Für Geniesser Food-Safari durch Kapstadt

Falk Zielke, dpa

6.8.2019

Jeder Mensch muss essen – überall auf der Welt. Wer die Küche eines Landes kennenlernt, kommt der Kultur und den Menschen nahe. Eine kulinarische Sightseeing-Tour durch Kapstadt.

Der Raum des einfachen Hauses in Gugulethu, einem Vorort Kapstadts, ist erfüllt vom Duft von gebratenem Fleisch und kräftigen Gewürzen. Warmes Brot und selbst gemachtes Ingwer-Bier warten auf die Gäste.

Gastgeberin Sheila hat sich alle Mühe gegeben. Unentwegt läuft die kleine Frau mit den kurzen schwarzen Haaren zwischen Küche und Esstisch hin und her. Wer nicht Xhosa spricht, kann die traditionellen Gerichte nur schwer benennen: Serviert werden Umleqwa, Umxhaxha, Umfino und Chakalaka.

Der Besuch bei Sheila ist Teil einer Street-Food-Safari, einer kulinarischen Stadtführung. Die Gäste lernen dabei nicht nur die südafrikanische Küche kennen. Sie kommen dem Land und den Leuten viel näher als auf jeder Tour im Sightseeing-Bus.

Verständigung geht durch den Magen

«Bis zu sieben Stunden kocht das Fleisch, bevor es serviert wird», sagt sie und zeigt auf die Schale Umleqwa. So ungewohnt die Namen klingen, so vertraut sind die Zutaten. Umleqwa etwa ist nichts anderes als gekochtes Huhn. «Das gab es bei uns früher immer am Wochenende», erzählt Touristenführer Sabelo Maku. «Das Huhn wurde immer am selben Tag gefangen.»

Food-Tour durch Kapstadt – Essen ist eine universelle Sprache.
Food-Tour durch Kapstadt – Essen ist eine universelle Sprache.
Bild: Getty Images

Auch die Zutaten der anderen Spezialitäten dürften Besuchern aus Europa geläufig sein: «Chakalaka besteht aus grüner, gelber und roter Paprika, Zwiebeln, gebackenen Bohnen, Chili, Essig und Zucker», zählt Sheila auf, während sie den Gästen das Rezept dafür aufschreibt. «Die wichtigsten Zutaten von Umfino sind Mais und Spinat, und Umxhaxha ist Butternusskürbis und Zuckermais.»

«Essen ist eine universelle Sprache», sagt Sabelo, der schon unzählige Europäer durch die Stadt und in Sheilas Esszimmer geführt hat. «Jeder muss essen. Und wenn jemand in der Fremde eine bekannte Speise entdeckt, gibt es sofort eine Verbindung.» In der Tat wird das Fremde mit jedem Bissen ein wenig vertrauter.

Schafskopf samt Augen – eine Spezialität

Nächster Stopp: Langa, das älteste Township Kapstadts. Unter dem Wellblechdach eines Standes brennt ein Feuer, auf dem ein Topf steht. Eine Frau, die auf einem alten umgedrehten Eimer sitzt, drückt immer wieder ein heisses Brenneisen auf einen abgetrennten Schafskopf und brennt so langsam das Fell ab.

Die schwarzen, glattgebrannten Köpfe landen in einem Plastikkorb. Eine zweite Frau fischt daraus die bearbeiteten Köpfe und schrubbt sie mit einem Metallschwamm sauber, um sie dann in dem grossen Topf zu kochen. Wer hier isst, darf wirklich nicht allzu zimperlich sein.

Doch was die Frauen zubereiten, ist eine Spezialität: Smiley wird der gekochte Schafskopf genannt. «Der Name kommt daher, weil es nach dem Kochen so aussieht, als grinse einen das Schaf an», erklärt Sabelo.

Verwertet wird fast der ganze Kopf. «Bis auf das Gehirn isst man alles», sagt Sabelo. «Selbst die Augen.» So roh die Zubereitung auf den ersten Blick aussieht, so intensiv ist das Geschmackserlebnis. Das gekochte Fleisch wird mit kräftigen Gewürzen gegessen.

Küche als Spiegel der Geschichte

Wer bei Smiley lieber eine Pause gemacht hat, kann dafür bei der nächsten Station wieder herzhaft zubeissen. An einem vergitterten Fenster eines gemauerten Imbisshäuschens – nicht weit weg von dem verrauchten Stand – bestellt Sabelo eine Portion Snoek.

Dieser Fisch zählt zu den Schlangenmakrelen und sieht so ähnlich aus wie ein Barrakuda. «Paniert und frittiert schmeckt er am besten», sagt Sabelo und stellt eine Portion auf den Tisch.

Die Portion Snoek ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Küche am Kap auch ein Spiegel der Geschichte ist. «Jeder, der hier lebte oder herkam, hat den Gerichten seinen ganz eigenen Dreh gegeben», erzählt Sabelo. Der mit Essig gewürzte Fisch und die Pommes Frites, die hier auf dem Tisch in Südafrika stehen, könnten so auch in Brighton, London oder Liverpool serviert werden.

Klebrig-süsses Zopfgebäck

Letzter Stopp: Bo-Kaap. Bekannt ist der Stadtteil vor allem für seine bunten Häuser und den grandiosen Blick auf den Tafelberg. In dieser Gegend liessen sich im 18. Jahrhundert viele freigelassene Sklaven aus den niederländischen Kolonien nieder.

«Viele von ihnen kamen aus Asien», erzählt Sabelo. Die Nachfahren bezeichneten sich als Kapmalaien, die der Küche ihre eigene Note gaben. Zum Beispiel mit Koeksister, einem saftig-süssen, frittierten Zopfgebäck.

Mit dem Nachtisch endet auch die Food-Safari. Sabelo entlässt die Touristen mit einem Kaffee in der einen Hand und dem süssen Nachtisch in der anderen wieder in die fremde Stadt. Doch so fremd fühlt sich Kapstadt gar nicht mehr an. Eher ein wenig wie zu Hause.

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