Sauber, American Airlines Nuss-Allergiker boarden bald früher – damit sie ihren Platz putzen können

tali

5.12.2018

American Airlines ändert seine Richtlinien, damit Nussallergiker künftig ihre Sitze säubern können.
American Airlines ändert seine Richtlinien, damit Nussallergiker künftig ihre Sitze säubern können.
Keystone

Weil das Personal von American Airlines nicht genug Zeit hat, das Flugzeug ordentlich zu säubern, dürfen Nuss-Allergiker bald früher einsteigen – um selbst den Platz zu säubern.

Die Pre-Boarding-Ansage bei American-Airlines-Flügen dürfte ab 12. Dezember länger dauern: Neben First- und Business-Class-Passagieren, Familien mit kleinen Kindern und Passagieren mit eingeschränkter Mobilität dürfen künftig auch Allergiker eher als andere Reisende ins Flugzeug.

«Reisende mit Nussallergien, die gern eher boarden wollen, um die Oberflächen ihrer Plätze zu reinigen, können am Gate darum bitten», zitiert «Today» einen Sprecher der Airline. Der Entscheidung ging eine Beschwerde voraus, die der Verein Food Allergy Research & Education (FARE) im Januar 2017 eingereicht hatte.

In ihrer Antwort musste die Airline einräumen, dass beim normalen Boarding nicht genug Zeit sei, um Sitze und Klapptische so gründlich abzuwischen, dass Menschen mit Nuss-Unverträglichkeit keine Probleme bekommen. Deshalb habe man die Richtlinien entsprechend angepasst.

Streit vermeiden

Für Lianne Mandelbaum, die sich gemeinsam mit FARE für das Allergiker-Pre-Boarding einsetzte, ist die Zusage der Airline ein Erfolg: «Als Mutter eines allergischen Kindes musste ich immer wieder mit anderen Passagieren darum streiten, beim allgemeinen Boarding als Erste ins Flugzeug zu dürfen und den Sitz meines Sohnes reinigen zu können», erklärte die Aktivistin in einem Artikel für «The Mighty».

Die gründliche Reinigung sei unerlässlich, so Mandelbaum: «Meiner Meinung nach ist die wichtigste Massnahme, die man vor dem Flug ergreifen kann, um eine allergische Reaktion zu verhindern, jegliche Rückstände von Sitz, Tisch und der allgemeinen Umgebung zu entfernen.»

Die Unterstellung, dass sich (vermeintliche) Allergiker so nur die Wartezeit ersparen und Platz in der Gepäckablage über dem Sitz sichern wollen, weist sie zurück: «Bitte bedenken Sie, dass viele Menschen, Flugbegleiter eingeschlossen, nicht wissen, was es heisst, mit einer Lebensmittelallergie zu reisen.»

«Essen Sie doch einfach nichts, worauf Sie allergisch sind»

«Viele denken ‹Essen Sie doch einfach nichts, worauf Sie allergisch sind›. Doch es ist viel komplizierter», sagt die Mutter, der schon mehrfach geraten wurde, ihren Sohn Josh doch einfach nicht mehr fliegen zu lassen.

«Wenn eine Person mit Lebensmittelallergie auch nur mit einen kleinen Menge des auslösenden Allergens in Berührung kommt, etwa einem Fleck auf dem Klapptisch oder Krümel aus der Nusstüte des vorherigen Passagiers, kann es zu einer allergischen Reakation kommen, im schlimmsten Fall zu einer tödlichen.»

Nach Delta Airlines ist American die zweite amerikanische Airline, die Pre-Boarding für Nussallergiker anbietet. Mandelbaum und ihre Mitstreiter hoffen, dass weitere Airlines nachziehen – und Pre-Boarding bald auch für Passagiere mit anderen Lebensmittelallergien erlauben.

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