Der Trend Flanking meint das Zeigen von nackten Knöcheln – ja, auch im Winter. Die Autorin dieser Kolumne geht auf ganz besondere Weise damit um. Stichwort: Fake.
«Warum ziehst du dir nicht ein warmes Paar Socken an?» – mit diesem einen Satz kann man sich als Fashioninsider in einer Sekunde disqualifizieren. Schuld daran ist der Trend Flanking. Das ist ein Wortspiel aus «flashing» (blitzen) und «ankle» (Knöchel) und meint nichts anderes, als das Zeigen von nackten Knöcheln – ja, auch im Winter.
Schliesslich kommen die teuren Sneakers besser zu hochgekrempelten Hosen und nackter Haut zur Geltung, und auch die Cropped Jeans sieht zu Strümpfen einfach nicht gut aus. Zu bewundern gibt es den Trend nicht auf irgendwelchen Pariser Laufstegen, sondern an jeder x-beliebigen Tram-Station, auf Weihnachtsmärkten oder überall sonst, wo sich vorwiegend Teenies und Millenials aufhalten. Sie setzen den Trend am konsequentesten um. Wer weiss, vielleicht haben sie aufgrund einer Gen-Mutation das Kälteempfinden asiatischer Perlentaucherinnen geerbt. Diese sind ja bekannt dafür, nie zu frieren, auch nicht nach Stunden im Meer.
Vielleicht sind sie aber auch einfach nur jung und dementsprechend bescheuert genug, um diese Modeerscheinung mitzumachen. An dieser Stelle könnte ich jetzt laut lachen, mich freuen, dass ich kein dummer Teenie mehr bin und mich in meinen Wollsocken zurücklehnen. Da gibt es leider nur ein Problem: Auch ich flanke. Mein Auge scheint sich dermassen an den Trend gewöhnt zu haben, dass auch ich nun finde, dass kurz geschnittene Hosen – wir Trendsetter tragen derzeit ja bitte nichts anderes –, besser zu nackten Beinchen aussehen. Strumpfhosen? Pah, die tragen echt nur 100-Jährige.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich fake-flanke. Fürs echte Frieren sind dann doch die Teenies zuständig. In meinen Sneakers befindet sich eine Thermo-Einlegesohle, wahlweise auch aus Lammfell. Unter die enge Cropped Jeans passt, wenn man beim Anziehen die Luft anhält, auch noch eine dünne Leggings. Und da man schnell über den Kopf auskühlt, trage ich oben noch eine Mütze. Hauptsache unten ohne.
So hält man den Winter eigentlich ganz gut aus. Und ab März folgt dann sowieso der nächste Trend: Wollsocken in Stiletto-Sandalen. Ich finde, das wiederum klingt irgendwie ganz kuschelig.
An dieser Stelle gibt es an jedem Freitagmorgen eine Autoren-Kolumne –abwechselnd zu den Themen Mode, Digitales Leben, Essen und Muttersein. Heute: Mode.
Julia Wagner besuchte als Chefredaktorin von miss und später als Leiterin von Stylebook.de alle wichtigen Fashionweeks dieser Welt. Jetzt pendelt sie als Freelancerin ständig zwischen Berlin, Zürich und Wien – und trägt fast nur noch Hipster-Look: Sneaker, Jeans & Rucksack. Das liegt vor allem daran, dass die Haute Couture nicht ins Handgepäck passt.
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