NewsGhislaine Maxwell – Wer ist die Ex-Partnerin von Epstein?
dpa
13.7.2020 - 10:33
Rund ein Jahr nach dem Tod des wegen Sexualverbrechen angeklagten US-Geschäftsmanns Jeffrey Epstein nahm das FBI seine Ex-Partnerin fest. Jetzt steht der nächste Gerichtstermin an. Wer ist Ghislaine Maxwell – und was wird ihr vorgeworfen?
Paris? London? Los Angeles? Seit der US-Unternehmer Jeffrey Epstein im vergangenen Sommer wegen Sexualverbrechen angeklagt wurde und sich kurz darauf im Gefängnis das Leben nahm, brodelten die Gerüchte über mögliche Aufenthaltsorte seiner Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell.
Zahlreiche Frauen, die Epstein Sexualverbrechen vorwarfen, beschuldigten Maxwell als Mittäterin. Aber die 58-Jährige blieb weitestgehend stumm und liess sich in der Öffentlichkeit nicht blicken. Damit ist es jetzt vorbei.
Anfang Juli wurde ihr Aufenthaltsort von der New Yorker Staatsanwaltschaft und dem FBI offenbart – und sorgte für eine Riesen-Überraschung: Maxwell sei im Örtchen Bradford im nordöstlichen US-Bundesstaat New Hampshire festgenommen worden, teilten die Behörden mit. Am Ende einer Sackgasse mitten in der Natur soll die 58-Jährige Medienberichten zufolge im Dezember für eine Million Dollar in bar (etwa 880.000 Euro) und geschützt durch eine Tarnfirma das Anwesen «Tuckedaway» (auf Deutsch etwa: Versteckt) gekauft haben – mit vier Schlafzimmern, vier Badezimmern und einem grossen Grundstück. Ein «wunderschönes Anwesen», wie selbst der stellvertretende New Yorker FBI-Chef William Sweeney sagte.
Seit der Festnahme aber muss Maxwell mit einer Gefängniszelle vorliebnehmen, zunächst in New Hampshire, inzwischen in New York. Am Dienstag (14. Juli) steht der nächste Gerichtstermin für sie an, dann soll ihr in New York offiziell die Anklage vorgelesen und über eine mögliche Freilassung auf Kaution entschieden werden. Maxwell werden sechs Anklagepunkte vorgeworfen, darunter Verführung Minderjähriger zu illegalen Sexhandlungen und Meineid. Auf die Anklagepunkte stehen jeweils Höchststrafen von fünf bis zehn Jahren im Gefängnis. Wann ein Prozess beginnen könnte, war vorerst nicht klar.
Die Anklagepunkte beziehen sich laut Staatsanwaltschaft auf die Jahre 1994 bis 1997. Der Missbrauch von Frauen und Mädchen, von denen eines nur 14 Jahre alt gewesen sein soll, habe hauptsächlich in Epsteins Anwesen in New York, Palm Beach und Santa Fe sowie in Maxwells Wohnsitz in London stattgefunden. Maxwell gehörte laut Staatsanwaltschaft zu Epsteins «engsten Verbündeten» und spielte eine «entscheidende Rolle» bei seinen Machenschaften. Der einschlägig vorbestrafte Geschäftsmann soll Dutzende Minderjährige missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben.
Ihre Anwälte versuchen nun, Maxwell von Epstein zu distanzieren. Die beiden hätten vor seinem Tod mehr als zehn Jahre lang keinen Kontakt mehr gehabt, teilten sie in einem an das Gericht adressierten Dokument mit, wie die «New York Times» berichtete. «Ghislaine Maxwell ist nicht Jeffrey Epstein.» Maxwell habe die Vorwürfe gegen sie immer zurückgewiesen. Sie habe auch nicht deswegen so zurückgezogen gelebt in den vergangenen Monaten, um der Strafverfolgung zu entgehen, sondern der «unerbittlichen und aufdringlichen Medienberichterstattung». Sie baten darum, Maxwell gegen eine Kaution von fünf Millionen Dollar freizulassen, weil sie kein Fluchtrisiko darstelle.
