Rücktritt Berner Imam übernimmt Verantwortung für Zwangsehen

SDA, smi

5.1.2023 - 11:13

Mustafa Memeti tritt als Imam des Muslimischen Vereins Bern auf Ende April zurück. (Archivbild)
Mustafa Memeti tritt als Imam des Muslimischen Vereins Bern auf Ende April zurück. (Archivbild)
Keystone

Der Imam des Muslimischen Vereins Bern und der Trägerschaft der Moschee im Haus der Religionen, Mustafa Memeti, hat per Ende April seinen Rücktritt erklärt.

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«Zwangsehen sind ein abscheuliches und grosses Verbrechen. Mich machen diese Ereignisse deshalb fassungslos», schreibt Mustafa Memeti auf der Website des Islamischen Vereins Bern. Er ist Imam, also Oberhaupt des Vereins. 

Er habe erfahren müssen, dass im Haus der Religionen in Bern Zwangsverheiratungen stattgefunden hätten, schreibt er weiter. Grund dafür seien organisatorische Mängel. Für diese übernehme er die Verantwortung und trete per Ende April zurück. 

Mitte November 2022 hat das Schweizer Radio und Fernsehen SRF publik genacht, dass im Haus der Religionen in Bern Zwangsehen geschlossen worden waren. Dabei habe der Imam nicht in allen Fällen geprüft, ob die Grundlagen für eine religiöse Eheschliessung erfüllt seien. Sie verletzten das Primat der Zivilehe, also einer vorausgehenden Zivilehe vor einer religiösen Trauung.

Memeti will modernen, schweizerischen Islam

Memeti betont in seinem Schreiben, es sei ihm wichtig, dass diese Fälle publik geworden seien. «Seit über 30 Jahren setze ich mich schon als Imam für eine moderne und innovative Lesung der islamischen Texte und für einen schweizerischen Islam ein.»

Wer diese Trauungen im Haus der Religionen durchgeführt hatte, ist nicht bekannt. Deshalb hat das Haus der Religionen juristische Schritte eingeleitet und Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Die Moschee im Haus der Religionen soll ein Ort sein, an welchem die Öffentlichkeit hinschauen kann und muss, so Memeti weiter. Diese öffentliche Verantwortung sei nötig, damit sich der schweizerische Islam etablieren könne und sich nicht in «Parallelwelten» zurückziehe.

Zwangsehen nicht der einzige Grund

Eine grosse Anzahl an weiteren Faktoren hätten ihn zum Rücktritt bewogen, sagte Memeti der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Nachfrage. Sein Alter, er ist 62-jährig, und seine jahrzehntelange Arbeit als Imam seien zwei davon. Dazu komme die grosse Arbeitslast innerhalb des muslimischen Vereins und im Haus der Religionen.

Seinen Rücktritt wird er am Samstag den Mitgliedern des Muslimischen Vereins an deren Versammlung formell bekanntgeben.