Trump-Frust im Swing State In Pennsylvania wird das Harris-Trump-Duell zum Augenöffner

Von Mike Catalini, AP/tpfi

13.9.2024 - 19:53

Auch dieses Jahr sind die Swing States  entscheidend für die US-Präsidentschaftswahl. 
Auch dieses Jahr sind die Swing States entscheidend für die US-Präsidentschaftswahl. 
Archivbild: John Locher/AP

Auch bei der Präsidentschaftswahl 2024 dürften sogenannte Swing States wieder massgeblich dafür sein, wer künftig die USA regiert. In Pennsylvania berichten Wähler, was das Fernsehduell zwischen Harris und Trump mit ihnen gemacht hat.

DPA, Von Mike Catalini, AP/tpfi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Bei der US-Wahl 2024 werden einige wenige Bundesstaaten zum Zünglein an der Waage.
  • In Pennsylvania berichten Wähler, was das Fernsehduell zwischen Harris und Trump mit ihnen gemacht hat.
  • Eingefleischte Trump-Anhänger halten dem Ex-Präsidenten die Treue.
  • Doch es gibt auch einige Wähler*innen, die nach dem TV-Duell von Trump zu Harris umgeschwenkt sind.

Das Fernsehduell zwischen dem Republikaner Donald Trump und der Demokratin Kamala Harris gab der ihr Leben lang überzeugten Republikanerin Rosie Torres den Rest. Ihre Loyalität gegenüber dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten, bereits durch dessen Haltung zu Abtreibungen belastet, sei durch die augenöffnende Debatte zerstört worden, sagte sie.

Es sei an der Zeit, die Interessen des Landes über die Partei zu stellen, erklärte die 60-Jährige am Mittwoch in Bristol, einem Vorort von Philadelphia. Frustriert von Trump sei sie bereits gewesen, als ein Mitarbeiter des 78-Jährigen einen Vertreter des Nationalfriedhofs Arlington beiseite stiess, der Einspruch erhob, als Trumps Wahlkampfteam eifrig Bilder beim Besuch von Soldatengräbern machte, obwohl die Friedhofsverwaltung parteipolitische Aktivitäten auf dem Gelände verbietet.

«Ich war immer noch gewillt, für Trump zu stimmen», sagte Torres. Doch was Trump auf dem Veteranenfriedhof getan habe, sei respektlos gewesen. «Ich habe das Gefühl, dass unser Land nicht respektiert wird.»

Einige Wähler*innen noch unentschlossen

Im Bezirk Bucks County, einem wichtigen Gebiet in dem zwischen Demokraten und Republikanern besonders umkämpften Bundesstaat Pennsylvania, zermartern sich Menschen nach dem Fernsehduell der Präsidentschaftskandidaten die Köpfe darüber, was im November zu tun ist. An vielen anderen Orten in den USA haben Wähler ihre Entscheidung bereits getroffen, doch in dem Swing State sind noch viele unentschlossen.

Da gibt es etwa Mary Nolan, 70 Jahre alt, aus Bensalem. Seit 50 Jahren ist sie als Republikanerin registriert. Im Jahr 2016 stimmte sie für Hillary Clinton, 2020 für Trump. Das TV-Duell hat ihr die Entscheidung in diesem Jahr nicht leichter gemacht: Harris hat sie sowohl beeindruckt als auch frustriert.

Familie, Heimat, Moral

Vor dem Rückzug der Präsidentschaftskandidatur von Amtsinhaber Joe Biden sei sie mit der Auswahl zwischen ihm und Trump nicht glücklich gewesen. Und sie sei noch immer nicht sicher, dass es jetzt besser sei. Sie wolle noch mehr von Kamala Harris erfahren. Sie und ihr Ehemann, der als Demokrat registriert ist, hätten unterschiedliche Parteipräferenzen angegeben, um bei Vorwahlen beider Parteien als Familie mitreden zu können. Am wichtigsten seien ihr die Themen Einwanderung, Wirtschaft und das von Biden unterschriebene Infrastrukturgesetz.

An Harris schätze sie, dass sie eine Präsidentin für alle Amerikaner sein wolle. «Ich denke nicht, dass unsere Politiker das oft sagen.» Ihre Wahlentscheidung will Nolan voraussichtlich bis Ende Oktober treffen, also kurz vor der Wahl. In der Zwischenzeit sammelt sie emsig Informationen. Ihre politische Ideologie? «Ich denke, dass sich die Welt schnell wandelt. Und ich habe immer noch meine Werte von 1960»: Familie, Heimat, Moral. Wer ein klares Angebot mache, wie er das Leben in den USA verbessern will, der habe ihre Stimme sicher.

