Handy oder Münz? Handy oder Münz: Das müssen Eltern über Sackgeld-Apps wissen

Michael In Albon, Nachhaltigkeitsblog

25.5.2018

Der Umgang mit Geld ist eine wichtige Kompetenz und richtig erlernt erhöht sie die Chance, sich im späteren Leben nicht zu verschulden.
Der Umgang mit Geld ist eine wichtige Kompetenz und richtig erlernt erhöht sie die Chance, sich im späteren Leben nicht zu verschulden.
Keystone/Christof Schürpf

Die Digitalisierung macht auch vor Sackgeld für den Nachwuchs nicht Halt. Wir haben recherchiert, ob für Ihre Kinder Münz oder Payment-Apps besser sind.

Wöchentlich wechseln zirka zwölf Millionen Franken den Besitzer, wenn Schweizer Eltern ihren Kindern das Sackgeld bezahlen. Auch wenn die Beträge klein sind (im Schnitt ein Franken pro Schulklasse, also zum Beispiel vier Franken in der 4. Klasse), hat die Smartphone-Generation hier ein Effizienzpotenzial entdeckt. Wenn man nämlich den Kindern das Geld nicht mehr bar auszahlt, sondern via App zur Verfügung stellt, hat's ein Ende mit der Münzsuche. Und als Eltern behält man den Überblick, wozu die Kinder das Sackgeld einsetzen.

Wie funktionieren Sackgeld-Apps?

Während die eine Kategorie von Apps vor allem rapportieren, wie, wann und welchem Kind wie viel Sackgeld zugesprochen oder ausbezahlt worden ist (PocketMoney App oder Taschengeld App), bilden andere gleich den ganzen Auszahlungsprozess ab. Mittels Kreditkartenkonto und zugehöriger Kinder-App kann der Minderjährige autonom von seinem Guthaben Gebrauch machen. Die Mobile-Payment-Apps von Apple™ oder Twint™ laden Geld auf das Kinder-Handy und lassen so Geldtransaktionen abwickeln. Beim Schokoladenriegel am Kiosk mag das mittlerweile möglich sein, auf dem Weihnachtsmarkt bleibt's aber schwierig ohne Bargeld.

Vorteile einer Sackgeld-App

Apps des ersten Typs können durchaus spannend und ansprechend sein. Sie lassen uns Eltern den Geldfluss zwischen Mamas Portemonnaie und Töchterchens Sparschwein transparent einsehen. Auf einen Blick sehen Eltern und Kinder den Kontostand, Einnahmen und Ausgaben. Viele Diskussionen zu «Waschküche aufräumen ist doch mehr als 1 Franken wert, Mama!» und ähnlichen Themen können vermieden werden. Alles steht schwarz auf weiss in der App, Punkt.
Apps, die den tatsächlichen Geldfluss übernehmen, bieten den Eltern überdies ein Vetorecht. Sie können dazwischen gehen, wenn «so ein Seich» gekauft zu werden droht. Sie können sehen, wenn es in Richtung Verschwendung geht. Und sie müssen nicht jeden Sonntagabend das nötige Kleingeld zusammenklauben.

Den Umgang mit dem eigenen kleinen Kapital lernen

Was sollen Kinder mit Sackgeld eigentlich? Sie sollen die Freiheit erlangen, selbst wirtschaftliche Entscheide fällen zu können. Sie sollen sich Wünsche erfüllen und den Wert des Geldes erkennen. Und wie unterstützen Sackgeld-Apps diese Ansprüche? Indem Eltern die Kontrolle über das Kinderbudget sogar noch ausbauen, untergraben wir diese Freiheit. Das Kind erlebt nicht den freien Willen, vielmehr die totale Überwachung.


Wenn sich Kinder Wünsche erfüllen, können wir Eltern diese oft nur schwer nachvollziehen; grässlich-doofes Spielzeug, unnötige Kettchen und Ringe, ungesunde Leckereien. Aber gerade bei diesen «Fehleinkäufen» lernt das Kind, sich zu überlegen, wofür es das Geld beim nächsten Mal ausgeben soll.
Ihr Kind wird wegen einer App nicht besser oder schlechter mit Geld umgehen können, solange Sie die Vor- und Nachteile gemeinsam besprechen. Der Umgang mit Geld ist eine wichtige Kompetenz und richtig erlernt erhöht sie die Chance, sich im späteren Leben nicht zu verschulden. Und wenn Ihr Kind den ersten Sommerjob- oder Lehrlingslohn erhält, wird es fähig sein müssen, mit dem eigenen Geld vernünftig umzugehen, egal ob virtuell oder physisch.

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Michael In Albon ist Jugendmedienschutz-Beauftragter und Medienkompetenz-Experte bei Swisscom.
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