Bundeskanzlerin Angela Merkel spaziert durch die Altstadt von Stralsund.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trinkt bei der Stralsunder Stadtwache ein Bier.
«Ära geht zu Ende» – Merkel verabschiedet sich in Stralsund - Gallery
Bundeskanzlerin Angela Merkel spaziert durch die Altstadt von Stralsund.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trinkt bei der Stralsunder Stadtwache ein Bier.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Donnerstag für einen Überraschungsbesuch nach Stralsund gekommen und hat sich in ihrem Wahlkreis verabschiedet. Dabei erinnerte sie sich auch an Startschwierigkeiten.
Eine Portion Eis, Ständchen vom Shanty-Chor und ein Fass Bismarck-Heringe – so hat sich Stralsund am Donnerstag von seiner Bundestagsabgeordneten Angela Merkel (CDU) verabschiedet. Umringt von Schaulustigen spazierte die Bundeskanzlerin bei Sonnenschein durch die Innenstadt.
Den Besuch hatte die Stadt bis zuletzt nicht öffentlich gemacht. Schon am Montag war Merkel anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Umweltorganisation Greenpeace in der Hansestadt gewesen. Vereinzelt hatten Gegner ihrer Corona-Politik lautstark protestiert.
Heimat des Direktmandats
Harmonisch bis emotional ging es hingegen bei der Abschiedsfeier am Donnerstag in der Kulturkirche St. Jacobi zu. Sie habe nie einen Gast gehört, der nicht absolut überrascht gewesen sei von der Schönheit der Stadt, sagte Merkel vor etwa 150 Gästen. Sie habe aber auch gewusst, dass hier alles hart erarbeitet worden sei.
«Leider war ich nie eine ganz normale Bundestagsabgeordnete», sagte Merkel. Ihre zahlreichen Regierungs- und Parteiämter hätten ihre Zeit für den Wahlkreis beschnitten. Dennoch hat Merkel bei allen acht Wahlen seit 1990 das Direktmandat gewonnen.
Glück beim ersten Wahlsieg
Dem gingen aber Startschwierigkeiten voraus, wie Merkel sich erinnerte. Ihre Aufstellung als Bundestagskandidatin sei mindestens so schwer wie die Wahl gewesen. Damals wurden drei Kreise zusammengelegt. Ein bisschen sei sie nur gewählt worden, weil den Vertretern eines Kreises nicht ganz klar gewesen sei, was eine Stichwahl bedeutet. «Die fuhren dann nach dem ersten Wahlgang, den ihr Kandidat gewonnen hatte, alle nach Hause.» Mit den Stimmen der anderen Kreise habe sie dann die Stichwahl gewonnen. Der Rest ist Geschichte.
Merkel bedankte sich bei Weggefährten ihrer ersten Zeit in Stralsund, etwa dem Ehepaar Zimmer. «Sie kannte ja auch keinen hier», erinnerte sich der inzwischen 81-jährige Rolf-Peter Zimmer. Er war damals CDU-Fraktionsvorsitzender der Bürgerschaft. Man habe Merkel anfangs bei einer befreundeten Familie untergebracht. «Da hat sie eben fast ein halbes Jahr gewohnt», erinnerte sich seine Frau Inge, die damals Geschäftsführerin der CDU in Stralsund war. «Wenn wir sie nicht gehabt hätten, ich glaube Stralsund wäre nicht so schön geworden.»
Die Welt zu Gast in Stralsund
Die Bundeskanzlerin erinnerte sich an viele Herausforderungen vor Ort wie den Bau der Rügenbrücke, des Ozeaneums oder den Erhalt der Werft, die derzeit wieder in Schwierigkeiten ist.
«Eine Ära geht zu Ende», sagte Oberbürgermeister Alexander Badrow (ebenfalls CDU). Stralsund habe Merkel viel zu verdanken. Sie habe immer wieder das Auge der Welt auf Stralsund gelenkt, etwa beim Besuch des US-Präsidenten George W. Bush oder des französischen Präsidenten François Hollande.
Merkel hatte vor längerer Zeit angekündigt, nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren. Den Wahlkreis hat der 33 Jahre alte Georg Günther als CDU-Direktkandidat übernommen. Der gab sich trotz schwacher Umfragewerte für seine Partei am Donnerstag optimistisch. Die Stimmung etwa im Haustür-Wahlkampf sei besser, als es die Umfragen glauben liessen.