Confiserie-Besuch im Zürcher Oberland.

03.04.2025

Ernst Hotz hat eine herrlich anachronistische Vorstellung von Café-Kultur: Auch die Oster-Schokoladenhasen stellt sein Traditionsunternehmen selbst her. Ein Confiserie-Besuch im Zürcher Oberland.

,

Philipp Dahm, Fabienne Berner

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • blue News schaut sich in Wangen-Brüttisellen die Produktion von Oster-Schokoladenhasen bei der Konditorei Café Ernst Hotz AG an – und scheitert an der Fertigung eines eigenen Exemplars.
  • Hotz ist ein mittelständisches Traditionsunternehmen, das im Zürcher Oberland in 130 Jahren ein Netz von neun Filialen mit 125 Mitarbeitenden aufgebaut hat.
  • Patron Ernst Hotz setzt auf eine anachronistische Café-Kultur mit eigener Bäckerei, Konditorei und Confiserie mit eigener Schokolade, selbstgemachtem Glacé und hausgebrautem Eistee.

Man sieht dem kleinen Altbau-Haus in der Zürichstrasse 10 in Wangen-Brüttisellen sein süsses Geheimnis nicht unbedingt an.

Natürlich weisen Schilder und ein übergrosses Gipfeli auf die Konditorei Café Ernst Hotz AG hin. Im schmalen Laden lädt eine Auslage zum Kauf von Brot und Gebäck ein. An einer langen Bank stehen kleine Tische, an denen Kaffee und Tee, aber auch die Torten genossen werden können, die in der Auslage eines grossen Kühlschranks stehen.

Links die Auslage, rechts der Kühlschrank mit den feinen Torten – und der unscheinbare Gang zu den Arbeitsräumen im hinteren Teil des Hauses. Die Rahm-Truffes-Torte mit 22 Zentimeter Durchmesser kostet hier 38 Franken.
Links die Auslage, rechts der Kühlschrank mit den feinen Torten – und der unscheinbare Gang zu den Arbeitsräumen im hinteren Teil des Hauses. Die Rahm-Truffes-Torte mit 22 Zentimeter Durchmesser kostet hier 38 Franken.
blue News

Doch das hier ist nicht nur ein kleines bedientes Café, die es heute immer weniger zu geben scheint. Ein schmaler Gang bei der Kasse führt in den hinteren Teil des Hauses: Erst kommen grosse Kühl-Lagerräume – und dann die Arbeisträume der Fachkräfte, die dort das Handwerk der Konditorei und Confiserie meistern. Im Februar bereiten dort alle das Oster-Geschäft vor.

9 Filialen und 125 Mitarbeitende nach 130 Jahren

Während hier die Schokoladenhasen von Hand produziert werden, haben die Grossverteiler ihre Oster-Produktion bis Ende Oktober abgeschlossen, weiss Ernst Hotz. Er ist der Patron dieser mittelständischen Traditionsfirma, die 1895 in Dübendorf im Zürcher Oberland gegründet worden ist – «mit einer Kuh und einem Ross».

Hinter der Fassad
Hinter der Fassad
blue News

Ernst Hotz übernimmt die Geschäfte 95 Jahre später: In vier Generationen baut die Familie ein Netz von neun Filialen mit heute 125 Mitarbeitenden auf – und erweitert das Portfolio. «Ich bin früher viel gereist» erinnert sich Ernst Hotz, der dabei mehr über die Kakao-Ernte erfuhr. Könnte er nicht seine eigene Schokolade machen?

«Das kannst du sowieso nicht als kleiner Pinguin», habe er sich zunächst gesagt – um dann aber doch in Paris seine eigene Sorte zu kreieren: Sie heisst «Moreno» und hat einen Kakao-Anteil von 67 Prozent. Hotz setzt auf Qualität, statt Quantität – auch bei der hauseigenen Produktion der Schokoladenhasen.

Eine andere Welt

Er sei natürlich «viel zu teuer», wenn man seine Ware mit der Industrieproduktion vergleiche. Doch weil ihm Standards wichtig seien, würde man in seinen Cafés eben auch noch bedient. Und neben Glacé und Eistee aus eigener Herstellung bekommt man zum Cappuccino auch eine kleine Tafel «Moreno». «Es ist eine ganz andere Welt», meint Hotz.

Links der Schokoladenhase, den Profi Sandra Wolf auf die Schnelle gemacht hat – und in der Mitte der klägliche Versuch des konsternierten Journalisten (rechts).
Links der Schokoladenhase, den Profi Sandra Wolf auf die Schnelle gemacht hat – und in der Mitte der klägliche Versuch des konsternierten Journalisten (rechts).
blue News

Bei seiner Schokoladenhasen-Produktion kommen mitunter auch Formen zum Einsatz, die von seinem Grossvater stammen. Sie werden zuerst ausgemalt, dann mit flüssiger Schoggi gefüllt, abgeklopft und schliesslich ausgeschüttelt. Diesen Vorgang muss man einmal wiederholen, bevor unten der Schoko-Boden ergänzt wird.

«Der Hase wird 12 bis 15 Mal in die Hand genommen, bevor er im Laden steht.»

Sandra Wolf

Hotz-Confiseurin

Zwei- bis zweieinhalbtausend dieser hohlen, süssen Hasen stellt Hotz her. Von den kleineren gefüllten Hasen mit Nüsschen darin machen die Confiseurinnen etwa 5500 Exemplare. Sie werden wie die hausgemachten Pralinen in dem unscheinbaren Haus in Wangen-Brüttisellen kreiert und auf die Zweigstellen in der Umgebung verteilt, um an Ostern Freude zu machen.


Mehr Videos aus dem Ressort

Foodnerds: Schoggi-Kunst aus dem Wallis

Foodnerds: Schoggi-Kunst aus dem Wallis

Farbenfroh und zum Dahinschmelzen - David Pasquiet hat sich mit seinen Schoko-Kreationen im Wallis ein kleines Imperium aufgebaut. Erfahren Sie mehr über das Geheimnis des gelernten Kochs in «Foodnerds».

02.04.2021