Amerikanische F-16 schiesst türkische Drohne ab
Ein US-Kampfjet hat am 5. Oktober 2023 in Syrien eine türkische Drohne abgeschossen, die GIs zu nahe gekommen sein soll.
06.10.2023
Ein US-Kampfjet hat in Syrien eine türkische Drohne abgeschossen, die GIs zu nahe gekommen sein soll. Ausserdem hat eine Drohne eine syrische Militärakademie angriffen, als dort ein Fest war: Es soll über 80 Tote geben.
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- Eine amerikanische F-16 hat eine türkische Drohne abgeschossen, die angeblich US-Truppen bis auf 500 Meter genähert hat.
- Washington bedauerte den Vorfall, teilte aber auch mit, dass warnende Telefonanrufe beim türkischen Militär erfolglos waren.
- In Homs ist ausserdem eine syrische Militärakademie von einer Kamikaze-Drohne attackiert worden, als es dort eine Feier gab.
- Es soll mindestens 80 Tote und 240 Verletzte gegeben haben – darunter angeblich auch Kinder.
- Die syrische Armee startete als Vergeltung Angriffe auf die Stadt Idlib.
- Noch hat sich niemand zu diesem Angriff bekannt.
Das US-Militär hat eine türkische Drohne abgeschossen, die den amerikanischen Truppen in Syrien zu nahe kam.
Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington, Patrick Ryder, sprach von einem bedauerlichen Vorfall und sagte, die US-Soldaten seien gezwungen gewesen, sich in Bunkern in Sicherheit zu bringen, als die Türkei Ziele in der Nähe bombardiert habe.
Verteidigungsminister Lloyd Austin habe bereits mit seinem türkischen Amtskollegen gesprochen und die Bedeutung einer engen Koordinierung zwischen den beiden Ländern unterstrichen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Türkei die US-Soldaten absichtlich angegriffen habe, sagte Ryder.
Drohne näherte sich bis auf 500 Meter
Der Abschuss sei eine angemessene Massnahme zum Schutz von US-Soldaten gewesen. Die türkische Drohne war nach Angaben des Sprechers am Morgen in der Umgebung von Al-Hasakah im Nordosten von Syrien bis auf 500 Meter an die US-Truppen herangeflogen. Amerikanische Kommandeure stuften sie deshalb als Bedrohung ein, und Kampfjets schossen sie ab. Verletzt wurde dabei niemand, wie Ryder erklärte.
US-Vertreter sagten der Nachrichtenagentur AP, dem Abschuss seien mehr als ein Dutzend Anrufe bei türkischen Befehlshabern vorausgegangen. Darin sei mitgeteilt worden, dass sich US-Streitkräfte in dem Gebiet aufhielten und dass Massnahmen zu ihrem Schutz ergriffen würden, wenn die Drohne nicht zurückgezogen werde.
Ankara äusserte sich nicht zu dem Vorfall. Meist koordinieren das amerikanische und das türkische Militär, die NATO-Verbündete sind, ihre Einsätze in der Region. Die USA haben etwa 900 Soldaten in Syrien stationiert, die gegen die Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat im Einsatz sind.
Dutzende Tote bei Angriff ais Militär-Akademie
Bei einem Drohnenangriff auf eine Abschlussfeier in einer Militärakademie in Syrien sind mindestens 80 Menschen ums Leben gekommen. Wie der syrische Gesundheitsminister Hassan Al-Ghobash am 5. Oktober erklärte, sollen darunter auch Frauen und Kinder sein. Demnach soll es ausserdem mindestens 240 Verletzte gegeben haben.
Es wird erwartet, dass die Zahl der Opfer weiter steigen wird. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London liegt die Zahl der Todesopfer bereits bei über 100. Die syrische Regierung rief eine dreitägige Staatstrauer aus, wie die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete.
Die syrische Armee hatte erklärt, dass «bewaffnete Terrororganisationen» die Abschlussfeier von Offiziersstudenten der Militärhochschule angegriffen hätten. Die Armee wolle «mit aller Härte» auf den «feigen Terrorakt» reagieren. In den sozialen Medien verbreitete Videos zeigten Bilder von schreienden und weglaufenden Menschen auf dem Gelände der Zeremonie.
Vergeltung: Syrische Armee greift Idlib an
Verletzte lagen mit blutgetränkter Kleidung auf dem Boden. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle nahmen an der Zeremonie sowohl syrische Militärbeamte als auch der Verteidigungsminister teil, der die Zeremonie Berichten zufolge vor Beginn des Angriffs verliess.
Die Beobachtungsstelle vermutete, dass es sich entweder um einen Angriff der militant-islamistischen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) oder der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) handeln könnte. Beide wollen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad stürzen. Diese kontrolliert inzwischen wieder zwei Drittel des Landes, darunter auch die Provinz Homs.
Unmittelbar nach dem Angriff auf die Militärakademie soll die syrische Regierung verschiedene Gebiete im Umland Idlibs im Nordwesten des Landes angegriffen haben. Idlib gilt als letzte Rebellenhochburg im Bürgerkriegsland. Bei den Angriffen sollen nach Angaben der Rettungsorganisation Weisshelme mindestens fünf Zivilisten ums Leben gekommen sein. Demnach habe es dabei ausserdem 38 Verletzte gegeben.
Der Konflikt in Syrien hatte im Frühjahr 2011 mit Protesten gegen die Regierung begonnen. Die Regierung ging mit Gewalt dagegen vor. Daraus entwickelte sich später ein Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung. Eine politische Lösung des Konflikts ist nicht in Sicht.
AP/dpa/phi