Schweiz – Lettland Cassis empfängt lettischen Präsidenten Levits in Lugano

evpf, sda

11.4.2022 - 11:23

Bundespräsident Ignazio Cassis empfängt den lettischen Präsidenten Egils Levits in Lugano.
Bundespräsident Ignazio Cassis empfängt den lettischen Präsidenten Egils Levits in Lugano.
Keystone

Die Schweiz sei Lettland auch ohne EU- und Nato-Mitgliedschaft in vielem ähnlich: Das betonte der lettische Präsident Egils Levits bei seinem Treffen mit Bundespräsident Ignazio Cassis am Montag in Lugano. Hauptthema der Gespräche war der Krieg in der Ukraine.

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Lettland und die Schweiz hätten dieselbe Auffassung, was gut und richtig sei in der Welt, fuhr Levits fort. Die bilateralen Beziehungen der beiden Länder seien «exzellent».

Die aktuelle Situation verlange nach einer neuen Sicherheitsarchitektur in Europa, erklärte Levits im Ratshaus von Lugano. Diese müsse auf den Gemeinsamkeiten der demokratischen Staaten basieren. Es sei zentral, dass das Völkerrecht nicht zugrunde gehe ob der russischen Aggression in der Ukraine. «Wir können nicht zulassen, dass in Europa ein Gebiet dominiert, das im autokratischen System des 19. Jahrhunderts verhaftet ist.»

Der Krieg in der Ukraine verlange Solidarität, fuhr Levits fort. Alle müssten die EU-Sanktionen mittragen. Als Nato-Mitglied sei Lettland zudem verpflichtet, die Ukraine militärisch zu unterstützen, was das Land mit rund 0,8 Prozent des Bruttosozialprodukts auch getan habe.

«Solange in Russland dieses Regime herrscht, müssen wir entsprechende Antworten darauf finden», hielt Levits fest. Unter anderem dürften keine «Prinzipien des 19. Jahrhunderts» anerkannt werden.

Kein «zweiter Donbass»

Auch Bundespräsident Cassis betonte in seiner Rede die Wichtigkeit einer neuen Sicherheitsarchitektur. Alle anderen Themen würden in naher Zukunft zweite Priorität haben, zeigte sich der Aussenminister überzeugt: «Was jetzt passiert, wird uns noch Jahre oder Jahrzehnte beschäftigen.»

Seine Generation hätte sich nicht vorstellen können, dass ein solcher Krieg möglich sei, fuhr Cassis fort. Er teile Levits Aussage, dass die russischen Denkmuster nicht dem 21. Jahrhundert entsprächen. Der Bundesrat werde sich in den nächsten Tagen mit dem fünften Paket der EU-Sanktionen auseinandersetzen.

Auf die Frage eines Journalisten, ob sich die Menschen in Lettland vor einem möglichen russischen Angriff fürchteten, sagte Levits: «Wir haben genau so viel und genau so wenig Angst bezüglich Russland wie die anderen europäischen Staaten.»

Auch glaube er nicht, dass die baltischen Staaten Gefahr liefen, zu einem «zweiten Donbass» zu werden. Lediglich eine «kleine Minderheit in der Minderheit» stehe in Widerspruch zum sonst verbreiteten Weltbild im Baltikum, hielt Levits fest. «Wir sehen Russland realistisch und haben Russland schon immer realistisch gesehen.»

Geschichte als Band

Levits, der in den 1990er Jahren Botschafter in der Schweiz war kam auch auf die Kandidatur der Schweiz für einen nichtständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat zu sprechen. Letzterer könnte viel von den langjährigen Erfahrungen eines «kleinen neutralen Landes» profitieren, zeigte sich der lettische Präsident überzeugt.

Cassis betonte seinerseits die Symbolkraft seiner Heimatstadt Lugano für die lettisch-schweizerische Freundschaft: Hierher waren Anfang des 20. Jahrhunderts die lettischen Dichter Rainis und Aspazija ins Exil geflohen. Im Stadtarchiv in Castagnola ist ihnen ein kleines Museum gewidmet.

«Geschichte ist ein gutes Mittel, um Menschen zu verbinden», resümierte Cassis. Die Geschichte der lettischen Dichter, die von 1906 bis 1920 am Luganersee lebten, zeige die historische Dimension der lettisch-schweizerischen Verbindung.