Sommerferien-Überblick Fliegen Schweizer in die Ferien? Und welche Destination boomt?

Von Jennifer Furer

17.7.2020

Fliegen Schweizerinnen und Schweizer eigentlich in die Sommerferien? Wenn ja, wohin? Und wie steht es um das Flugvolumen? «Bluewin» beantwortet drängende Fragen zum Beginn der Sommerferien.

Wie steht es um die Buchungen von Ferien in Reisebüros?

Bianca Gähweiler, Sprecherin von Hotelplan, sagt, dass die Buchungen täglich zunehmen würden. «Sie sind verglichen zu 2019 jedoch noch auf tiefem Niveau.» Das Jahr 2020 wird laut Gähweiler definitiv ein Last-Minute-Jahr.

«Viele unserer Kunden entscheiden sich kurzfristig – je nach Situation in der gewünschten Destination –, ob sie ihre diesjährigen Sommerferien im Ausland verbringen möchten», so Gähweiler. Auch für den Herbst und Winter verzeichne Hotelplan täglich Buchungen, «jedoch ebenfalls auf tiefem Niveau».

Selbes stellt Bianca Schmidt von Tui Suisse fest: «Aktuell buchen die meisten unserer Kunden sehr kurzfristig ihre Ferien.» Heute buchen sie für nächste Woche – und dann wieder für Weihnachten, «eine sehr beliebte Reisezeit».

Schweizerinnen und Schweizer sehnen sich nach dem Meer. Doch noch ist die Reiseunsicherheit gross. 
Schweizerinnen und Schweizer sehnen sich nach dem Meer. Doch noch ist die Reiseunsicherheit gross. 
Keystone

Bei Knecht Reisen hofft man auf eine vermehrte Reiseaktivität im Winter. «Je nach dem weiteren Verlauf der Pandemie in der südlichen Hemisphäre dürften unsere Wintermonate noch eine gewisse Reiseaktivität herbeiführen», sagt Sprecher Markus Matthias Reimann.

Bereits jetzt merke auch Knecht Reisen eine vermehrte Reiselust – vor allem innerhalb Europas. Diese Zunahme sei einfach zu erklären, so Reimann: Seit geraumer Zeit bestehe in einem eingeschränkten Rahmen eine Gewissheit, welche Reiseziele als sicher gelten. 

Denn die Liste der sogenannt sicheren Reiseländer befinde sich konstant in Bewegung. «Diese Unvorhersehbarkeit der Situation hindert die Bevölkerung daran, ein gewisses Vertrauen zurückzugewinnen.» Vertrauen sei für viele die Basis für den Entscheid, zu verreisen. «Wenn dieses nicht besteht, fehlt die Zuversicht und der Buchungs- oder Kaufentscheid wird weiter hinausgezögert.»

Dass aber bereits wieder eine gewisse Reiselust besteht, stellt auch Markus Flick, Sprecher von Kuoni Schweiz, fest: «Unsere Kundinnen und Kunden haben lange genug auf Ferien verzichten müssen. Jetzt herrscht fast in ganz Europa wieder Reisefreiheit – das führt zu einem deutlichen Nachfrageplus im Vergleich zu den vergangenen Monaten.» Auch Anfragen für das Jahr 2021 würden bereits eingehen.

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Bei Tui Suisse nehmen die Buchungen auch langsam wieder zu. «Das Volumen ist aber weiterhin stark hinter dem Vorjahr und wir erwarten für den Sommer ein Minus im hohen zweistelligen Prozentbereich.»

Etwas anders sieht es bei der Globetrotter Group aus. «Da mit Ausnahme von Europa/Mittelmeer praktisch keine Destinationen für touristische Reisen buchbar sind, sind Neubuchungen sehr verhalten angelaufen», heisst es in einer schriftlichen Antwort.

Da die meisten Schweizerinnen und Schweizer ihre Ferien vermehrt in der Schweiz oder im grenznahen Ausland verbringen, würden sie diese Reisen meist selbst buchen. «Auch herrscht eine Verunsicherung bei den Kunden, dass sie bei einem eventuellen neuen Lockdown im Ausland stecken bleiben, dies betrifft vor allem Destinationen, die nur per Flug oder Fähre erreichbar sind», heisst es seitens der Globetrotter AG weiter.

Dennoch gebe es Kundinnen und Kunden, die für Buchungen im Sommer und Herbst das Reisebüro konsultieren. «Wir haben auch diverse Beratungsgespräche für Reisen im 2021.»

Spass am Meer: In französischen Nizza herrscht Sommerferien-Stimmung.
Spass am Meer: In französischen Nizza herrscht Sommerferien-Stimmung.
Keystone
Wohin reisen Schweizerinnen und Schweizer derzeit?

Nebst Ferien in der Schweiz und im grenznahen Ausland sind auch fernere Destinationen bei Schweizern beliebt. Bei Hotelplan verzeichnet man die grösste Nachfrage aktuell für Badeferien rund ums Mittelmeer wie zum Beispiel Zypern sowie die griechischen Inseln Kos, Kreta oder Rhodos. «Ebenfalls beliebt sind Ferien auf Mallorca oder in Südfrankreich», sagt Sprecherin Bianca Gähweiler.