Harris habe eine gute Debatte geführt, aber einige Dinge ausgelassen. «Mir gefiel nicht, dass sie Fragen vermieden hat. Sie hat darum herum geredet, als ihr direkte Fragen zu Abtreibungen gestellt wurden.» Antworten auf die Frage, warum sie ihre dreieinhalb Jahre als Vizepräsidentin nicht genutzt habe, um Dinge durchzubringen, die sie jetzt als wichtig einstufe, sei Harris weitgehend schuldig geblieben. Dennoch habe Harris einen guten Eindruck hinterlassen – im Gegensatz zu Trump. Sie halte dessen Politik für gut, wünsche sich aber einen stabileren, würdevolleren Präsidenten, «der nicht brüllt und schreit und Leute beschimpft».

Schwachsinnig: Trumps Haustier-Aussage

Terry Culleton, ein 68-Jähriger Englischlehrer im Ruhestand aus der Stadt Langhorne, sagt, seine Haltung zu Arbeit, Bürgerrechten und Menschenrechten habe ihn zu einem Demokraten gemacht. Harris habe sich gut verkauft und ihre Pläne gut vermittelt, sagte er. Was ihn verblüfft habe, seien Trumps falsche Aussagen über Migranten in Ohio gewesen, die sich angeblich von Haustieren ernährten. Das sei so schwachsinnig gewesen, dass er es nicht aus dem Kopf bekommen könne, dass jemand so etwas im Fernsehen sagt.

Die Debatte habe ihm das Gefühl gegeben, Geschichte in Echtzeit zu erleben. Es gehe um «Demokratie gegen etwas, das dem Totalitarismus nahe kommt». Es gehe um die Unterstützung demokratischer Regierungen im Gegensatz zu der Art von Regierung, die der russische Präsident Wladimir Putin zu exportieren versuche – mit der Trump, soweit er das einschätzen könne, kein Problem habe.

«Ich stimme definitiv für Trump»

Kelli Surline aus Langhorne beschreibt sich als politisch weitgehend desinteressiert – bis zu dem Zeitpunkt, als sie den Druck der höheren Preise zu spüren bekam. Das TV-Duell hat sie nicht angeschaut – unter anderem, weil ihre Entscheidung bereits feststeht. «Ich bin 28 Jahre alt und ich habe das Land noch nie so schlecht gesehen», sagte sie. «Ich stimme definitiv für Trump.» Sie berichtete davon, wie schwer es sei, ein gemeinsames Zuhause für sich, ihre kleine Tochter und ihren Verlobten, den 40-jährigen Geoffrey Trush zu finden. Das habe nicht geklappt. Sie lebe bei ihrer Mutter. Zu den hohen Lebenshaltungskosten sagte sie, jede Woche sei ein Kampf.

Der 86-jährige Ron Soto aus Levittown ist schon lange Trump-Anhänger. Der Lastwagenfahrer und Armeeveteran im Ruhestand wechselte in den 1990er Jahren von den Demokraten zu den Republikanern, als ihm klar wurde, dass er mit den Positionen von Bill und Hillary Clinton über Kreuz lag. Er habe die Fernsehdebatte zwischen Harris und Trump zusammen mit seinem Hund Sam verfolgt. Irreguläre Migration ist ein wichtiges Thema für Soto – und Harris hat ihn nicht überzeugt. «Das grösste Problem ist, dass ich sie nicht mag, und ich mag Joe Biden nicht», sagte er.

Er habe von 1955 bis 1963 in der Armee gedient. «Warum zum Teufel habe ich meinen Kopf hingehalten? Wozu? Damit sie es herschenken können? Die Demokraten können die Tore öffnen, die Schleusen, und der ganzen Welt sagen: «Ihr seid willkommen. Kommt herein."» Er fügte hinzu: «Diese Leute haben dieses Land ruiniert.»

Christine Desumma, 50 Jahre alt und eine frühere Trump-Unterstützerin, ist frustriert von beiden Parteien. Sie werde im November überhaupt nicht wählen, sagte sie. Besonders von sozialen Medien habe sie die Nase voll. Online-Debatten trieben einen Keil in ihre Familie, sagte sie. Sie wolle davon nichts mehr hören. Ihre Zuwendung gilt nun anderen Dingen. «Ich lerne Yoga», sagte sie. «Ich habe mich selbst zurück.»

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