Unter Tage Vom Bunker bis zur Zaubergrotte: Hier müssen Sie unten durch

Catharina Puppel, dpa

21.1.2019

Wer dem winterlichen Wetter entfliehen möchte, muss nicht weit reisen: In Deutschland gibt es spannende Orte zu entdecken – und diese haben mitunter richtig Tiefgang.

Winterurlaub in Deutschland? Das heisst Skifahren, Museen oder Strandspaziergänge an der See. Doch es geht auch anders. Höhlen, Grotten, Keller, Stollen und Bunker laden zu Entdeckungen unter Tage ein. Geschützt vor Regen, Wind und Schnee.

Sieben Anregungen für lohnenswerte Ausflüge in die Unterwelt.

Salzluft in der Tiefe des Berges

Was ist das für ein Gefühl, in einem Stollen zu übernachten? Eine Antwort auf diese Frage gibt es in Berchtesgaden. Hier können Besucher der Spur des Salzes in ein 500 Jahre altes Salzbergwerk folgen – und in einem 850 Quadratmeter grossen Salzheilstollen die Nacht verbringen.

Weil die Luft in der Halle zusätzlich mit Salzionen angereichert wird, entsteht ein Klima, das nicht nur zur Erkältungszeit die Gesundheit fördern kann. Die Akustik lässt sich zum Beispiel bei Konzerten erleben. 

Erdgeschichte hautnah

Ein Korallenriff im Harz? Klingt unwirklich. Doch der Iberg im Oberharz hat eine lange Reise hinter sich. Mit der Kontinentalverschiebung ist das ehemalige Riff aus der Südsee auf die nördliche Halbkugel gelangt. In der viele Millionen Jahre alten Tropfsteinhöhle bezeugen auch versteinerte Meeresbewohner die bewegte Geschichte.

Sinterkaskaden und mächtige Bodentropfsteine stammen aus jüngerer Zeit. Im Museum des Höhlenerlebniszentrums sind rund 3000 Jahre alte Knochen aus einem bronzezeitlichen Höhlengrab ausgestellt. 

Zwangsarbeit unter Tage

In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges wurden weite Teile der deutschen Rüstungsindustrie und damit die KZ-Zwangsarbeit unter Tage verlegt. So mussten auch mehr als 60'000 Menschen in den Stollen des KZs bei Nordhausen im Harz in Zwangsarbeit eine unterirdische Raketenfabrik ausbauen.

Bedrückend: Die Geschichte der Menschen, die im Stollen Zwangsarbeit verrichten mussten.
Bedrückend: Die Geschichte der Menschen, die im Stollen Zwangsarbeit verrichten mussten.
Bild: Claus Bach/KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora/dpa

Jeder dritte Häftling starb. Einen geschichtswissenschaftlich fundierten Einblick in das Ausmass der Menschenrechtsverletzungen der NS-Diktatur erhalten Besucher bei Führungen über das einstige Lagergelände und durch die Stollen in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. 

Märchenhafter Farbreichtum

Sie schimmern blau, grün, rötlich, gelb oder violett: Mit der Pracht von 75 Farben haben es die Saalfelder Feengrotten sogar bis ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft. Die «farbenreichsten Schaugrotten der Welt» verändern sich ständig.



Denn das Weichmineral Diadochit lässt die Tropfsteine ein bis drei Zentimeter pro Jahr wachsen. Das Erlebnismuseum Grottoneum informiert über die Entstehung des ehemaligen Schieferbergwerks. 

Relikt des Kalten Krieges

In der alten Bundesrepublik war er über zwei Jahrzehnte lang eines der bestgehüteten Geheimnisse: der Bunker der Deutschen Bundesbank in Cochem an der Mosel. Gut getarnt unter der Erde in einem Atombunker lagerten 15 Milliarden Deutsche Mark (etwa 8,3 Milliarden Schweizer Franken) für den Ernstfall.

Zur Aufbewahrung der geheimen Notstandswährung BBK II wurde eine 1500 Quadratmeter grosse Tresoranlage benötigt. Nach der Restaurierung haben Besucher seit 2016 die Möglichkeit, die Dokumentationsstätte der bundesdeutschen Geschichte zu besichtigen.

Auf den Spuren der Bergleute

In Nuttlar können Besucher den Schieferabbau noch so erleben, wie er vor über 100 Jahren im Sauerland praktiziert wurde. Bei den Führungen wird Wert auf Authentizität gelegt. Auf Annehmlichkeiten wie elektrisches Licht, geschotterte Wege, betonierte Stufen oder Stahlgeländer wird bewusst verzichtet. 

Nuttlar: Ein Paradies für Höhlentaucher. 
Nuttlar: Ein Paradies für Höhlentaucher. 
Bild: Björn Dorstewitz/Schieferbergwerk Nuttlar/dpa

Wie bei den Bergleuten sorgt lediglich eine Lampe am Bergwerkshelm für Orientierung auf dem Weg in den Berg, dessen Stollenlabyrinth sich auf fünf Sohlen über 20 Kilometer erstreckt. Der Lichtschein lässt die Kulisse aus haushoch gestapelten Schiefermauern, unterirdischen Seen, Schiefertreppen, schmalen Gängen und riesigen Abbaukammern noch imposanter erscheinen.

Bacchus-Gewölbe an der Mosel

Der unterkellerte Stadtkern von Traben-Trarbach erinnert heute noch daran, dass die Stadt an der Mosel um 1900 als zweitgrösster Weinumschlagplatz Europas galt. In dem verzweigten Netzwerk aus historischen Schiefer- und Sandsteinkellern können 32 Kellergewölbe besichtigt werden.



Auf geführten Ausflügen in die Unterwelt haben Besucher Gelegenheit, mehr über den historischen Weinbau und die alte Kellertechnik zu erfahren. Ausserhalb der Führungen ist es möglich, sich auf einer QR-Code-Tour über die einzelnen Keller zu informieren. 

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