Todesursachen 2020 weniger als 1000 Suizide – langjährige Tendenz sinkt

om, sda

3.10.2022 - 10:13

Die Suizidrate in der Schweiz sinkt: Plakat der Suizidpräventionskampagne "Takecare Me" des Berner Bündnisses gegen Depression im September 2021. (Archivbild)
Die Suizidrate in der Schweiz sinkt: Plakat der Suizidpräventionskampagne "Takecare Me" des Berner Bündnisses gegen Depression im September 2021. (Archivbild)
Keystone

Erstmals seit 1964 haben sich in der Schweiz 2020 weniger als 1000 Menschen das Leben genommen – trotz der Belastungen durch die Covid-19-Pandemie. Das BFS zählte insgesamt 972 Suizide. Einen leichten Anstieg gab es bei Frauen unter 25 Jahren.

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Das teilte das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag in einer Detailauswertung der Todesursachen 2020 mit. Obwohl die psychischen Belastungen in den Medien stark präsent waren, ergaben Studien des Bundesamts für Gesundheit, dass die psychische Gesundheit der Mehrheit der Bevölkerung im ersten Jahr der Coronavirus-Pandemie 2020 nicht beeinträchtigt war.

Mehr Suizide von Frauen unter 20

Bei jungen Menschen hingegen nahmen die Belastungen zu, was sich zum Beispiel an Hospitalisierungen junger Frauen wegen vermuteter Suizidversuche niederschlug. Bei den unter 25-jährigen Frauen stieg die Zahl der vollendeten Suizide von 25 im Vorjahr auf 33 Fälle 2020.

Frauen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren begingen in 16 Fällen Suizid, drei weniger als 2019 und fünf mehr als im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019. Beträchtlich war der Anstieg der Suizide von unter 20-jährige Frauen auf 17. Im Vorjahr hatte das BFS sechs Fälle registriert und im Zehnjahresschnitt waren es sieben.

Solche Schwankungen sind gemäss dem Bundesamt aufgrund der kleinen Fallzahlen zu beurteilen und für sich genommen nicht eindeutig zu interpretieren. Bei den unter 25-jährigen Männern blieb die Zahl der Suizide mit 58 gegenüber dem Vorjahr (56) praktisch stabil.

Zwei Drittel Männer

2020 begingen über alle Alterskategorien gesehen 696 Männer und 276 Frauen Suizid. Im Vergleich zu 2019 sind das gleich viele Frauen und 46 Männer weniger. Das Geschlechterverhältnis blieb wie in der Vergangenheit bei zwei zu eins. 70 Prozent der Suizide verübten Menschen über 45 Jahren, 7 bis 8 Prozent betrafen Personen unter 25 Jahren.

Während die Suizidzahl bei den Männern unter 25 Jahren stabil blieb, sank sie bei den älteren um 48 im Vergleich zu 2019 oder um 59 im Vergleich mit den Durchschnittswerten 2020 bis 2019.

Bei den Frauen stand dem Anstieg der Suizide jüngerer eine Abnahme bei den älteren um 8 Fälle im Vorjahresvergleich und ein Minus von 17 verglichen mit dem Durchschnitt von 2010 bis 2019 gegenüber.

Am wenigsten Suizide im Tessin

Für die regionale Entwicklung stützte sich das BFS auf die Fünf-Jahres-Durchschnitte 2010 bis 2014 sowie 2015 und 2019 und die Raten pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Gegenüber 2015 bis 2019 nahmen die Raten in allen Regionen ab. Verglichen mit 2010 bis 2014 sanken sie mit der Ausnahme von Zürich ebenfalls.

Waren die Raten in der Periode 2010 bis 2014 in der Genferseeregion am höchsten, nahm zwischen 2015 und 2019 sowie im Jahr 2020 Zürich den Spitzenplatz ein. Das Tessin weist über die Jahrzehnte die geringsten Suizidraten auf.

Zunahme der assistierten Suizide

Im Langzeitvergleich sinken die Suizidzahlen in der Schweiz. In der ersten Hälfte der 1980-er Jahre wiesen sie einen Höchststand von etwa 1600 Fällen jährlich auf. Diese Zahl sank unterdessen um 40 Prozent auf unter 1000 im Jahr 2020.

Die Suizidrate pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner ging um 60 Prozent von 24,9 auf 9,5 zurück. Die Rate berücksichtigt dem BSF zufolge das starke Wachstum der älteren Bevölkerungsgruppe mit höherem Suizidrisiko.

Im Gegensatz zur allgemeinen Entwicklung stieg die Zahl der assistierten Suizide von 1196 im Jahr 2019 auf 1251 im Jahr 2020, eine Zunahme um 4,6 Prozent. 88 Prozent der Sterbehilfefälle betrafen Menschen über 66 Jahren oder mit unheilbarer Krankheit, welche in absehbarer Zeit zu einem natürlichen Tod geführt hätte.