«Menschenverachtend»Athen und Ankara machen sich Vorwürfe wegen nackten Migranten
dpa
16.10.2022 - 13:43
Ein Foto mit nackten Migranten an der türkisch-griechischen Grenze lässt die Wogen zwischen den beiden Ländern hochgehen
DPA
16.10.2022, 13:43
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Es sei ein «menschenverachtendes Bild», es handele sich um «barbarisches Verhalten, das ans Mittelalter erinnert», sagte der griechische Bürgerschutzminister Takis Theodorikakos dem Sender Skai.
Griechenland und die Türkei schieben sich gegenseitig die Schuld für den Vorfall zu, der für grosses Entsetzen gesorgt hat. Die Regierung in Athen verurteilte am Sonntag erneut den Vorfall am Grenzfluss Evros.
Nach Angaben griechischer Ministerien waren am Freitag 92 Migranten aufgegriffen worden, die von der Türkei aus nackt über den Grenzfluss nach Griechenland getrieben worden sein sollen.
Türkischer Vizeminister spricht von «Manipulationen»
Der türkische Vize-Innenminister Ismail Catakli twitterte anschliessend, die Nachricht sei erfunden. «Verbringt eure Zeit mit der Einhaltung der Menschenrechte, nicht mit Manipulationen und Unehrlichkeit!», schrieb Catakli am Samstagabend. Weil Griechenland keine einzige Menschenrechtsverletzung der Türkei finden könne, versuche man nun, die eigene Grausamkeit der Türkei unterzuschieben.
As you couldn’t find one single case of human rights violation by 🇹🇷, you just seek to expose image of your cruelty you’ve inflicted as if 🇹🇷’s done! Spend your time to obey human rights, not for manipulations & dishonesty! C’mon, it’s not big deal; just be little bit civilised! https://t.co/Wu45kEN8tQ
Griechische Behörden und Medien veröffentlichten ein Foto mit nackten Migranten. Einige der Menschen hätten berichtet, sie seien in drei Fahrzeugen der türkischen Behörden an den Fluss transportiert und dort in Schlauchboote gesetzt worden, um den Fluss zu überqueren. Manche sollen Verletzungen aufgewiesen haben, heisst es in einer Mitteilung der griechischen Polizei. Man habe die Migranten bekleidet und versorgt; sie sollen aus Afghanistan, Syrien und Pakistan stammen.
Frontex war angeblich vor Ort
Laut Bürgerschutzministerium waren bei dem Vorfall auf griechischer Seite auch Beamte der EU-Grenzschutzagentur Frontex vor Ort. Von Frontex selbst gab es am Wochenende auf Nachfrage hin zunächst keine Bestätigung des Vorfalls. Die zuständigen EU-Behörden seien umfassend informiert worden, hiess es in Athen. Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis teilte mit, man erwarte, dass Ankara den Vorfall untersuche.
Athen will wegen der erhöhten Zahl illegaler Grenzübertritte von der Türkei aus die Grenze am Fluss Evros im Nordosten des Landes fast vollständig abriegeln. Die bestehenden 35 Kilometer Grenzzaun entlang des Flusses werden zurzeit um 80 Kilometer verlängert. Nicht nur am Evros, auch in der östlichen Ägäis hatten griechische Grenzer zuletzt einen deutlichen Anstieg der Flüchtlingszahlen verzeichnet.