Zwei Wochen nach dem Start des Weinstein-Prozesses geht es mit den Eröffnungsplädoyers erstmals um Inhaltliches. Während die Anklage die Jury überzeugen muss, dass der Ex-Filmmogul ein Vergewaltiger ist, dürften dessen Verteidiger es auf die Zeuginnen abgesehen haben.
Mit den ersten Plädoyers von Anklage und Verteidigung startet heute der aufsehenerregende Vergewaltigungsprozess gegen den Ex-Filmmogul Harvey Weinstein in seinen inhaltlichen Teil.
Zuerst wird erwartet, dass Chefanklägerin Joan Illuzzi-Orbon den Fall aus der Sicht der Staatsanwaltschaft darlegt. Danach soll Weinsteins Hauptanwältin Donna Rotunno zu den Vorwürfen Stellung nehmen.
In dem Prozess gegen Weinstein geht es um die Vorwürfe von zwei Frauen: Der heute 67-Jährige soll eine von ihnen 2006 zum Oralsex gezwungen und die andere 2013 vergewaltigt haben. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. Weinstein hatte immer wieder gesagt, die sexuellen Kontakte seien einvernehmlich erfolgt.
Erwartet wird ein harter Kampf zwischen Anklage und Verteidigung um die Glaubwürdigkeit der Zeuginnen – am Ende entscheiden die zwölf Geschworenen über Schuld oder Unschuld. Die Verteidigung wird anscheinend darauf beruhen, dass Weinsteins Sex mit den Frauen einvernehmlich war, weil diese sich davon einen Karriereschub versprachen. Rotunno hatte zuletzt die aufgeheizte Stimmung vor dem Gericht und eine angebliche Vorverurteilung ihres Mandanten beklagt.
In dem aufsehenerregenden Prozess waren in den ersten Wochen zwölf Geschworene und drei Ersatzjuroren aus einem Pool von ursprünglich mehr als 600 Personen ausgewählt worden. Ein grosser Anteil war ausgeschieden, weil sich viele potenzielle Geschworene für befangen erklärten. Staatsanwältin Illuzzi-Orbon unterdessen warf der Verteidigung bei der Auswahl der Geschworenen vor, systematisch jüngere weisse Frauen ausschliessen zu wollen.
Seit 2017 hatten insgesamt mehr als 80 Frauen Weinstein sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Ihre Anschuldigungen hatten die globale MeToo-Bewegung ausgelöst. Überall auf der Welt erkannten Frauen und auch einige Männer ihre eigenen Geschichten in denen der mutmasslichen Weinstein-Opfer wieder und begannen, sie unter dem Schlagwort «Me too» («Ich auch») zu sammeln. Ihr Einfluss reichte in viele Gesellschaften und stiess auch in der Schweiz Diskussionen über sexualisierte Gewalt und männlichen Machtmissbrauch an.
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