Argentiniens umstrittene Vize-Präsidentin Cristina Kirchner ist offenbar nur knapp einem mutmasslichen Attentat entgangen. Ein Mann richtete in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires eine Schusswaffe auf die frühere Staatschefin, als diese vor
02.09.2022
Gegen Argentiniens ehemalige Staatschefin läuft derzeit ein Korruptionsprozess. Unterstützer feiern sie indes vor ihrem Haus. Ein Mann ging nun mit einer Schusswaffe auf Cristina Kirchner los.
DPA
02.09.2022, 08:49
02.09.2022, 09:07
dpa/uri
Die argentinische Vizepräsidentin Cristina Fernández Kirchner hat nach Angaben von Präsident Alberto Fernández einen Attentatsversuch überlebt.
Ein Mann habe versucht, mit einer Waffe auf die frühere Staatschefin zu schiessen, aber die Handfeuerwaffe sei nicht losgegangen, sagte Präsident Fernández am Donnerstag (Ortszeit) zu dem Vorfall vom gleichen Abend. Der mutmassliche Angreifer wurde Behördenangaben zufolge schnell von Leibwächtern der einflussreichen Politikerin überwältigt.
Fernández sagte, der mutmassliche Angreifer habe mit der Schusswaffe auf den Kopf von Kirchner gezielt und abgedrückt. Kirchner sei offenbar unverletzt geblieben. Der Angriff auf Kirchner sei «der ernsteste Vorfall, seit wir die Demokratie zurückbekommen haben», sagte Fernández mit Bezug auf das Jahr 1983 und das Ende der Militärdiktatur.
Fernández erklärte den (heutigen) Freitag zu einem Feiertag. Dieser solle es den Argentiniern ermöglichen, Unterstützung für das Leben und die Demokratie zu zeigen, und sich solidarisch mit Kirchner zu geben.
Schusswaffe soll Gesicht Kirchners fast berührt haben
Ein von Lokalmedien ausgestrahltes Video von dem Vorfall zeigt, wie Kirchner am Donnerstag in Buenos Aires vor ihrer Wohnung im Viertel Recoleta aus einem Fahrzeug aussteigt und von Anhängern umringt wird. Auf einmal streckt ein Mann seine Hand aus, in der er eine Pistole zu halten scheint, die Vizepräsidentin geht in Deckung.
Auf Videoaufnahmen, die nicht verifiziert und in sozialen Medien veröffentlicht wurden, war zu sehen, wie die Schusswaffe beinahe das Gesicht von Kirchner berührte. Beim mutmasslichen Angreifer handelte es sich um einen Brasilianer, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Der Verdächtige sei nicht vorbestraft.
Condenamos el cobarde intento de magnicidio en contra de nuestra hermana @CFKArgentina. Toda nuestra solidaridad a la vicepresidenta. La Patria Grande está contigo hermana. La derecha criminal y servil al imperialismo no pasará. El pueblo libre y digno de #Argentina la derrotará. pic.twitter.com/oKQe5oI2BZ
Die Augenzeugin Gina De Bai sagte der Nachrichtenagentur AP, sie habe gehört, wie der Abzug der Schusswaffe betätigt worden sei. Sie habe erst gesehen, dass es eine Handfeuerwaffe gewesen sei, als der mutmassliche Angreifer vom Sicherheitspersonal weggebracht worden sei.
Gegen Kirchner läuft Korruptionsprozess
Argentinische Minister gaben eine Stellungnahme heraus, in der sie «den versuchten Mord» an Kirchner verurteilten. «Was heute Abend passiert ist, ist äusserst ernst und gefährdet die Demokratie, Institutionen und die Rechtsstaatlichkeit», teilten die Minister mit.
Gegen Kirchner läuft derzeit ein Prozess wegen des Vorwurfs der Korruption während ihrer Präsidentschaft. Die Staatsanwaltschaft hat eine zwölfjährige Haftstrafe gegen sie gefordert. Zudem will die Anklage erreichen, dass Kirchner bis zu ihrem Lebensende kein öffentliches Amt mehr ausüben darf. Kirchner bestreitet die Vorwürfe. Sie war von 2007 bis 2015 Präsidentin.
Am Wochenende hatten sich Anhänger von Kirchner in ihrem Wohnviertel Recoleta Zusammenstösse mit Polizisten geliefert, die das Gebiet nahe ihrer Wohnung räumen wollten. Anschliessend war die Zahl der anwesenden Polizisten reduziert worden.
Sie begrüsste beim Verlassen der Wohnung Unterstützer
Kirchner war es gewohnt, beim Verlassen ihrer Wohnung gegen Mittag jeden Tag Unterstützer zu begrüssen und Autogramme zu geben. Dann fuhr sie zum Senat. Abends war ihr Ablauf ähnlich.
Anhänger von Kirchner machten die Opposition für den Angriff verantwortlich. Die Opposition trage die Schuld für hasserfüllte Äusserungen, mit denen zu Gewalt ermutigt werde.
Die Präsidentin einer oppositionellen Partei, Patricia Bullrich, verteidigte die Opposition gegen Angriffe der Regierung. Fernández beschuldige die Presse und die Opposition und rufe einen Nationalfeiertag aus, statt dass er den Angriff ernsthaft untersuchen lasse.
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