Corona killt den Karneval – jedenfalls weitgehend. Klassische Sitzungen soll es in der kommenden Saison ebenso wenig geben wie klassische Rosenmontagszüge. Der närrische Frohsinn soll sich im ganz kleinen Kreis abspielen.
Schon lange vor Aschermittwoch ist alles vorbei: Der Sitzungs- und Strassenkarneval in Nordrhein-Westfalen fällt in der Saison 2020/21 weitgehend aus.
Klassische Karnevalssitzungen soll es nach dem Willen der Landesregierung und der grossen Karnevalsvereine ebenso wenig geben wie Karnevalszüge in bekannter Form.
In Zeiten der Pandemie müssten drastische Einschränkungen gemacht werden, verkündeten Staatssekretär Nathanael Liminski und der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn, am Freitag nach einem Gespräch in der Düsseldorfer Staatskanzlei. «Ein Karneval, so wie wir ihn kennen, wird in Zeiten der Pandemie nicht möglich sein», sagte Liminski. Kuckelkorn erklärte, die Karnevalschefs von Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen hätten die Landesregierung «um ein klares Signal zur Absage des Sitzungskarnevals gebeten». Und: «Ich bin sehr glücklich, dass wir dieses Signal heute erhalten haben.»
«Grosse Menschenansammlungen, schunkeln, singen und Bützchen verteilen, in grosser Ausgelassenheit und oft auch mit Alkoholkonsum – all das ist in der Pandemie so nicht denkbar», betonte Liminski. Für den Karneval gelte der gleiche Rechtsrahmen wie für alle anderen, es könne da keine Ausnahmen geben. An neuralgischen Punkten solle es zur Sessionseröffnung am 11.11. und an den tollen Tagen sogar Alkohol- und Versammlungsverbote geben.
Möglich soll dagegen sein, was klein und kreativ ist und zugleich den Corona-Regeln entspricht. «Karnevalistische Kulturveranstaltungen, bei denen etwa ein gewisses Bühnenprogramm geboten wird oder gar ein Konzert, und die die Regeln und Abstand- und Hygienekonzepte einhalten, sind natürlich möglich», sagte Liminski. Eine Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval erläuterte, darunter müsse man sich Veranstaltungen mit etwa 100 bis 150 Teilnehmern vorstellen. Vieles davon werde wohl auch nur intern in den Vereinen stattfinden und nicht öffentlich sein. Kuckelkorn hatte schon vorher gesagt, der Karneval müsse jetzt zu seinen Ursprüngen zurückfinden und sich an der Basis im Kleinen und Kreativen neu bewähren. Besuche der «Tollitäten» bei Veranstaltungen oder Einrichtungen sollen erlaubt bleiben. Viele dieser Besuche haben sozialen Charakter, etwa wenn das Kölner Dreigestirn kranke Kinder besucht.
Was die Karnevalszüge betrifft, so sagte die Festkomitee-Sprecherin, der Kölner Rosenmontagszug «so wie man ihn kennt» sei abgesagt. «Den typischen Kölner Rosenmontagszug wird es nicht geben.» Es werde sicher über Alternativen für den wichtigsten der tollen Tage nachgedacht werden, aber was das eventuell sein könne, wisse derzeit noch niemand. Für Düsseldorf sagte Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsführer des Comitees Düsseldorfer Carneval: «Man muss schwer davon ausgehen, dass der Rosenmontagszug definitiv nicht stattfinden wird. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.»
Die Landesregierung will das Karnevalsbrauchtum finanziell unterstützen. An wen das Geld genau gehen soll und zu welchen Bedingungen, führte Liminski nicht aus. Die weitgehende Absage des Karnevals bedeutet für die närrischen Hochburgen massive wirtschaftliche Einbussen. Einer 2019 veröffentlichten Studie zufolge liegt der geschätzte karnevalsbedingte Umsatz allein in Köln bei etwa 631 Millionen Euro. Nach der Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) sind in Köln rund 6500 Arbeitsplätze vom Karneval abhängig. Vor allem das Gastgewerbe profitiert von den Narren.
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