Russland Amerikaner wegen Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt

dpa/phi

15.6.2020

Paul Whelan Ende August 2019 vor Gericht in Moskau.
Paul Whelan Ende August 2019 vor Gericht in Moskau.
Bild: Keystone

Ungeachtet scharfer Kritik der USA an dem Strafverfahren hat die russische Justiz einen Amerikaner wegen Spionage verurteilt. Der Fall belastet die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen Moskau und Washington.

Ein russisches Gericht hat den seit fast anderthalb Jahren inhaftierten US-Bürger Paul Whelan wegen Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht in Moskau sah die Agententätigkeit des 50-Jährigen am Montag als erwiesen an, wie die Agentur Interfax meldete. Das Strafmass blieb hinter dem Antrag der Staatsanwaltschaft zurück, die 18 Jahre Straflager gefordert hatte.

Whelans Anwalt Wladimir Scherebenkow hatte immer wieder kritisiert, dass es in dem Verfahren keine Beweise gegeben habe. Er will das Urteil anfechten, sagte er. In seinem Schlusswort vor Gericht hatte Whelan zuletzt betont, dass er unschuldig sei. Auch Zeugen hätten bestätigt, dass Whelan weder Informanten angeworben noch geheime Informationen gesammelt habe, sagte Scherebenkow.

Dicke Luft zwischen Moskau und Washington

Paul Whelan war im Dezember 2018 festgenommen worden. Der Fall dürfte die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen Moskau und Washington weiter belasten.

Im März hatte der US-Botschafter in Moskau, John J. Sullivan, nach einem Besuch bei Whelan die Haftbedingungen massiv kritisiert. Whelan werde ohne Beweise festgehalten und erhalte wegen einer potenziell lebensbedrohlichen Krankheit keine richtige Behandlung.

Angeblich auf frischer Tat ertappt

Im Beisein seiner Botschafter-Kollegen aus Grossbritannien und Irland hatte Sullivan ein faires und transparentes Verfahren gefordert. Whelan ist Staatsbürger dieser drei Staaten sowie Kanadas. Whelan soll nach Darstellung des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB als Spion auf frischer Tat ertappt worden sein. Er soll geheime Daten auf einem USB-Stick erhalten haben.

Die Familie hat mit einem Schuldspruch gerechnet.

Nach Darstellung der Verteidigung ging Whelan aber bei einem seiner vielen Besuche in Moskau davon aus, dass es sich um private Inhalte gehandelt habe.Immer wieder gibt es zwischen den USA und Russland viel beachtete Spionagefälle. Ob es dabei stets um echte oder vielleicht nur vermeintliche Agenten geht, ist kaum überprüfbar.

Maria Butina – die Spionin, die Mann liebte

In der Vergangenheit einigten sich Russland und die USA aber auch auf einen Austausch von Gefangenen. Russlands Präsident Wladimir Putin, selbst ein ehemaliger Geheimdienstchef, hatte im vergangenen Jahr bei einer FSB-Versammlung vor ausländischen Spionageangriffen auf sein Land gewarnt. Demnach wurden allein 2018 mehr als 460 Spione enttarnt.

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