Familienleben 8 von 10 Kindern leben mit beiden Eltern – Katholische sogar öfter

iw, sda

11.5.2021 - 10:31

Papa, Mama, Kind(er) ist in der Schweiz immer noch die häufigste Familienkonstellation, vier von fünf Kindern wachsen in einer sogenannten "Erstfamilie" auf (Archivbild).
Papa, Mama, Kind(er) ist in der Schweiz immer noch die häufigste Familienkonstellation, vier von fünf Kindern wachsen in einer sogenannten "Erstfamilie" auf (Archivbild).
Keystone

In der Schweiz ist die klassische Familie kein Auslaufmodell: Ein Drittel der Privathaushalte haben eine traditionelle Papa-Mama-Kind-Struktur und 81 Prozent der Kinder leben in einer Erstfamilie – besonders oft in der Innerschweiz, seltener in der Romandie.

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Dabei bestätigt sich das Klischee, dass katholische Familien stabiler sind als protestantische: In Uri, Schwyz und Appenzell Innerrhoden gibt es schweizweit am meisten Ehepaarhaushalte mit Kindern. Die übrigen Innerschweizer Kantone sowie Thurgau, St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden haben ebenfalls einen hohen Anteil an Erstfamilien mit Kindern. Waadt und Neuenburg dagegen liegen mehr als 10 Prozentpunkte unter dem Landesschnitt.

Tradition hat ihre Schattenseiten: So bleibt die Kindererziehung in der Schweiz immer noch nach alter Väter Sitte an den Müttern hängen. «Papa Vollzeit, Mama Teilzeit» heisst es in der Hälfte der Familien mit Kindern unter 4 Jahren. Das zeigen die neu zusammengestellten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) vom Dienstag. Der Anteil Teilzeit erwerbstätiger Frauen in Paarbeziehungen liegt 10, der von Singlefrauen sogar 19 Prozentpunkte tiefer als bei Familienmüttern.

Dabei würden 40 Prozent der Mütter es vorziehen, wenn beide Elternteile Teilzeit arbeiten würden. Stattdessen haben 78 Prozent der Mütter Teilzeitpensen, aber nur 12 Prozent der Väter. Eine gleichberechtigte Verteilung bringt nur jedes zehnte Paar zustande.

Überdurchschnittlich hilfreiche Grosseltern

Etwas mehr als ein Drittel der Kinder unter drei Jahren geniessen eine formelle Ausser-Haus-Betreuung. Das entspricht dem europäischen Durchschnitt von 35 Prozent. Überdurchschnittlich viele Schweizer Kleinkinder werden ausserhalb von Institutionen betreut, von Grosseltern, anderen Privatpersonen oder Tagesmüttern, nämlich 40 Prozent; im europäischen Durchschnitt sind es nur 28 Prozent.

Nicht gerade rosig sieht es aus, wenn man Einelternfamilien – in der Regel Single-Mütter mit Kindern – in den Fokus rückt: 23 Prozent der Alleinerziehenden haben grosse bis sehr grosse Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen, 20 Prozent bezieht Sozialhilfe. Zum Vergleich: Von den Paaren mit Kindern sind 13 Prozent auf Stütze angewiesen, von denen ohne sogar nur 7 Prozent.

Armut und Einsamkeit machen krank

Die Familie ist ein mächtiger Wellness-Faktor: So bezeichnen sich nur drei Viertel der Alleinerziehenden und 78 Prozent der Singles als gesund bis sehr gesund. Personen in Paarbeziehungen mit Kindern sind zu 83 Prozent mit ihrer Gesundheit zufrieden oder sehr zufrieden. Interessant: Paare ohne Kinder fühlen sich etwas weniger oft völlig gesund (81 Prozent) als Paare mit. Ergo: Kinder halten fit, allerdings nur, wenn auch die anderen Lebensumstände stimmen.

Familienleben endet nicht , wenn die Kinder aus dem Haus sind. Für viele beginnt dann die Pflege der Eltern: Fast jede/r Fünfte (18 Prozent) kümmert sich mindestens ein Mal die Woche um eine gebrechliche Person, bis zur eigenen Pensionierung sind das meist Eltern oder Schwiegereltern, danach Freunde und Nachbarn.