Gipfelerlebnisse Skitour geniessen: Das sind die besten Tipps

Cornelia Alig

10.2.2018

Skitourengehen gewinnt für immer mehr Wintersportler an Reiz. So auch für mich. Damit man mit Freude und vor allem sicher in den Bergen unterwegs ist, gilt es aber einiges zu beachten. Hier die wichtigsten Tipps zu Ausrüstung und Sicherheit.

Einfach auf Geratewohl losmarschieren? Keine gute Idee. Wer im freien Gelände Touren macht, ist von Anfang an eigenverantwortlich unterwegs und muss die Gefahren selbst beurteilen.

Das betont auch Markus Wey, Bergführer und technischer Leiter bei der Mammut Alpine School, in unserem Gespräch: «Wichtig ist bei dieser Sportart – und dessen sind sich viele nicht bewusst: Die Verantwortung muss jeder selber tragen.» Deshalb sei es auch fundamental, «eine gute Planung mit Einbezug aller Faktoren bereits zu Hause zu erarbeiten.»

Im Gelände müsse dann jede Geländekammer aufs Neue beurteilt und über den weiteren Verlauf der Tour entschieden werden. «Auch die Sicherheitsausrüstung muss bei jedem komplett sein», betont er, «und in Extremsituationen beherrscht werden.»

Handhabung der Komponenten vorab üben

Die Handhabung der verschiedenen Komponenten muss geübt werden. Soweit klar. Denn was nützt schon eine top Ausrüstung, wenn man im Ernstfall nur schon Mühe hat, die Sonde innerhalb kürzester Zeit einsatzbereit zu machen? Oder nicht weiss, wie man das Lawinenverschüttetengerät (LVS) auf «Search» umstellt – geschweige denn, wie man es bedient? Oder im ohnehin viel zu gefährlichen Gebiet oder bei zu hoher Gefahrenstufe unterwegs ist? Nichts.

Um die vielseitigen Anforderungen am Berg erfüllen zu können – und somit das eigene Leben und das von anderen nicht zu gefährden – braucht es also Erfahrung und spezifische Kenntnisse in verschiedenen Sparten, denn ganz ungefährlich sind Skitouren nicht. Es drohen Absturz- und Lawinengefahr: Durchschnittlich 16 Tourenfahrer verunglücken pro Jahr tödlich in der Schweiz. 12 davon infolge Lawinen, die sie meist selbst ausgelöst haben.

Deshalb hier einige Empfehlungen und Anforderungen, die für eine Skitour unabdingbar sind:

  • Dem Können entsprechende Wahl des Ziels, sichere Technik im Aufstieg und bei der Abfahrt
  • Kenntnisse in Lawinenkunde
  • Planung mit Einbezug aller Faktoren (zu Hause) inklusiv Interpretation des Lawinenbulletins und Beurteilung der Wettersituation
  • Gute Zeitplanung und ständiges beobachten der Wetterentwicklung
  • Gute Orientierung und Navigation
  • Neubeurteilung jeder Geländekammer (im Gelände), Beurteilung des Schneedeckenaufbaus
  • Komplette Sicherheitsausrüstung und gekonnter Umgang damit – auch in Extremsituationen
  • Verantwortungsbewusstes Verhalten in der winterlichen Natur
  • Verantwortungsbewusstes Verhalten bei einem Unfall: Ablauf einer Rettung und Erste Hilfe

Notfallausrüstung ist Pflicht – und muss beherrscht werden

Zur Grundausrüstung auf Skitouren gehören ein LVS, eine Sonde und eine Schaufel sowie Kommunikationsgeräte, Navigationsausrüstung und ein Erste Hilfe Set. Ich habe zusätzlich einen Airbag-Rucksack dabei, da die Lawinensituation nie mit 100-prozentiger Sicherheit eingeschätzt werden kann. 

«Der Airbag hilft bei einem Lawinenabgang den Tourengeher in den gleitenden Schneemassen und an der Oberfläche zu halten», erklärt Wey. Doch aufgepasst: Der Airbag ersetzt nicht das Tragen eines LVS und das Mitführen von Sonde und Schaufel.

Besonders sicherheitsrelevant ist ausserdem die Bindung. Ich teste in diesem Winter die Tecton 12 von Fritschi. Meine erste Erfahrung damit habe ich unter anderem in der Bildergalerie zusammengefasst.

Skitouren bei Lawinengefahr

Das Risiko eine Lawine auszulösen, ist abhängig von mehreren Faktoren:

Gelände: Lawinen sind ab einer Neigung von etwa 30 Grad möglich. Dabei gilt: Mit der Gefahrenstufe und der Steilheit eines Hangs steigt auch das Risiko, eine Lawine auszulösen. Lawinenhänge sind meist schattig - und liegen oft in der Nähe von Kämmen oder hinter Geländekanten und sind mit Triebschnee beladen.

Aktuelle Verhältnisse: Die Lawinengefahr steigt vor allem dann, wenn es schneit oder regnet, wenn es windet – dann wird der Schnee verfrachtet und im Windschatten als Triebschnee abgelagert –, wenn es deutlich wärmer wird oder bei starker Sonneneinstrahlung. Zu beachten ist, dass die Lawinensituation über mehrere Tage oder sogar Wochen kritisch bleiben kann. Und: «Am gefährlichsten ist der erste schöne Tag nach einer Schlechtwetter-Phase», so Wey.

«Am gefährlichsten ist der erste schöne Tag nach einer Schlechtwetter-Phase.»

Infomieren kann man sich an verschiedenen Stellen über die aktuelle Lawinengefahr:

Das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF veröffentlicht im Winter beispielsweise täglich um 8 und 17 Uhr das Lawinenbulletin. Es schätzt die Lawinengefahr mit der europaweit verwendeten, fünfstufigen Gefahrenskala ein. Auch die App White Risk hilft bei der Beurteilung der Verhältnisse.

Eigenes Verhalten: Die meisten Unfalllawinen werden durch den Wintersportler selbst ausgelöst. Durch das eigene Verhalten kann das Lawinenrisiko also massiv erhöht oder reduziert werden. Um das Lawinenrisiko zu reduzieren benötigt man deshalb spezifischen Kenntnisse und Erfahrung. Das Risiko darf nicht unterschätzt werden – ein Drittel der Lawinentoten verunfallt bei Gefahrenstufe 2.

Verhalten bei einem Lawinenunfall

Sollte es trotz aller Vorsicht zu einem Lawinenabgang kommen, handeln Sie wie folgt:

  • Falls vorhanden: Lawinenairbag auslösen
  • Versuchen, aus der Lawine hinauszufahren und Personen beobachten, die von der Lawine mitgerissen werden
  • Wurden Personen erfasst? Übersicht verschaffen, überlegen und dann handeln ohne die eigene Sicherheit zu gefährden
  • Falls ohne allzu grossen Zeitverlust möglich: Rega oder internationale Notrufnummer alarmieren
  • Sofort mit der LVS-Suche (nicht benötigte LVS ausschalten) starten. Gleichzeitig den Kegel mit Augen und Ohren abzusuchen und auf Ausrüstungsgegenstände achten. Diese sind oft nahe bei den Opfern
  • Verschüttete sofort freischaufeln und mit lebensrettenden Sofortmassnahmen beginnen
  • Nach Abschluss der Suche alle LVS wieder auf «senden» umschalten
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