Neue BAG-Empfehlung Das müssen Schwangere zur Corona-Impfung jetzt wissen

Von Julia Käser

21.4.2021

Das BAG stuft eine Impfung für schwangere Frauen, die einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind, neu unter Umständen als sinnvoll ein. 
Das BAG stuft eine Impfung für schwangere Frauen, die einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind, neu unter Umständen als sinnvoll ein. 
Bild: Keystone

Obwohl sie zur Corona-Risikogruppe zählen, wurde Schwangeren anfangs von einer Impfung abgeraten. Nun hat das BAG die Empfehlung geändert: die wichtigsten Fragen und Antworten in der Übersicht. 

Von Julia Käser

21.4.2021

Die Verunsicherung und die Angst vor einer Corona-Infektion sind gross. Die junge Frau* befindet sich im dritten Trimester ihrer Schwangerschaft, Sie hat täglich viele Kontakte, Homeoffice ist in ihrem Job keine Option. Dennoch: Eine Covid-Impfung kommt nicht infrage. Sie sorgt sich um das Ungeborene. Welche Folgen könnte die Impfung für ihr Kind haben? 

Auch ihre Frauenärztin hat der jungen Frau bislang vehement davon abgeraten, sich impfen zu lassen. Genau das könnte sich jetzt ändern, denn das BAG hat die Impfempfehlung für Schwangere angepasst. Ein Überblick. 

Ich bin schwanger: Kann ich mich impfen lassen?

Generell wird schwangeren Frauen die Covid-Impfung nicht empfohlen. Unter anderem deshalb, weil in der Schweiz erst sehr wenige Schwangere geimpft wurden und dementsprechend wichtige Erfahrungswerte fehlen. Letzte Woche hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) seine Impfempfehlung aber angepasst. Neu gilt: Frauen mit chronischen Erkrankungen und jene, die einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, können sich impfen lassen.

Welche Frauen sind von der Änderung betroffen?

Einerseits die Schwangeren, die in ihrem (Berufs-)Alltag mit einer erhöhten Ansteckungsgefahr konfrontiert sind. Speziell hebt das BAG das Gesundheitspersonal hervor. Aber auch Frauen, die in einer sozialen Einrichtung arbeiten oder Lehrerinnen sind dem Virus vermehrt ausgesetzt. Andererseits sind Frauen betroffen, die chronisch krank sind. Schwangere mit höchstem Risiko wie Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht können sich bereits seit Ende Januar impfen lassen. Nun kommen sämtliche chronischen Erkrankungen hinzu. 

Was muss ich beachten, wenn ich mich als Schwangere impfen lassen will? 

Die mRNA-Impfung sollte im 2. oder 3. Trimester der Schwangerschaft durchgeführt werden. Die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) empfiehlt im Vorfeld eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung bei einer Fachärztin oder einem Facharzt. Hat man sich für die Impfung entschieden, erhält man vom Gynäkologen eine schriftliche Verordnung. Damit kann man sich bei einem Impfzentrum registrieren, um einen Termin zu erhalten. 

Werden Schwangere im Ausland geimpft? 

In den USA sind bereits knapp 100'000 schwangere Frauen gegen das Coronavirus geimpft worden. Neu wird Schwangeren auch in Grossbritannien eine Impfung mit Moderna oder Biontech/Pfizer empfohlen. Sie sollen sich entsprechend ihres Alters und allfälligen Vorerkrankungen wie die restliche Bevölkerung impfen lassen. Israel rät Schwangeren ebenfalls, sich impfen zu lassen. In den meisten Ländern gilt jedoch keine generelle Impfempfehlung für Schwangere. 

Was spricht für eine Impfung Schwangerer?

Lange hiess es, Schwangere hätten kein erhöhtes Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Diese Ansicht hat sich nun geändert. Mittlerweile zählt das BAG sie zu den besonders gefährdeten Personen. Bei Schwangeren kommt es häufiger zu schweren Verläufen als bei gleichaltrigen Frauen, die nicht schwanger sind. Das gilt insbesondere für Schwangere mit Vorerkrankungen. Auch Frühgeburten kommen häufiger vor, wenn sich eine Schwangere mit Corona infiziert. Dennoch muss man festhalten: Die grosse Mehrheit der Frauen übersteht die Infektion auch in der Schwangerschaft gut. 

Wieso ist das Coronavirus für Schwangere gefährlich?

Gemäss einer kanadischen Studie greifen die Coronaviren das Gefässsystem des Körpers an. Das begünstigt die Entstehung einer Schwangerschaftsvergiftung, die für Mutter und Kind gefährlich ist. Ausserdem verändert sich das Immunsystem in der Schwangerschaft. 

Was spricht gegen eine Impfung? 

Entscheidend ist, dass man hierzulande kaum Daten – geschweige denn klinische Studien – zur Impfung in der Schwangerschaft hat. Zwar zeigen die Erfahrungswerte aus den USA, dass keine unerwarteten unerwünschten Nebenwirkungen auftreten, aber auch hier fehlen klinische Studien. Sobald diese vorliegen und positive Ergebnisse liefern, steht einer generellen Impfempfehlung für Schwangere laut Gynäkologe Daniel Surbek vom Berner Inselspital nichts mehr im Weg, wie er zu SRF sagt. 

Soll ich mich bei einem Kinderwunsch gegen Corona impfen lassen?

Frauen mit Kinderwunsch können sich wie der Rest der Bevölkerung impfen lassen – sobald die Impfgruppe, der sie angehören, an der Reihe ist. Dass die mRNA-Impfungen sich negativ auf die Fruchtbarkeit von Frau und Mann auswirken, bezeichnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Gerücht, das sich teils jedoch hartnäckig hält. Aktuell gibt es keinerlei empirische Hinweise darauf, dass die Corona-Impfung die Fruchtbarkeit beeinflusst. 

*Name der Redaktion bekannt