Markus Flick von Kuoni Schweiz sagt, dass für kurzfristig geplante Reisen nahezu alle europäischen Destinationen wieder angeboten werden – natürlich auch die Schweiz. «Je nach geplantem Reisedatum ermöglichen wir selbstverständlich auch Fernreisen», so Flick.

Bei der Globetrotter Group sind Destinationen in Europa beliebt, insbesondere Madeira, Mallorca und Island.

Knecht Reisen sagt, dass die ersten Schweizer in der zweiten Hälfte Juni von Portugal-Ferien zurückgekehrt. «Sie waren begeistert», sagt Sprecher Matthias Reimann. Wenn die Infektionsraten weiterhin in die richtige Richtung gehen, dürften wir alle damit rechnen, dass nach und nach die meisten bekannten europäischen Reiseziele wieder offen sein werden. Aber alles hänge an einem seidenen Faden: dem weiteren Verlauf der Pandemie.

Derzeit bei Schweizern beliebt: Mallorca.
Derzeit bei Schweizern beliebt: Mallorca.
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Sind Stornierungen möglich?

Wenn Ferien beim Reisebüro gebucht werden, sind Stornierungen möglich, wenn Ferien aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich sind, etwa durch fehlende Flugverbindungen oder Einreisesperren. «Die Kunden erhalten die Kosten der annullierten Pauschalreise jeweils innerhalb weniger Wochen zurück», sagt Hotelplan-Sprecherin Bianca Gähweiler.

Markus Flick von Kuoni sagt ebenfalls, dass Kundinnen und Kunden «keinen wirtschaftlichen Schaden davon tragen», wenn die gebuchte Pauschalreise nicht stattfinde. «Auch bei Quarantänepflichten am Zielort oder nach der Rückkehr in die Schweiz bieten wir unseren Kunden an, die Reise zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen oder sie zu stornieren.»

Bei Tui Suisse heisst es, wer seine Ferien noch bis Ende Juli buche, könne diese bis 14 Tage vor Abreise kostenlos stornieren oder umbuchen.

Bei Knecht Reisen bewerte man jeden Fall individuell. Viele Kundinnen und Kunden hätten zudem ihre Reise nicht storniert, sondern auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, sagt Sprecher Markus Reimann.

«In Fällen, wo Pauschalreisen infolge behördlicher Anweisungen annulliert werden mussten, haben Kunden gemäss dem Schweizer Bundesgesetz über Pauschalreisen grundsätzlich Anrecht auf Rückerstattung einbezahlter Beträge», so Reimann weiter. Anders sieht dies bei Reisen aus, bei der es bei der Einreise keine behördlichen Einschränkung gibt. «Dann kommen die allgemeinen Vertrags- und Reisebedingungen zur Anwendung. In diesem Fall sind Annullationen und Umbuchungen kostenpflichtig.»

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit anderen Ländern?

Markus Flick von Kuoni sagt, dass sich alle touristischen Leistungsträger – Flughäfen, Airlines, Unterkünfte, Gastronomiebetriebe – auf den touristischen Restart vorbereitet haben.

Die Reisebüros stehen im engen Austausch mit ihren ausländischen Partnern, die in den verschiedenen Destinationen vor Ort sind. «Wir wissen, dass die Tourismusverantwortlichen und im Tourismus tätigen Personen der verschiedenen Destinationen alles unternehmen, um Ferien für unsere Kunden auch in diesem Jahr so normal wie möglich zu gestalten», sagt Hotelplan-Sprecherin Bianca Gähweiler.

Wie steht es um Flug-Buchungen?

Gemäss dem internationalen Zivilluftfahrt-Verband steigt die Anzahl Flüge innerhalb Europas seit Mitte Juni und mit der Reisefreiheit im Schengen-Raum wieder stark an. Am 10. Juli lag das Volumen der durchgeführten Flüge innerhalb Europas bereits wieder bei etwa 40 Prozent des Vorkrisen-Niveaus, Tendenz steil steigend.

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Immer noch auf tiefem Niveau befindet sich das Flugvolumen ausserhalb Europas und aus Europa in den Rest der Welt.

Bei der Fluggesellschaft Swiss nachgefragt, heisst es, dass zum Ferienstart «erwartungsgemäss deutlich weniger Passagiere verzeichnet wurden als im Vorjahr», so Sprecherin Meike Fuhlrott. Dies, aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Swiss-Flugbetrieb, nach wie vor bestehender Einreisebeschränkungen und des Reiseverhaltens der Swiss-Kunden.

Ein Silberstreifen am Horizont gibt es aber dennoch: «Wir sehen in Europa kurzfristig eine sehr starke Nachfrage und eine hohe Auslastung, die fast auf Vorjahresniveau liegt, wenn auch bei deutlich geringerer Kapazität», so Fuhlrott.

Dies betreffe vor allem touristische Ziele und den Besuchsreiseverkehr, das sogenannte «visiting friends and relatives». «Bei Geschäftsreisen ist die Nachfrage noch schwächer», sagt Fuhlrott.

