Milan FashionweekFendi: Karl Lagerfelds letzte Show
dpa
22.2.2019
Wie ehrt Fendi den grossen Karl Lagerfeld? Zunächst denken viele bei der Mailänder Modewoche: kaum. Und dann, als die Show schon vorbei ist, geht im Saal das Licht aus.
«Mörder!», brüllt es den Besuchern entgegen. «Schämt euch! Fendi steht für Tod!» Wer gehofft hatte, dass an diesem besonderen Tag für die Mailänder Modewoche die Tierschützer von ihrem Tun absehen würden, sah sich getäuscht.
Im Innern des Gebäudes soll der gerade gestorbene Karl Lagerfeld geehrt werden, draussen setzen sie das Sterben von Tieren für die Pelzmode dagegen. So hat jeder seine eigene Agenda.
Es ist Donnerstag, der dritte Tag der Mailänder Fashion Week, und die Show von Fendi steht auf dem Programm. In dieser Saison ist es die Show schlechthin. Denn erst vor zwei Tagen starb Karl Lagerfeld, seit 1965 Kreativdirektor des römischen Modehauses, gemeinsam mit Silvia Venturini Fendi verantwortlich für die Damenkollektion.
Drinnen, in einem Industriebau im Süden der Stadt, der Fendi als Mailand-Stützpunkt dient, gibt es erste Anzeichen von Würdigung. «Love Karl» steht über dem Eingang zum Backstage-Bereich, aus dem gleich die Models herauskommen, um die Kollektion Herbst/Winter 2019/20 zu präsentieren. Der gleiche Schriftzug befindet sich auf einem Kärtchen, das flankiert von einem grossen «F» für Fendi und einem Herz auf den Stühlen liegt.
Die Kollektion: strenge Mäntel und zarte Kleider mit grossen Schleifen auf dem Rückteil. Plissierte, weite, lange Röcke. Perforiertes Leder. Gedeckte Farben, ein paar kräftige Akzente. Und, ja, auch Pelz. Denn das ist der Ursprung des Labels. Das Finale: Alle Models erscheinen noch einmal. So wie immer.
Silvia Venturini kommt zum ersten Mal alleine
Dann tritt Silvia Venturini Fendi auf den Laufsteg. Allein. Das erste Mal. Die Tränen stehen ihr in den Augen. Sie winkt kurz. Verschwindet wieder. Der Eingang zum Backstage-Bereich schliesst sich. Die Gäste springen auf, wollen gehen. Es ist Fashion Week, die nächste Show steht an. Da bleibt nicht viel Zeit für Sentimentalitäten. Plötzlich geht das Licht aus.
Die Menschen verharren irritiert, setzen sich wieder. Ein Video wird abgespielt. Man sieht Karl Lagerfeld. Erst zeichnend, dann auch redend. Er erklärt das Outfit, das er an seinem allerersten Tag bei Fendi trug – im Jahr 1965. Er war dort viel länger als bei Chanel, obwohl sein Name eher mit dem Pariser Modehaus verknüpft ist.
«Nahbar. Lustig. Keck. Sehr direkt», so erinnert sich die Influencerin Nina Suess an eine Begegnung mit Karl Lagerfeld, hier bei Fendi. Was sie von ihm gelernt hat? «Wenn man sich ein Ziel setzt und es wirklich erreichen will, dann schafft man es auch.»
Und was schätzte Marcus Luft, stellvertretender Chefredakteur der «Gala», an Karl Lagerfeld? «Er hat verstanden, dass man Mode für die Medien spektakulär inszenieren muss, dabei aber nie die Bedürfnisse der Kunden vergessen darf. In jeder Saison gab es ein 'must have', etwas, was jede Frau unbedingt haben wollte», sagt er.
Wieder draussen. Wieder «Mörder»-Rufe. Dialogversuch? Zwecklos. Sie wollen nicht diskutieren. Es sind Welten, die nicht zueinander finden.
Der Klassiker schlechthin: Das Chanel-Kostüm interpretierte Karl Lagerfeld immer wieder neu.
Bild: Getty Images
Besonders in der Farbe Rosa sah man das klassische Kostüm in immer wieder neuen Versionen.
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Die Kamelie machte Lagerfeld zum Markenzeichen des französischen Traditionshauses.
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Er fand immer neue Arten, die Blume in seine Designs zu integrieren.
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Genauso wie Ketten und Perlen und seine allseits beliebte Farb-Kombination Schwarz-Weiss, die er auch privat stets trug.
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Perlen gehören ebenfalls zum klassischen Chanel-Repertoire. Auch ihnen verpasste Lagerfeld einen modernen Schliff.
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Die Chanel 2.55 – ein Taschen-Klassiker.
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Die Two-Tone-Schuhe mit farblich abgesetzter Kappe sind unverwechselbar Chanel.
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Das hinderte Karl Lagerfeld nicht daran, sie immer wieder neu zu interpretieren, etwa als Sock Boots.
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Sein eigener ikonischer Look diente Karl Lagerfeld als Inspirationsquelle für seine Entwürfe. Etwa die fingerlosen Handschuhe...
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...oder der weisse Kragen unter der schwarzen Jacke.
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Die schwaze Kastenjacke zählt ebenfalls zu den Chanel-Klassikern.
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Der Jacke widmete Lagerfeld gemeinsam mit Carine Roitfeld einen eigenen Bildband.
Bild: Chanel
in «Little Black Jacket» zeigen Prominente unterschiedliche Interpretationen des Klassikers.
Bild: Chanel
Karl Lagerfeld entwickelte den unverkennbaren Chanel-Stil stets weiter und mixte klassische Elemente mit neuen Designs.
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Auch Traumroben – wie das Kleid, das Lagerfeld-Muse Lily Rose Depp 2017 in Paris präsentierte – zählten zu seinem Repertoire.
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Lagerfeld war aber nicht nur für Chanel tätig. Auch bei Fendi bewies er ein gutes Gespür für den Zeitgeist und setzte unlängst den Grundstein für die aktuell grassierende Logo-Mania.
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Das italienische Traditionshaus, dessen Kreativchef er war, geriet allerdings wegen der anhaltenden Verwendung von Echtpelz immer mehr in die Kritik.
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Unter seinem eigenen Brad «Karl» entwarf er Kleider und Accessoires, die seinen eigenen Look für alle käuflich machte.
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