Bei einem verheerenden Luftangriff auf einen Schulbus im Jemen sind nach Darstellung der schiitischen Huthi-Rebellen mindestens 47 Menschen getötet worden, die meisten davon Kinder und Teenager. Bei dem Massaker wurden am Donnerstag zudem 77 weitere Menschen verletzt
Das sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Jussef al-Hadri, der Nachrichtenagentur DPA. Das Ministerium, das von Huthi-Rebellen geführt wird, macht das von Saudi-Arabien geführte Militärbündnis für den Angriff nördlich der Hauptstadt Sanaa verantwortlich.
Das Bündnis hat die Lufthoheit über dem Bürgerkriegsland und in der Vergangenheit bereits Hochzeiten und Trauerfeiern angegriffen. Das Militärbündnis räumte ein, in der Region Angriffe geflogen zu haben und sprach von einer Vergeltungsaktion gegen örtliche Huthi-Rebellen.
Seit mehr als drei Jahren bombardiert es Stellungen der Huthi-Rebellen als Verbündeter der international anerkannten Regierung des Jemens und tötete dabei Tausende Menschen, darunter viele Zivilisten.
Einer der schwersten Angriffe
Seit der Eskalation des Konfliktes 2015 sind insgesamt über 10'000 Menschen getötet worden, darunter Tausende Zivilisten. Der Angriff am Donnerstag ist einer der schwersten auf unbeteiligte Menschen in dem Bürgerkrieg.
Anwohner berichteten der dpa, der Bus habe Kinder in eine Sommerschule nahe dem Ort Dahjan fahren sollen, als er getroffen worden sei. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes sprach in einem Tweet von Dutzenden Toten sowie Verletzten, die in einem Spital behandelt würden.
Bilder, die im Internet kursierten, zeigten verkohlte und verstümmelten Kinderleichen in einem Spital, teilweise noch an einen Tropf angeschlossen. Auf Videos waren herzzerreissende Schreie von Verletzten zu hören. Blutüberströmt und mit Staub in den Haaren wurde ein kleiner Junge auf eine Liege gehoben. Die Bilder konnte dpa zunächst nicht auf Echtheit überprüfen.
Der Sprecher des von Saudi-Arabien geführten Bündnisses, Turki al-Malki, gab Luftangriffe in der Provinz Saada am Donnerstag zu. Die Bombardements hätten den Huthi-Rebellen in der Region gegolten - als Vergeltungsaktion für einen Raketenangriff dieser in der Nacht zuvor. Die Angriffe des Bündnisses stünden dabei im Einklang mit internationalem und humanitärem Recht.
Keinen Zugang zu Versorgung
Auch wegen der Luftangriffe bezeichnen die Vereinten Nationen den Konflikt als schwerste humanitäre Krise der Gegenwart. Infrastruktur und Versorgungseinrichtungen sind vielerorts zerstört. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO hat mehr als die Hälfte der 28 Millionen Jemeniten keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Mehr als 22 Millionen Menschen sind nach Uno-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zwischenzeitlich wüteten Seuchen wie Cholera und Diphtherie.
Die Ort des Angriffs, die Provinz Saada im Norden des Jemen, ist das Stammland der Huthi-Rebellen, die das Land 2014 zu weiten Teilen eroberten. Bis heute kontrollieren sie vor allem den Norden des Landes und die Hauptstadt Sanaa.
Erst vor einer Woche hatte der Uno-Sondergesandte für den Jemen, Martin Griffiths, die ersten Friedensgesprächen seit zwei Jahren angekündigt. Er wolle die Konfliktparteien zum 6. September nach Genf einladen.
Doch tobt der Krieg weiter: Erst am Freitag hatte ein Bombardement nahe eines Spitals in der strategisch wichtigen Hafenstadt Hudaidah mehr als 50 Menschen getötet. Am Donnerstag gab es zudem mindestens fünf weitere Luftangriffe auf Sanaa.
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