Maxwell hatte Epstein in den USA kennengelernt, aber eigentlich kommt sie aus Grossbritannien. Sie ist das neunte Kind des Medienzaren Robert Maxwell und der französischstämmigen Holocaust-Forscherin Elisabeth Meynard. Der Vater soll sein Nesthäkchen vergöttert haben und benannte sogar eine Jacht nach ihr. Von der «Lady Ghislaine» verschwand der fast 130 Kilogramm schwere Patriarch plötzlich 1991 vor den Kanaren und wurde später tot im Meer treibend gefunden. War es ein Unfall, Herzinfarkt – oder ein Suizid?
Nach seinem Tod wurde bekannt: Robert Maxwell hatte viel Geld aus der Pensionskasse seiner Verlage gestohlen, um einen Bankrott seines Imperiums abzuwenden. War er verzweifelt? Die Witwe war überzeugt: «Er war ein grosser Kämpfer. Suizid hätte seinem Charakter nicht entsprochen.» Tochter Ghislaine hatte damals ihre eigene Theorie: Ihr Vater sei ermordet worden. Beweise dafür hatte sie allerdings nicht.
Geboren in Frankreich und aufgewachsen in der Nähe des englischen Oxford, siedelte Ghislaine nach dem Tod ihres Vaters in die USA über. In New York arbeitete sie für ein Wohnungsunternehmen und lernte auf einer Party den Investmentbanker Epstein kennen. Anfangs waren sie für einige Jahre ein Liebespaar, später sprach er von seiner «besten Freundin». Er vermögend, sie hatte Kontakte bis hin zum Königshaus – nach Einschätzung britischer Medien eine Win-win-Situation.
Maxwell machte Epstein auch mit Prinz Andrew bekannt, der wegen seiner Flirts von der britischen Presse früher als «Randy Andy» (etwa: geiler Andy) verspottet wurde. Dem Herzog von York – so sein offizieller Titel – wird vorgeworfen, auch in den Missbrauchsskandal um den US-Geschäftsmann verwickelt zu sein. Eine Frau behauptet, dass er sie als Minderjährige missbraucht habe. Mit einem BBC-Interview wollte der 60-Jährige sich zur Wehr setzen – und redete sich um Kopf und Kragen. Als Konsequenz gab er vorerst seine royalen Pflichten auf und lässt sich seitdem kaum noch in der Öffentlichkeit blicken.
Andrew will von den Machenschaften seines Freundes Epstein, den er mehrmals auf seinen Anwesen besuchte, nichts mitbekommen haben. Mit den US-Ermittlern liegt der Prinz inzwischen im Clinch. Sie möchten ihn vernehmen – als Zeugen und nicht als Angeklagten. Doch sie werfen ihm vor, nicht zu kooperieren. Andrews Anwaltsteam zeigte sich britischen Medien zufolge «verblüfft, angesichts dessen, dass wir zwei Mal mit der US-Justiz im vergangenen Monat kommuniziert haben».
20-Milliarden-Franken-Projekt: Saudis bauen 176 U-Bahn-Kilometer – in 10 Jahren
Spezielle Waggons für Frauen und Luxusfeeling: Seit Anfang Dezember hat die saudische Hauptstadt Riad eine U-Bahn. Vom Spatenstich 2014 bis zur Eröffnung vergingen gerade einmal 10 Jahre. Nicht der einzige Superlativ.
13.12.2024
So gross wie ein SUV: Nasa präsentiert neuen Mars-Multikopter
Im Januar crashte der Erkundungs-Multikopter der Nasa beim Anflug auf die Marsoberfläche. Nun zeigt die Weltraumbehörde das Nachfolgemodell: Es könnte die Zukunft der Erforschung des Mars darstellen.
13.12.2024
Halsbrecherisch im Lauterbrunnental: Franzose segelt auf Karton 400 Meter in den Abgrund
Der französische Extremsportler Antony Newton ersetzt den Wingsuit durch ein Stück Karton. So stürzt er sich im Lauterbrunnental in die Tiefe und erntet dafür Kritik.
12.12.2024
20-Milliarden-Franken-Projekt: Saudis bauen 176 U-Bahn-Kilometer – in 10 Jahren
So gross wie ein SUV: Nasa präsentiert neuen Mars-Multikopter
Halsbrecherisch im Lauterbrunnental: Franzose segelt auf Karton 400 Meter in den Abgrund