Deutschland 32-Jähriger soll islamistischen Anschlag mit Rizin geplant haben

SDA

8.1.2023 - 05:25

In Castrop-Rauxel ist es am Samstagabend zu einem Großeinsatz der Polizei und der Feuerwehr gekommen. Foto: Christoph Reichwein/dpa
In Castrop-Rauxel ist es am Samstagabend zu einem Großeinsatz der Polizei und der Feuerwehr gekommen. Foto: Christoph Reichwein/dpa
Keystone

Anti-Terror-Ermittler haben in Castrop-Rauxel im nördlichen Ruhrgebiet einen 32-Jährigen festgenommen, der einen islamistischen Anschlag vorbereitet haben soll. Der iranische Staatsangehörige sei verdächtig, sich für die Tat die Giftstoffe Cyanid und Rizin besorgt zu haben, teilten die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf, die Polizei Recklinghausen und die Polizei Münster am frühen Sonntagmorgen mit. Wie weit die Anschlagspläne fortgeschritten waren und ob es schon ein konkretes Anschlagsziel gab, blieb zunächst unklar.

Das hochgiftige Rizin wird laut dem Robert Koch-Institut in der Kriegswaffenliste unter «Biologische Waffen» aufgeführt. Cyanid ist ebenfalls hochgiftig, bereits kleinste Mengen wirken bei Menschen tödlich.

In der Nacht zum Sonntag schlugen die Fahnder gegen Mitternacht zu. Auf richterliche Anordnung seien die Wohnräume des 32-Jährigen in Castrop-Rauxel durchsucht worden, teilten die Ermittler mit. Der Einsatzort wurde weiträumig abgesperrt. Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte waren mit einem Grossaufgebot vor Ort. Zahlreiche Einsatzkräfte trugen Schutzanzüge. Beweismittel wurden in blauen Fässern zu einer Dekontaminationsstelle gebracht, die bei der Feuerwehr eingerichtet war, wie ein dpa-Reporter berichtete.

«Der Beschuldigte ist verdächtig, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben», teilten die Ermittler mit. «Die Durchsuchung dient der Auffindung entsprechender Giftstoffe und anderer Beweismittel.» Der 32-Jährige und eine weitere Person seien in Gewahrsam genommen worden. Die Männer wurden in Unterhose und mit nur notdürftig übergeworfener Jacke über die Strasse in ein Einsatzfahrzeug geführt, wie Augenzeugen berichteten. Keiner der beiden habe Widerstand geleistet.

«Beweismittel wurden sichergestellt und werden ausgewertet», schrieben die Ermittlungsbehörden. Ob der 32-Jährige einem Haftrichter vorgeführt werde, sei noch nicht entschieden. Das Verfahren wird bei der Zentralstelle Terrorismusverfolgung Nordrhein-Westfalen bei der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf geführt.

Nach Informationen der «Bild» ermittelt das Bundeskriminalamt seit mehreren Tagen gegen den Iraner. Ein «befreundeter Geheimdienst» solle die deutschen Sicherheitsbehörden über die Anschlagsgefahr mit einer chemischen Bombe gewarnt haben.

Wie gefährlich Rizin ist, haben Ermittlungen vor vier Jahren in Köln gezeigt: In einem 15-stöckigen Gebäude in der Hochhaussiedlung Chorweiler hatten ein Tunesier und seine deutsche Frau die Chemikalie hergestellt und Testexplosionen ausgelöst. Ein ausländischer Geheimdienst schöpfte wegen der Online-Käufe grosser Mengen Rizinus-Samen Verdacht und gab einen Tipp. Beide wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Ein Gutachten ergab: Rein rechnerisch hätten durch die Giftmenge 13 500 Menschen sterben können. Bei der geplanten Verbreitung durch eine mit Stahlkugeln gespickten Streubombe wären es etwa 200 Tote gewesen.