Reisende aufgepasst Bussenfalle in Frankreich: Jetzt gilt Tempo 80 auf Landstrassen

Sebastian Kunigkeit, dpa/uri

2.7.2018

Das kann teuer werden: Auf französischen Landstrassen wurde das Tempolimit auf 80 Stundenkilometer gesenkt. Auch in anderen Ländern warten auf uninformierte Touristen Kostenfallen im Strassenverkehr.

Frankreichs Premierminister Édouard Philippe wusste, dass er mit diesem Thema bei vielen keine Beliebtheitspunkte sammelt. Seit Monaten grollen Autofahrer darüber, dass sie auf vielen französischen Strassen künftig früher den Fuss vom Gas nehmen müssen.

Am Sonntag trat eine umstrittene Verschärfung des Tempolimits in Kraft – auf Landstrassen sind dann nur noch 80 statt 90 Kilometer pro Stunde erlaubt. Alle Radarfallen sollen pünktlich auf das niedrigere Limit scharfgestellt werden.

Regierung will Zahl der Unfalltoten senken

«Wenn man unbeliebt sein muss, um Leben zu retten, akzeptiere ich das», sagte Philippe schon Anfang des Jahres. Die Regierung will die Zahl der Unfalltoten senken, die zwar 2013 einen Tiefststand erreicht hatte, dann aber drei Jahre nacheinander leicht anstieg.

300 bis 400 Leben könne man mit der niedrigeren Höchstgeschwindigkeit auf Landstrassen retten, lautet das Mantra. Und gut für die Umwelt sei sie auch noch, weil die Luftverschmutzung bei Tempo 80 geringer sei.

Laut Umfragen sind etwa drei Viertel der Franzosen gegen das neue Tempolimit.
Laut Umfragen sind etwa drei Viertel der Franzosen gegen das neue Tempolimit.
Christophe Archambault/AFP/dpa

Doch laut Umfragen sind etwa drei Viertel der Franzosen gegen das neue Tempolimit. «Das geht mir auf den Wecker», sagte ein Autofahrer dem Sender CNews. Ein anderer meint: «Das bringt nichts. Das ist noch eine Massnahme, um Geld zu machen.»

Unverständnis in ländlichen Regionen

Das Argument ist häufiger zu hören – da kann Paris noch so oft versichern, dass mögliche zusätzliche Bussgeldeinnahmen in die Versorgung von Unfallopfern fliessen sollen.

Gerade aus ländlichen Regionen tönt Unverständnis. Im Département Hautes-Alpes im Südosten hat die Politik bereits angekündigt, im Gegenzug manche lokale Tempo-70-Begrenzungen zu streichen.

3448 Menschen wurden im vergangenen Jahr auf Frankreichs Strassen getötet (Überseegebiete nicht eingeschlossen). Das sind mehr Tote als etwa in Deutschland, wo 3177 Menschen bei Verkehrsunfälllen starben. Dabei lebt in Deutschland gut ein Viertel mehr Menschen.

Neue Regelung gilt zwei Jahre versuchsweise

Das neue Tempolimit gilt für alle Strassen mit jeweils nur einer Fahrspur pro Richtung, bei denen die Fahrtrichtungen nicht etwa mit einer Leitplanke getrennt sind. Mehr als die Hälfte aller Unfalltoten in Frankreich sind auf solchen Strassen zu beklagen.

Ein Beispiel: Im benachbarten Elsass etwa sinkt auf mehr als 3500 Kilometern Département-Strassen die Höchstgeschwindigkeit. Im Verwaltungsbezirk Bas-Rhin, der Nordhälfte des Elsass, sollen Anfang kommender Woche etwa 150 Strassenschilder ausgetauscht werden. Die grösseren Schilder an den Grenzübergängen würden ebenfalls verändert, sagte eine Sprecherin des Départements.

Abweichende Vorschriften im Ausland 

Wer auf der Reise mit dem Auto ins Ausland keine bösen Überraschungen erleben möchte, der sollte sich nicht auf entsprechende Hinweise am Reiseziel verlassen, sondern sich mit entsprechenden Regeln und Gesetzen schon vor Reiseantritt vertraut machen. Mitunter weichen die Vorschriften im europäischen Ausland doch erheblich von denen in der Schweiz ab. Beispielsweise herrschen in Tschechien und Ungarn strikte 0,0-Promillegrenzen, wobei in Ungarn bei Verstössen saftige Geldstrafen von bis zu 970 Euro fällig werden.

Auch das Rauchen im Fahrzeug kann im europäischen Ausland teuer werden – und zwar wenn man Minderjährige oder Schwangere mit sich führt. Entsprechende Gesetze gelten bereits in Grossbritannien, Irland, Griechenland, Italien, Zypern, Frankreich und Österreich.

Während man in der Schweiz keine Warnwesten mit sich führen muss, sind sie in den meisten europäischen Ländern Pflicht und müssen bei Unfällen und Pannen übergezogen werden. Gebüsst wird in Bosnien und Herzegowina zudem, wer kein Abschlepptau mit sich führt. In Griechenland und Estland kann man hingegen Ärger bekommen, wenn man keinen Feuerlöscher an Bord hat.

Detaillierte Informationen zu Verkehrsvorschriften in Europa stellt etwa der «Touring Club Schweiz (TCS)» auf seiner Internetpräsenz bereit.

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