MyanmarAktivisten sammeln mit K-Pop Geld für Kampf gegen die Junta
AP/toko
7.4.2021
Das Ringen um die Demokratie ist teuer. In Myanmar setzen die Gegner der Putschisten auf virtuelle Flohmärkte, wenn auch manches Angebot mit Einschränkungen daherkommt.
07.04.2021, 00:00
AP/toko
Auch mit massiver Gewalt hat die Militärjunta in Myanmar den Widerstand der Strasse gegen ihre Herrschaft bisher nicht brechen können. Die Gegenwehr formiert sich aber nicht nur dort, sondern auch im Internet. Mit virtuellen Flohmärkten sammeln die Anhänger der gewählten Regierung Geld für ihre Protestbewegung und finanzieren so ihren Kampf für die Demokratie.
Facebook-Nutzer verkaufen ihr Eigentum
Angeboten werden Kleidung und Spielzeug, Musikunterricht und sogar Abenteuerreisen. Ausländische Freunde sind eingeladen, ebenfalls zu spenden. Mit ihren Aufrufen wollen die Gegner der Junta aber auch ein politisches Bewusstsein dafür schaffen, dass die Absetzung der inhaftierten faktischen Regierungschefin Aung San Suu Kyi vor zwei Monaten rechtswidrig war.
Facebook-Nutzer verkaufen über das Netzwerk nun ihr Eigentum und werben damit, dass alle Erlöse an ein Komitee gewählter Parlamentsabgeordneter fliessen, die ihre Sitze nach der Wahl nicht einnehmen durften. Das Komitee CRPH sieht sich selbst als einzig legitime Regierung des Landes. Die Junta hat es als rechtswidrig bezeichnet und gedroht, nicht nur seine Mitglieder zu inhaftieren, sondern auch Unterstützer. Mit dem gesammelten Geld finanziert das Komitee seine Aktivitäten in Myanmar und diplomatische Bemühungen im Ausland.
K-Pop-Sammlerstücke für den Widerstand
Die Junta hat seit dem Putsch am 1. Februar den Zugang zum Internet immer weiter eingeschränkt, so dass inzwischen nur noch wenige Haushalte über einen schnellen Breitbandzugang verfügen. Dennoch sind Flohmarktangebote zu finden. So bot in der vergangenen Woche eine junge Frau K-Pop-Musik und Sammlerstücke an, hauptsächlich von der koreanisch-chinesischen Boygroup Exo. Interessenten mussten ihr nur einen Spendennachweis über eine Summe für das CRPH-Komitee schicken. Die Stücke gingen dann die an diejenigen, die am meisten gespendet hatten.
Ebenfalls im Angebot war eine Lego-Sammlung aus der Marvel-Superhelden-Reihe. «Die sind nicht sehr teuer, aber schwierig zu bekommen», schrieb der Anbieter zu den Figuren. «Wenn ihr mir eine CRPH-Spendenquittung zeigt, könnt ihr euch etwas aussuchen.» Eine Gruppe Freunde bot Romane und Gedichtsammlungen sowie Motivationsbücher an. Auch der Erlös aus diesem Angebot sollte in den Kampf für die Demokratie fliessen.
Andere Aktivisten boten ihre Fähigkeiten im Austausch gegen Spenden an. Eine Suche bei Facebook führte zu einer Schneiderin, die im Austausch gegen eine Spende von 25 Dollar (rund 23 Franken) ein traditionelles Kleid nähen wollte, ausserdem zu einem Musiker, der kostenlosen Gitarrenunterricht anbot — lebenslang.
Ein Reiseleiter verlost eine Abenteuertour für fünf Personen. Mitmachen kann jeder, der eine Spende an das CRPH oder eine andere Organisation nachweist, die sich dem Kampf für die Demokratie in Myanmar verschrieben hat. Eine Einschränkung gibt es aber, wie der Anbieter erklärt. Der glückliche Gewinner kann seine Abenteuerreise erst «nach der Revolution» antreten.