Abschied von Ex-Präsident Carter Ein Moment zwischen Trump und Obama überrascht bei Trauerfeier

SDA

9.1.2025 - 18:28

Trauerfeier für Ex-Präsident Jimmy Carter

Trauerfeier für Ex-Präsident Jimmy Carter

STORY: In Washington hat am Donnerstag die offizielle Trauerfeier für den verstorbenen ehemaligen US-Präsident Jimmy Carter stattgefunden. Im Beisein zahlreicher Spitzenpolitiker, darunter US-Präsident Joe Biden und sein designierten Amtsnachfolger Donald Trump, wurde der Sarg in der National Cathedral aufgebahrt. US-Präsident Joe Biden: «Die Freundschaft mit Jimmy Carter und sein Leben haben mich gelehrt, dass Charakterstärke mehr ist als die Titel oder die Macht, die wir innehaben. Es ist die Stärke zu verstehen, dass jeder mit Würde und Respekt behandelt werden sollte. Dass jeder und ich meine wirklich jeder, eine faire Chance verdient, nicht eine Garantie, aber eine Chance. Wir haben die Verpflichtung, Hass keinen sicheren Hafen zu bieten und uns gegen das zu stellen, was mein Vater immer als die grösste Sünde von allen bezeichnet hat, den Missbrauch von Macht. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, denn keiner von uns ist perfekt. Wir sind alle fehlbar. Aber es geht darum, uns selbst zu fragen, bemühen wir uns, die richtigen Dinge zu tun? Welche Werte? Welches Werte leiten uns? Handeln wir aus Angst oder Hoffnung? Aus Egoismus oder Grosszügigkeit? Zeigen wir Gnade? Bewahren wir den Glauben, wenn er am stärksten geprüft wird? Denn den Glauben an das Beste in der Menschheit und das Beste in Amerika zu bewahren, ist die Geschichte, meiner Ansicht nach, von Jimmy Carters Leben.» Im Anschluss an die Trauerfeier sollen die sterblichen Überreste nach Georgia überführt werden. Dort soll Carter neben seiner 2023 verstorbenen Ehefrau beerdigt werden. Jimmy Carter war Ende Dezember im Alter von 100 Jahren gestorben.

10.01.2025

Fünf US-Präsidenten und zwei bemerkenswerte Momente: Am Donnerstag haben die USA Abschied von dem jüngst verstorbenen Ex-Präsidenten Jimmy Carter genommen.

Keystone-SDA

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am Donnerstag fand in Washington der staatliche Trauerakt für den kürzlich verstorbenen Ex-US-Präsidenten Jimmy Carter statt.
  • Alle fünf noch lebenden US-Präsidenten waren als Trauergäste vor Ort. Zwischen Donald Trump und Barack Obama kam es zu einer seltenen Geste.
  • Derweil mahnte der noch amtierende Präsident Joe Biden an, man dürfe Hass nie einen sicheren Hafen bieten.

Im Beisein aller noch lebenden früheren US-Präsidenten hat Amtsinhaber Joe Biden den verstorbenen Jimmy Carter bei einem staatlichen Trauerakt in der Washington National Cathedral gewürdigt. Biden sagte in seiner Rede, die Freundschaft zu Carter habe ihm beigebracht, dass Charakterstärke mehr wert sei als die Titel oder die Macht, die man habe. Biden prangerte Machtmissbrauch an und mahnte, es gebe eine Verpflichtung, Hass keinen sicheren Hafen zu bieten.

Biden sprach auch vor seinem Nachfolger Donald Trump, der wie die anderen noch lebenden Nachfolger Carters zu dem Trauerakt kam. Ein seltenes Bild. Trump sass neben Barack Obama – vor Beginn des Gottesdienstes unterhielten sich die beiden. Ein Ausschnitt der TV-Übertragung von CNN, der via X die Runde machte, zeigt Obama gar, als er über eine offenbar witzige Bemerkung von Donald Trump lacht.

Erstaunlich war auch so etwas wie eine Annäherung zwischen Donald Trump und seinem einstigen Vizepräsidenten Mike Pence. Trotz des schlechten Verhältnisses, das die beiden Berichten zufolge pflegen, liessen sie sich zu einem Handschlag hinreissen.

In derselben Reihe wie Trump und Obama nahmen Bill Clinton und George W. Bush Platz. Auch deren Ehefrauen waren dabei – mit Ausnahme von Michelle Obama. In der ersten Reihe sassen Biden und seine Vize Kamala Harris mit ihren jeweiligen Partnern.

Auch weitere Polit-Prominenz war vertreten: darunter Kanadas scheidender Premierminister Justin Trudeau und UN-Generalsekretär António Guterres.

Barack Obama und Donald Trump sassen bei der Trauerfeier von Ex-US-Präsident Jimmy Carter nebeneinander.
Barack Obama und Donald Trump sassen bei der Trauerfeier von Ex-US-Präsident Jimmy Carter nebeneinander.
Bild: Keystone/Ben Curtis

Aussergewöhnliche Freundschaft zwischen Politrivalen

Der frühere republikanische US-Präsident Gerald Ford, der unmittelbar vor Carter im Amt war und der gegen den Demokraten bei der Wahl 1976 verloren hatte, hinterliess nach seinem Tod 2006 eine vorbereitete Trauerrede für Carter. Dessen Sohn Steven las sie vor.

Die beiden pflegten eine bemerkenswerte Freundschaft, nachdem sie im Wahlkampf Rivalen waren – undenkbar im heutigen, tief gespaltenen US-Politikbetrieb. Die Rede schloss mit den Worten: «Was mich betrifft, Jimmy, so freue ich mich auf unser Wiedersehen, wir haben uns viel zu erzählen.»

Enkel Jason Carter hielt eine Ansprache neben dem mit einer US-amerikanischen Flagge bedeckten Sarg des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter.
Enkel Jason Carter hielt eine Ansprache neben dem mit einer US-amerikanischen Flagge bedeckten Sarg des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter.
Bild: Keystone/AP/Ben Curtis

Carter war am 29. Dezember im Alter von 100 Jahren gestorben. Der Demokrat sass von 1977 bis 1981 im Weissen Haus. Im Anschluss an die Trauerfeier wird der Sarg zurück in Carters Heimatbundesstaat Georgia geflogen, wo später im privaten Kreis in seinem Heimatort Plains die Beisetzung stattfinden soll.

Die Zeichen der Trauer über Carters Tod werden noch über Donnerstag hinaus zu sehen sein. Biden hat für 30 Tage Trauerbeflaggung angeordnet. Die Flaggen werden also auch am Tag der Vereidigung seines Nachfolgers Trump auf halbmast wehen. Der Republikaner hat sich darüber öffentlich aufgeregt.