Auf Militärstrassen Im offenen Jeep durch die Urner Bergwelt

Von Tobias Bühlmann

25.8.2019

Das Chedi hat Andermatt am Fusse des Gotthard für viele Touristen erst zu einem erstrebenswerten Reiseziel gemacht. Nun bietet das Nobelhotel eine neue Möglichkeit, die alpine Umgebung im eigenen Tempo zu entdecken.

Das Luxushotel Chedi thront gleich neben dem Bahnhof von Andermatt, zwischen der Schöllenen und den Pässen Oberalp und Gotthard. Seit seiner Eröffnung vor fünf Jahren bringt es dem Urserental am Südende des Kantons Uri neue Impulse. Mit einem neuen Tour-Angebot will das Haus die umliegende Bergwelt auch jenen Gästen näherbringen, die sonst die Berge wohl eher von unten ansehen würden.

Ausgedehntes Skigebiet

Bis vor wenigen Jahren war Andermatt für Gäste, die den Luxus suchen, nur einer von vielen Halten des Glacier-Express’ auf dem Weg von St. Moritz nach Zermatt oder umgekehrt. Das änderte sich, nachdem die Urner Regierung einen ägyptischen Unternehmer um Rat gebeten hat.

Jener Samih Sawiris entschloss, gleich selbst zu investieren und baute neben dem Bahnhof von Andermatt ein Nobelhotel mit angeschlossener Residenz. Das Chedi sollte zahlungskräftige Kundschaft anlocken, zudem schoss der Investor Geld ein, um dem Skigebiet zu Beachtung zu verhelfen.

Wer heute, rund 15 Jahre nach dem ersten Besuch Sawiris, im Chedi absteigt, sieht die Veränderungen in Andermatt sofort: Das Hotel hat sich einen Namen gemacht als Fünfsterne-Haus, das Wert legt auf Lockerheit und regionale Verankerung. Neue Anlagen bringen im Winter Skifahrer ins Gebiet, im Sommer wartet ein ausgedehnter Golfplatz auf Gäste.

Damit ist die Entwicklung noch lange nicht zu Ende: In Richtung der Schöllenenschlucht entsteht, abseits des alten Dorfkerns, ein neuer Ortsteil. Dieser bringt Andermatt eine neue Halle für Konzerte und Kongresse sowie vier weitere Hotels und zahlreiche Ferienwohnungen, ausserdem steht hier ein neues Hallenbad, zu dem auch die Dorfbevölkerung Zugang hat.

Edelgastronomie am Fuss des Gotthards

Zurück zum Chedi, das den Anfang dieser Entwicklung machte. Das Hotel bietet 55 Zimmer, hinzu kommen knapp 70 Residenzen, die ebenfalls vom Hotel vermietet werden. Die gross bemessenen Zimmer bieten luxuriöse Betten, ein grosses Badezimmer mit Wanne und Dusche sowie einen mit Gas befeuerten Kamin, der sich ferngesteuert beispielsweise vom Bett aus entfachen lässt.

Die Betreiber sind stolz auf ihr Hotel, wie eine Führung durch das Haus bei meinem Besuch in Andermatt verdeutlicht: Sprecher Joachim Schweier führt die eingeladenen Journalisten unter anderem in die Furka-Suite, der vornehmsten aller Unterkünfte des Hotels. Sie bietet neben drei Schlafzimmern eine eigene Küche mit Weinkühler und einen privaten Spa-Bereich – allerdings zum stolzen Preis von 15'000 Franken pro Nacht.

Den Gästen wird viel geboten, damit sie sich aus ihren luxuriösen Zimmern herausbewegen: Ein Spa-Bereich mit Pool, Sauna, Dampfbädern und zahlreichen Behandlungen, eine neu eingerichtete Cigar-Lounge – und vor allem zwei Restaurants. Das kleine und sehr intime «The Japanese» ist mit Michelin-Stern und 16 Gaul-Millau-Punkten ausgezeichnet, zudem bietet das Restaurant laut Chedi-Sprecher Schweier mit «über 99 Sorten» die grösste Sake-Bar in Europa.

Mehr Platz und eine breitere Auswahl bietet «The Restaurant», in dem Chefkoch Andi Egli und seine Equipe die Gäste mit Schweizer und asiatischen Speisen bekochen. Die grösste Attraktion sind dabei weniger die vier offenen Küchen als der Cheese Tower in der Mitte des Lokals. Hier werden stets gut zwei Dutzend verschiedenen Käsesorten vorgehalten, der Grossteil davon aus der Umgebung. Die Käse werden in dem Turm gereift, und sie lassen sich dort auch unter fachkundiger Anleitung degustieren –passender Wein inklusive.

Auf Militärstrassen zum Gipfel

Wer sehen will, wo der Käse herkommt, muss das Hotel verlassen. Die bequemste Möglichkeit dazu bietet die Alpine Offroad Experience, die in dieser Saison neu ins Angebot aufgenommen wurde und noch bis Ende Oktober gebucht werden kann: Die Umgebung Andermatts wird dabei im Auto erkundet – weshalb das Angebot vor allem jene ansprechen dürfte, die in Eile sind oder einen Aufstieg zu Fuss nicht unter die Beine nehmen können oder wollen.

Bergführer Pascal Rast nimmt die Gäste mit auf eine Fahrt über sonst unzugängliche Strassen im Gotthard-Gebiet. Wer gern an der frischen Luft ist, steigt in einen original Willys-Jeep, Jahrgang 1951 – allerdings muss man sich da gut festhalten, denn das Gefährt verfügt weder über Sitzgurte noch über Türen. Wer es komfortabler mag, für den fährt der Guide mit seinem Porsche Macan vor.

Bei der Routenwahl bestimmt der Gast: Pascal fährt die Gäste auf Militärstrassen, die für Private sonst tabu sind, beispielsweise zur Armeefestung Gütsch. Von dort hat man einen wunderbaren Ausblick auf das Urserental, die Furka, das Gotthard-Massiv und über den Oberalp-Pass hinweg die Surselva hinunter. In Reichweite für den Tagesausflug sind auch die drei Pässe Furka, Oberalp und Gotthard, die spektakuläre Tremola inklusive.

Wissenswertes über Festungen

Auch die Vermigelhütte zuhinterst im Unteralp-Tal lässt sich so bequem erreichen. Allerdings muss man auf dem Weg dorthin den einen oder anderen bösen Blick von Wanderern aushalten, wenn man die schmale Strasse mit dem Auto entlangfährt. Wer das hinnimmt, wird mit einer prächtigen Berglandschaft belohnt – und kann in einer SAC-Hütte zu Mittag essen, die ohne einige Anstrengung sonst nicht zu erreichen ist.

Die Begleitung durch den ausgebildeten Bergführer sorgt bei meinem Besuch dafür, dass kaum eine Frage unbeantwortet bleibt. Pascal Rast kennt sich in der Gegend gut aus und weiss etwa zur Militärgeschichte einiges zu erzählen. Wen die versteckten Geschütze und ausgedehnten Festungen kalt lassen, für den hat der Guide auch Wissenswertes über die Fauna und Flora der Berggegend parat.

Nach dem Ausflug in die umliegende Bergwelt fährt der Tourguide die Gäste wieder zurück nach Andermatt. Und obwohl man bei dieser Art des Ausflugs nicht gross ausser Atem kommt, kehrt man müde ins Chedi zurück – was eine gute Voraussetzung ist, die Vorzüge des Hauses auszukosten.

Diese Reise erfolgte auf Einladung von «The Chedi» in Andermatt.

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