Insgesamt habe die Entwicklung der Nachfrage im Europaverkehr die Erwartungen aber übertroffen. «Die Entwicklung des Interkontinentalverkehrs ist jedoch noch verhaltener», so die Swiss-Sprecherin.

Welche Destinationen werden am liebsten angeflogen?

Beim Flughafen Zürich heisst es auf Anfrage, dass zurzeit Destinationen innerhalb Europas – Wien, Berlin, Belgrad, London, Palma, Frankfurt, Hamburg, Porto, Pristina, Lissabon – am meisten angeflogen werden. 

Ab Zürich und Genf seien aktuell vor allem Destinationen in der Mittelmeerregion stark nachgefragt, heisst es bei der Swiss. Darunter befinden sich etwa Ziele in Spanien (Palma de Mallorca, Málaga, Valencia), Portugal (Lissabon, Porto), Griechenland (Athen, Thessaloniki) und Italien (Palermo, Brindisi).

Bei der Fluggesellschaft Swiss nachgefragt, heisst es, dass zum Ferienstart «erwartungsgemäss deutlich weniger Passagiere verzeichnet als im Vorjahr», so Sprecherin Meike Fuhlrott.
Bei der Fluggesellschaft Swiss nachgefragt, heisst es, dass zum Ferienstart «erwartungsgemäss deutlich weniger Passagiere verzeichnet als im Vorjahr», so Sprecherin Meike Fuhlrott.
Keystone
Wie viele Passagiere erwartet der Flughafen Zürich am Tag?

Während der Sommerferien erwartet der Flughafen Zürich an einzelnen Tagen über 25'000 Reisende, die am Flughafen Zürich abfliegen, ankommen oder umsteigen.

Wie sieht es mit dem Shopping am Flughafen Zürich aus?

In der Coronakrise hat auch das Shopping nach der Sicherheitskontrolle im Flughafen Zürich einen deutlichen Einbruch erlebt.

Im Juni dieses Jahres gab ein Passagier, der die Sicherheitskontrolle am Flughafen Zürich passiert hatte, durchschnittlich 16.40 Franken aus. Vor einem Jahr waren es noch 22.50 Franken gewesen.

Im Mai war der Unterschied zum Vorjahr noch deutlich grösser: 2020 gab ein Passagier durchschnittlich 7.10 Franken aus. 2019 waren es noch 24.10 Franken. Allerdings waren dann die meisten Läden geschlossen und der Flugverkehr aufgrund Reiserestriktionen massiv eingeschränkt.

Die Ausgaben pro Passagier luftseitig haben während der Coronakrise einen deutlichen Einbruch erlebt.
Die Ausgaben pro Passagier luftseitig haben während der Coronakrise einen deutlichen Einbruch erlebt.
Screenshot Flughafen Zürich
Gratis-Flüge und Rabatte

Um Reisende in ihre Feriendestinationen zu locken, ziehen Länder alle Register. «CNN» berichtet etwa, dass Gratisflüge, Rabatte oder das Mitbringen einer Begleitperson angeboten werden. 

Die mexikanische Stadt Cancun biete beispielsweise für zwei bezahlte Übernachtungen zwei weitere Gratisübernachtungen an. Sogar das Flugticket wird zurückerstattet, damit der Besucher eine Begleitperson mitbringen kann.

Wie «Blick» berichtet forciert auch der Schweizer Tourismus Kampagnen, um an Gäste zu kommen. «Genf Tourismus» bietet mit der sogenannten «Geneva Box» Stadterlebnisse und Hotelpakete an, bei denen man Ermässigungen von bis zu 65 Prozent erhält.

Wann kehrt wieder Normalität ins Reiseverhalten ein?

Die Tourismusbranche wurde von der Coronakrise hart getroffen. Demnach hängt auch die weitere Entwicklung davon ab, wie die aktuelle Situation rund um die Corona-Pandemie abläuft. Also, wie Hotelplan-Sprecherin Bianca Gähweiler ausführt, ob Grenzen wieder geschlossen werden respektive wann die noch geschlossenen Grenzen öffnen werden. Und es hänge auch davon ab, wie die verschiedenen Airlines ihre Flugkapazität innerhalb der nächsten Monate hochfahren. «Wir rechnen damit, dass wir frühestens im Jahr 2022 wieder auf dem Niveau von 2019 sein werden», sagt Gähweiler.

Markus Flick von Kuoni sagt: «Wir sind zuversichtlich, spätestens im Jahr 2021 wieder nahezu alle unserer über 100 Reiseländer anbieten zu dürfen.»

Die Globetrotter Group rechnet gar erst mit einer Normalisierung ab 2023.

Und bei Knecht Reisen heisst es: «Nachdem nicht einmal Virologen oder Epidemiologen verlässliche Szenarien für die Zukunft aufzeigen können, ist die Beantwortung dieser Frage hinfällig. Wir können schlicht nicht in die Zukunft blicken», so Sprecher Matthias Reimann.

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